Jochen Seitz: Ein Heimspiel gegen eine Spitzenmannschaft ist keine sichere „Einserbank“ /Der FCM startet in dieser Saison mächtig durch
26 Punkte haben die Weiß-Blauen vor dem 20. Spieltag auf dem Konto, nachdem sie am vergangenen Wochenende durch ein in letzter Sekunde sichergestelltes 2:2 in Rosenheim zum fünften Mal hintereinander ungeschlagen geblieben waren. Bis zur Winterpause sind noch drei Partien zu absolvieren, aus denen mindestens die noch zum Erreichen der angestrebten 30-Punkte-Marke nötigen vier Punkte geholt werden sollen. Das erscheint machbar, wenn auch die Gegner in den beiden Heimspielen wirklich nicht von Pappe sind. Am Samstag (14 Uhr) kommt der Tabellenfünfte FC Memmingen an den Schönbusch. Das Team aus dem Allgäu ist nach einer Zitterpartie in der Vorsaison sicherlich eine der Überraschungen der Spielzeit 2018/19.[caption id="attachment_13772" align="alignleft" width="600"]
20. Spieltag: Viktoria Aschaffenburg empfängt den FC Memmingen[/caption]Beim FCM nimmt man den Begriff „Fußballlehrer“ noch wörtlich. Der von Berufs wegen Pädagoge Stephan Baierl hatte das Traineramt beim FCM zum ersten Januar dieses Jahres angetreten, nachdem sein Vorgänger, der in der Vorsaison noch hoch gelobte und bei seinen Schülern beliebte Pädagoge Stefan Anderl, nach Meinung der Verantwortlichen mit lediglich acht Zählern aus den ersten 12 Saisonspielen das Klassenziel deutlich verfehlt hatte. Bis zur Winterpause übernahm zunächst interimsweise der sportliche Leiter Bernd Kunze. „Herr Baierl“, der neue Klassenlehrer, konnte freilich auch nicht zaubern. Aus den verbleibenden 14 Saisonspielen holten die Allgäuer 19 Punkte, was unterm Strich Relegationsplatz 16 und damit immer noch zwei Fünfen im Zeugnis bedeutete. Zum Glück konnte man einen Fünfer mit einer Eins in der Relegation ausgleichen. Über ein 2:3 und 2:0 gegen den Bayernliga-Süd-Vertreter TSV Rain am Lech ließ sich so doch noch die Versetzung realisieren.
Alte Bauernregel: Wer keine Sorgen hat, macht sich welche
Dem entsprechend bescheiden waren die Ansprüche der Roten vor dem Saisonstart. Das Motto hieß schlicht „eine sorgenfreie Saison spielen“. Das tut das Baierl-Team bislang fürwahr, es sei denn, man betrachtet das Ganze unter dem Aspekt, dass sich der FCM mit Platz fünf in der Spitzengruppe neuerlich, wenn auch völlig anders als gedacht unter Druck gesetzt hat. Mit Blick auf den keinesfalls galaktischen Sechs-Punkte-Abstand auf Tabellenführer Eichstätt könnte man auch im bodenständigen Allgäu auf ganz andere Ideen kommen. Ausgangspunkt war ein überaus gelungener Saisoneinstand: Aus den ersten sieben Partien sammelte man 16 Punkte, für diese benötigte man im Vorjahr sage und schreibe 19 Partien. Im bisherigen Saisonverlauf ist lediglich zwischen dem 11. und 14. Spieltag ein markantes Tief auszumachen, als es in fünf Spielen nur zu zwei Zählern reichte. Aktuell nimmt man wieder Fahrt auf, von den letzten vier Begegnungen konnte man drei gewinnen, lediglich gegen die aufstrebende Oldschdod patzte man zu Hause. Auswärts sind die Baierl-Schützlinge sogar noch einen Tick stärker als zu Hause, nur gegen die vier aktuell vor ihnen platzierten Teams gab mit Ausnahme eines Remis in Burghausen (0:0) nichts zu holen. Im Umkehrschluss heißt das freilich, dass man alle Spitzenteams noch zu Hause empfängt.Das Paradestück des FCM ist zweifellos der Sturm, der mit bis dato 36 Treffern (knapp hinter Eichstätt und Schweinfurt drittbester Wert) aus allen Rohren schießt. Singulär dürfte aber der bezüglich Treffsicherheit überaus homogen besetzte Angriff sein. In Fatjon Celani, Furkan Kircicek (beide 7 Tore), Jannik Rochelt (8) und Patrik Dzalto (5) verfügen die Allgäuer über vier Akteure, die wissen, wo das Tor steht. Die Defensive wiederum scheint angesichts von 31 Gegentoren – ein Wert, der eher einer Mannschaft aus der unteren Tabellenhälfte entspricht – nicht immer im Bilde zu sein.
Zweite Halbzeit in Rosenheim als Maßstab
Dass sie es auch gegen Memmingen kann, hat die Viktoria in der Hinrunde beim 2:2 in der Memminger Arena bewiesen. Damals hatte man durch zwei Treffer von Daniel Cheron zur Pause schon mit 2:0 geführt, doch die Rot-Weißen erkämpften sich noch ein Unentschieden. Jochen Seitz appelliert denn auch, auf dem Boden der Realität zu bleiben: „
Memmingen ist eine Spitzenmannschaft. Wir können nicht einfach sagen: Wir spielen zu Hause, also gewinnen wir das. Ich hoffe, dass wir mittlerweile so weit sind, dass wir in einem Heimspiel mit einer Spitzenmannschaft auf Augenhöhe agieren können. Punkte fest einkalkulieren lassen sich bei solchen Partien nicht.“Man will, soweit irgend möglich, nichts dem Zufall überlassen
, welchen man allerdings nie – wie man aus eigener Erfahrung weiß – ganz außen vor lassen kann: „
Einen Schlachtplan haben wir natürlich, wir wissen schon, wie wir dem FCM begegnen wollen. Die Mannschaft wird in den nächsten zwei Tagen auf den Gegner eingestellt. Auf einige Faktoren wie die Tagesform und das nötige Quäntchen Glück haben wir freilich kaum einen Einfluss. Wir müssen uns so präsentieren wie gegen Rosenheim in der zweiten Halbzeit. Wenn wir allerdings so spielen wie in den ersten 45 Minuten, haben wir gegen keine Mannschaft eine Chance.“Bis zur Winterpause ohne Schmidt, Wittke und Beinenz
Viel Arbeit wird nach Meinung des Trainers auf die Viktoria-Defensive zukommen, schnelles Umschaltspiel ist die Voraussetzung, um vorne die nötigen Akzente zu setzen:
„Memmingen ist eine sehr spielstarke Mannschaft, die mit Sicherheit ihre Stärken in der Offensive hat. Sie haben mit Rochelt, Kircicek und Celani drei sehr gute Spieler vorne drin, die für die meisten Tore verantwortlich sind. Dieses Trio müssen wir in den Griff bekommen, wenn uns das gelingt, haben wir eine reelle Chance. Defensiv müssen wir also höllisch aufpassen und sehr diszipliniert stehen. In der Offensive werden wir mit Sicherheit unsere Chancen bekommen, da Memmingen infolge seiner offensiven Ausrichtung hinten anfälliger ist. Die Ketten können wir aber nur überspielen, wenn wir die Bälle unverzüglich nach vorne transportieren, um dann über unsere schnellen Spitzen zum Erfolg zu kommen.“Die Bilanz der Viktoria gegen das Regionalliga-Urgestein weist sieben Partien aus, von denen lediglich eine gewonnen werden konnte, drei endeten unentschieden, drei wurden verloren. Am Schönbusch sind die Weiß-Blauen gegen Memmingen noch ohne Sieg und holten aus drei Partien lediglich einen Zähler.Kapitän Simon Schmidt wird krankheitsbedingt vor der Winterpause nicht mehr auflaufen können. Auch Kevin Wittke (Außenbandanriss) wird in diesem Jahr aller Voraussicht nach nicht mehr spielen. Wahrscheinlich ebenfalls einen Außenbandanriss zugezogen hat sich Philipp Beinenz und wird wohl längere Zeit ausfallen. Die Verletztenliste komplettieren Lucas Oppermann und Malick Diarra.
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