Viktoria News
2:2 – Nur die Pressekonferenz „enttäuschte“
11. November 2018

Legendärer Rosenheimer Filmabspann: Mit dem Ausgleich in buchstäblich letzter Sekunde brennt sich Daniele Toch ins weiß-blaue Bewusstsein / Jochen Seitz bricht Lanze für „Ersatzspieler“

Niederlagen machen derzeit auswärts einen Bogen um die Viktoria – im Rosenheimer Jahnstadion wurde diese Wahrheit wieder einmal auf besonders kuriose Weise erlebbar gemacht. Vor 330 Zuschauern dominierten die Hausherren die erste Halbzeit klar und lagen verdientermaßen mit 2:0 in Front. Die gelb-rote Karte für den Rosenheimer Bosnjak brachte die Weiß-Blauen zurück ins Spiel, die prompt den Anschlusstreffer durch einen von Björn Schnitzer verwandelten Foulelfmeter erzielten. In der fünften Minute der Nachspielzeit, als keiner mehr einen Pfifferling auf die Weiß-Blauen gab, zündete der in der 59. Minute eingewechselte Daniele Toch den Atompilz zum 2:2-Ausgleich.[caption id="attachment_17340" align="alignleft" width="600"] Daniele Toch erzielte den Ausgleich beim Spiel in Rosenheim in der fünften Monite der Nachspielzeit (Archiv, © Moritz Hahn)[/caption]Der ins Gewinnen verliebte Rosenheimer Coach Zaric hatte seinem Team offensichtlich eingebläut, ihm eine weitere Heim-Strafarbeit im Verlieren-lernen zu ersparen, denn die Seinen legten von Beginn an los wie die Feuerwehr. Die im ersten Durchgang weitgehend auf die Defensive beschränkte Viktoria hatte schon einige brenzlige Situationen zu überstehen, ehe TSV-Goalgetter Markus Einsiedler in der 31. Minute eine Flanke von Andrija Bosnjak zur Führung verwerten konnte. Einsiedler blieb mit seinem Tor nicht lange alleine, denn unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff legte Leopold Krüger nach und sorgte für ein Zwischenresultat, dass quer durch alle Lager als völlig verdient bezeichnet wurde.Den ersten Riss bekam die rot-weiße Seligkeit in der 50. Minute, als sich der bis dahin lustige Bosnjak vor dem eigenen Strafraum zu einem Foul an Daniel Cheron hinreißen ließ. Da er bereits vorverwarnt war, blieb Schiedsrichter Thomas Berg nichts anderes übrig, als dem Kroaten den gelb-roten Karton zu zeigen. Doch auch in Unterzahl ließ sich die Zaric-Truppe zunächst nicht vom Kurs abbringen. In der 59. Minute musste Peter Neuberger bei einem Volleyschuss von Omer Jahic sein ganzes Können aufbieten. Sehr wichtig die Vereitelung des dritten Einschlags, denn bereits fünf Minuten später konnte Björn Schnitzer mit einem souverän verwandelten Elfmeter – nach Foul an Verkamp – auf 1:2 verkürzen. Dies brachte das Spiel nun ins Kippen, die Viktoria erhöhte den Druck und hatte in der 73. Minute durch einen Schnitzer-Schuss an den Innenpfosten die Riesenchance auf den Ausgleich. Bis zum Ablauf der regulären Spielzeit sollten die Oberbayern nun dem Dauerdruck der Viktoria standhalten und nichts mehr zulassen. Als Zugabe gab es von Schiedsrichter fünf Minuten oben drauf.

Nachspielzeit ist „vor dem Toch“

Erst in der 59. Minute für Max Grünewald gekommen spulte Daniele Toch in diesen fünf Minuten einen beeindruckenden Werbeclip in eigener Sache ab. Zunächst prüfte er mit einem Distanzschuss aus 20 Metern TSV-Keeper Stockenreiter (93.), sodann wartete er mit untrüglichem Gespür für Dramaturgie, bis Schiri Berg Anstalten machte, die Pfeife zwecks Abpfiff zum Mund zu führen, um dann mit der letzten Offensivaktion der Viktoria durch einen unhaltbaren Schlenzer zum „Last-Second-Ausgleich“ unumstößliche Fakten zu schaffen.„Daran sieht man wieder mal, dass bei uns jeder Spieler wichtig ist. Die Ersatzspieler sind teilweise wichtiger als die erste Elf, weil sie in den letzten 20 Minuten auf dem Platz stehen, die als entscheidende Phase des Spiels gelten. Daniele hat heute wieder bewiesen, dass er in bestimmten Spielsituationen ein extrem wichtiger Spieler für uns ist. Es hat mich auch persönlich für ihn gefreut. Insofern hat heute alles gepasst“, lobte Coach Jochen Seitz den Routinier.Von der allmählich unheimlich anmutenden Erfolgssträhne auf fremden Plätzen zeigt sich ein selbstbewusster Jochen Seitz in keiner Weise irritiert: „Das zeigt lediglich, welchen Charakter wir haben. Wir geraten auswärts grundsätzlich in Rückstand und können die Spiele immer noch drehen. Auch heute war der Schlüssel zum Erfolg, dass wir nie aufgeben und immer an uns glauben. Wir werden für unser Investment belohnt, wobei ich gerne einräumen will, dass das heute sehr eng war. Einen Ausgleich in der 95. Minute muss man schon als glücklich bezeichnen, wenngleich aufgrund der zweiten Halbzeit nicht unverdient. Wir sind eine unangenehme Mannschaft und können mit jedem mithalten. Es darf uns allerdings nicht passieren, dass wir, wie heute geschehen, eine Halbzeit völlig verschlafen.“

Dramatisches Spiel, zahme PK

Die Pressekonferenz nach dem Match verlief übrigens gemessen an der Hinrunde schon fast enttäuschend unspektakulär. Rosenheims Trainer Zaric, der nach eigenem Bekunden vor dem Spiel mit einem Punkt zufrieden gewesen wäre, konnte nach diesem Spielverlauf naturgemäß eine gewisse Enttäuschung nicht verhehlen. Einer, der immer siegen will, verfällt da schon mal in typische Verhaltensmuster und delegiert Verantwortung. Da bot sich zuvorderst Schiri Thomas Berg an, der nach Meinung der Gastgeber einen überaus strittigen Elfmeter verhängt hatte.[caption id="attachment_18705" align="alignleft" width="600"] Jochen Seitz und seine Mannschaft setzen Auswärtsserie in Rosenheim fort und drehen erneut eine Partie (Archiv, © Moritz Hahn)[/caption]Immerhin kann die Viktoria ihre Hände völlig in Unschuld waschen. Mehr noch: Sie ist dem bezüglich Niederlagen lernunwilligen TSV-Coach bereitwillig entgegengekommen. Ein Unentschieden ist schließlich keine Niederlage – wenn es sich auch manchmal so anfühlen mag…
19. Spieltag, 10. November 2018, um 14:00 Uhr in Rosenheim (Sportanlage Jahnstraße // Jahnstr. 25, 83022 Rosenheim)

TSV 1860 Rosenheim - Viktoria Aschaffenburg 2:2 (2:0)

Rosenheim: Mario Stockenreiter - Pius Krätschmer, Georg Lenz, Christoph Wallner, Markus Einsiedler (90.+3 Adel Merdan), Leopold Krueger (71. Michael Neumeier), Omer Jahic (71. Maximilian Mayerl), Matthias Heiß, Yanick Tobias, Ludwig Räuber, Andrija Bosnjak (Trainer: Ognjen Zaric) Aschaffenburg: Peter Neuberger - Silas Zehnder (77. Jonas Fritsch), Luca Dähn, Hamza Boutakhrit, Zaki Ech-Chad (46. Pasqual Verkamp), Daniel Cheron - Max Grünewald (59. Daniele Toch), Clay Verkaj, Philipp Beinenz, Björn Schnitzer - Michél Harrer (Trainer: Jochen Seitz) Tore: 1:0 Markus Einsiedler (31.), 2:0 Leopold Krueger (44.), 2:1 Björn Schnitzer (62., FE, Pasqual Verkamp), 2:2 Daniele Toch (90.+5) Besondere Vorkommnisse: Andrija Bosnjak (50., gelb-rote Karte) Gelbe Karten: Andrija Bosnjak (34.), Pius Krätschmer (56.), Ludwig Räuber (87.) / - Schiedsrichter: Thomas Berg - Felix Brandstätter, Ilirjan Morina Zuschauer: 330 (Sportanlage Jahnstraße)
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