Viktoria News
0:1 – Wenn man Celani so lieb bittet…
18. November 2018

Hinterher fragt keiner mehr: Ganz im Stile einer „Spitzenmannschaft“ nutzt der ersatzgeschwächte FC Memmingen einen Blackout der Viktoria-Defensive zu einem glanzlosen Sieg

Die Erfolgsserie der Viktoria hat im sechsten Spiel ein vorläufiges Ende gefunden. Vor 1.114 Zuschauern im Stadion am Schönbusch setzte es eine schmerzliche 0:1 Niederlage gegen den FC Memmingen. Schmerzlich deshalb, weil die freilich personell geschwächten Allgäuer zu keiner Zeit wie eine Spitzenmannschaft auftraten. Die Weiß-Blauen konnten ihre sich mit zunehmender Spieldauer immer deutlicher abzeichnende Feldüberlegenheit einfach nicht in Tore ummünzen und verhalfen den Gästen dadurch zu einem – wie Gäste-Coach Stephan Baierl freimütig einräumte – „glücklichen Sieg“.[caption id="attachment_20264" align="alignleft" width="600"] Björn Schnitzer war einmal mehr der beste Mann auf dem Platz, konnte die 0:1-Niederlage gegen Memmingen aber nicht verhindern (© Moritz Hahn)[/caption]Freilich musste auch der SVA mit Schmidt, Wittke und Beinenz auf wichtige Stammspieler verzichten, weshalb Coach Jochen Seitz einige Umbesetzungen vornehmen musste. Daniele Toch durfte von Beginn an ran und spielte neben Max Grünewald als Sechser vor der Abwehr. Auf der rechten Außenbahn war Jonas Fritsch aufgeboten und im Sturmzentrum Pasqual Verkamp. Eine geraume Zeit egalisierten sich beide Teams im Mittelfeld und nicht zuletzt auch durch die Produktion von Fehlpässen in der Vorwärtsbewegung. Ab Mitte der ersten Hälfte wurde es dann interessant. In der 27. Minute konnten die Weiß-Blauen ihre erste Torchance verzeichnen. Schnitzer hatte von rechts geflankt, Verkamp nahm das Leder mit dem Fuß herunter und legte zurück auf Grünewald, dessen Schuss von einem Memminger Abwehrbein geblockt wurde. Nachdem Neuberger im Anschluss an einen Gästekonter den Torabschluss von Hoffmann mühelos parieren konnte (28.), war wieder die Viktoria am Zug. Eine Verkamp-Flanke köpfte Hamza Boutakhrit knapp über das Tor (29.), in der Folge hatten auch Jubilar Daniel Cheron bei einem Distanzschuss und Daniel Toch bei einer Direktabnahme ihr Visier geringfügig zu hoch eingestellt. Die Baierl-Elf hatte in der Schlussphase der ersten Halbzeit nichts mehr zu melden und dürfte mit dem torlosen Remis zur Pause nicht unzufrieden gewesen sein.[caption id="attachment_20265" align="alignleft" width="600"] Diskussionsbedarf. Der Unparteiische Roman Potemkin avancierte mit zunehmender Spieldauer unfreiwillig zum Hauptdarsteller (© Moritz Hahn)[/caption]

Wer zu spät kommt, verpasst die Gästeführung…

Es war noch die Phase, in der sich die Zuschauer wieder auf die Plätze begeben, als ein verdächtig verhaltener Jubel die noch Absenten Schlimmes befürchten ließ. Quasi aus dem Nichts war unmittelbar nach Wiederanpfiff die Führung für die Gäste gefallen, als die Viktoria in einer eigentlich ungefährlichen Situation das Leder nicht aus dem Strafraum bekam. Dies brachte die Gäste in Ballbesitz und die darauf folgende Flanke nickte der auffälligste Akteur im roten Dress, Goalgetter Fatjon Celani, unhaltbar zum 0:1 ein. Aber angesichts der verbleibenden Zeit und bei ihrer viel gerühmten Fähigkeit, Spielstände zu drehen, gab es keinen Grund, die Viktoria abzuschreiben. Die Weiß-Blauen machten denn auch sofort Anstalten, die Initiative an sich zu reißen. Es dauerte allerdings bis zur 68. Minute, ehe Björn Schnitzer mit einem Flachschuss aus dem Lauf, der knapp am rechten Pfosten vorbei rollte, das Fanal für die Schlussoffensive setzte. Die Partie war zwischenzeitlich immer hektischer geworden. Um der Nickligkeiten Herr zu werden, überzog Schiedsrichter Roman Potemkin beide Teams mit einer wahren Kartenflut. Gab es in der ersten Halbzeit gerade einmal deren eine, sahen im zweiten Durchgang acht Spieler den gelben Karton. Hierbei noch nicht mal mitgezählt war Potemkins prominentestes Opfer, Viktoria-Coach Jochen Seitz, der, zuvor bereits verwarnt, wegen lautstarken Reklamierens in der 70. Minute mit Gelb-Rot auf die Tribüne verbannt wurde. Die Trainerbank spielte in Unterzahl weiter und machte ihre Sache nicht schlecht…

Memmingens „böse Buben“ saßen Viktorias Schlussoffensive aus

Ein von den vorangegangenen Aufregungen sichtlich mitgenommener Jochen Seitz konnte auf der Tribüne immerhin eine eindrucksvolle Schlussoffensive seiner Mannen miterleben, die aber, da man im gegnerischen Strafraum zu umständlich agierte, nur noch durch einen Freistoß von Björn Schnitzer, den FCM-Schlussmann Gruber mit vollem Körpereinsatz über die Latte drehte, wirkliche Gefahr heraufbeschwor. Nicht unterschlagen werden sollte noch eine glasklare Chance der Gäste aus der 73. Minute, mittels derer sie der Viktoria schon vorzeitig den Saft hätten abdrehen können. Doch Peter Neuberger parierte den Schuss des nach einem lupenreinen Konter frei vor ihm auftauchenden Kircicek glänzend. Es reichte auch so für die Rot-Weißen: Unter Zuhilfenahme der üblichen der Zeitverzögerung dienenden „Spielchen“ – die immer nur „böse“ sind, wenn sie der Gegner tut – schaukelten die Allgäuer das Ding über die Runden.[caption id="attachment_20266" align="alignleft" width="600"] Leistungsträger Hamza Boutakhrit muss nach seiner fünften gelben Karte in Heimstetten pausieren (© Moritz Hahn)[/caption]Nicht nur die Niederlage ist ärgerlich, sondern auch, dass sich die Viktoria im Hinblick auf das kommende wichtige Auswärtsspiel beim Mitaufsteiger und Schlusslicht SV Heimstetten weiter dezimiert hat. So sah der schon aus der ersten Halbzeit mit Gelb vorbelastete Luca Dähn kurz vor dem Schlusspfiff Gelb-Rot. Zuvor hatte schon Hamza Boutakhrit seine fünfte Gelbe gegen einen Nachmittag auf dem heimischen Sofa eingetauscht. „Wir werden wohl mit 13 Mann nach Heimstetten fahren müssen“, zeichnete Jochen Seitz ein unschönes Szenario.[caption id="attachment_20267" align="alignleft" width="600"] Trainer Jochen Seitz muss aufgrund mehrerer verletzter Stammspieler und nunmehr zwei gesperrten Leistungsträgern Kreativität beweisen (© Moritz Hahn)[/caption]Roman allein war`s nicht…Schiri Roman Potemkin hatte es in den „60 Minuten reiner Spielzeit“ (Jochen Seitz) beim Viktoria-Anhang zu einem beachtlichen Reizfigur-Status gebracht, was ihn wohl veranlasste, entgegen sonstigen Schiedsrichter-Gepflogenheiten nach dem Spiel nicht mehr im VIP-Zelt aufzuschlagen und –dies ist das eigentlich Unbegreifliche – auf die bekannt liebevolle Schiedsrichter-Betreuung von Viktoria-Faktotum Ludwig Münz zu verzichten.
Im Ernst: So verlockend es sein mag, man macht es sich einfach zu leicht, wenn man alles auf den Referee abwälzt. Auch wenn man über seine Spielführung geteilter Meinung sein kann, so bleibt aus neutraler Sicht festzuhalten: Eine krasse Fehlentscheidung, die in direkter Konsequenz die Viktoria um einen oder gar drei Zähler gebracht hätte, war ihm an diesem Tag nicht anzulasten. Zum Zwecke des Erfahrungsgewinns empfiehlt es sich immer, einen Blick auf die eigene Mitverantwortung zu werfen. Der von FCM-Coach Baierl wieder einmal völlig zu Recht gepriesene Björn Schnitzer hat als Regisseur nicht nur in der Schlussoffensive die Fäden gezogen, er hat auch bei (nicht direkten) Freistößen aus dem Halbfeld und Eckbällen gefühlt ein Dutzend feine Flanken in den Strafraum gezirkelt. Es fehlt einfach der Vollstrecker, ein allein in Toreinheiten rechnender Strafraumstürmer wie Peter Sprung zu seinen besten Zeiten. Ist nicht, aber man wird ja wohl mal träumen dürfen…
20. Spieltag, 17. November 2018, um 14:00 Uhr in Aschaffenburg (Stadion am Schönbusch // Kleine Schönbuschallee, 63741 Aschaffenburg)

Viktoria Aschaffenburg - FC Memmingen 0:1 (0:0)

Aschaffenburg: Peter Neuberger - Daniel Cheron (62. Michél Harrer), Luca Dähn, Ugurtan Kizilyar, Hamza Boutakhrit - Max Grünewald (82. Zaki Ech-Chad), Daniele Toch (75. Roberto Desch), Clay Verkaj, Jonas Fritsch, Björn Schnitzer - Pasqual Verkamp (Trainer: Jochen Seitz) Memmingen: Martin Gruber - Deni Stoilov (82. Luca Sirch), Philipp Boyer, Pascal Maier (80. Roland Wohnlich), Fatjon Celani (89. Marco Nickel), Jannik Rochelt, Marco Schad, Furkan Kircicek, Fabian Lutz, Michael Heilig, Dennis Hoffmann (Trainer: Stephan Baierl) Tore: 0:1 Fatjon Celani (47.) Besondere Vorkommnisse: Luca Dähn (90.+3., gelb-rote Karte) Gelbe Karten: Luca Dähn (13.), Ugurtan Kizilyar (60.), Hamza Boutakhrit (87.), Pasqual Verkamp (88.), Jonas Fritsch (90.+6) / Dennis Hoffmann (62.), Philipp Boyer (73.), Jannik Rochelt (89.) Schiedsrichter: Roman Potemkin - Andreas Voll, Jonathan Bähr Zuschauer: 1.114 (Stadion am Schönbusch)
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