Viktoria will beim Tabellenvierzehnten den Knalleffekt auf ihrer Seite haben / Jochen Seitz erklärte seiner „Elf“ noch einmal genau das „Kartenspiel“
In den letzten beiden Auswärtsspielen lief es für die Viktoria alles andere als gut. Zunächst die 0:1-Niederlage im Willy-Sachs-Stadion durch ein kurioses Eigentor in der Schlussphase, letzte Woche dann das 2:3 nach zwei späten Gegentoren beim SV Schalding-Heining. Am Freitagmorgen begeben sich die Weiß-Blauen auf eine voraussichtlich fünfeinhalbstündige Auswärtsfahrt, um pünktlich um 19 Uhr im Rosenheimer Jahnstadion auf dem Platz zu stehen. Die roten Löwen, wie der gastgebende TSV 1860 auch genannt wird, werden die Viktoria auch dieses Mal wieder zum Fressen gern haben, denn ihre letzte größere Liga-Mahlzeit ist auch schon ein Weilchen her. Bei nur einem Punkt aus den letzten vier Partien ließe sich schon einmal überlegen, ob die Ernährung nicht vielleicht doch lieber zeitgemäß auf „vegan“ umgestellt werden sollte.Der TSV 1860 Rosenheim absolviert mittlerweile seine siebte Spielzeit in der Regionalliga Bayern. Einmal stieg man sportlich ab und verbrachte zwei Spielzeiten in der Bayernliga Süd, kehrte aber zur Saison 2016/17 wie in die bayerische Amateurelite zurück. Im Gründungsjahr der Regionalliga Bayern überraschten die Oberbayern auf Anhieb mit einem siebten Tabellenplatz. Im weiteren Verlauf konnte man an diesen Erfolg nicht mehr anknüpfen. In den letzten beiden Spielzeiten wurde man jeweils Tabellen-15. Diese Platzierung reichte in der Spielzeit 2017/18 zum direkten Klassenerhalt, in der vergangenen Saison musste man zum Klassenverbleib zwei Relegationsspiele gegen den Bayernligisten DJK Gebenbach bemühen.[caption id="attachment_21259" align="alignleft" width="600"]
Trainer Jochen Seitz hofft in Rosenheim auf eine Trotzreaktion seiner Mannschaft (© Moritz Hahn)[/caption]Thomas Kasparetti kam im Sommer 2018 zum TSV 1860 Rosenheim und löste Anfang dieses Jahres Ogi Zaric als Cheftrainer ab. Noch während der Verein mitten im Abstiegskampf steckte, wurde der 35-Jährige mit einem Zweijahresvertrag bis zum 30. Juni 2021 ausgestattet. Nachdem sie den Klassenerhalt über die Relegation gesichert hatten, gab es bei den Oberbayern vor dieser Spielzeit einen Umbruch: Mit Philipp Maier (Wacker Burghausen), Markus Einsiedler (SpVgg. Bayreuth) und Leopold Krüger (VfR Garching) verließen drei Leistungsträger den TSV 1860. Gleichwohl kam die Kasparetti-Elf gut aus den Startlöchern und belegte nach sechs Spieltagen mit neun Punkten den siebten Tabellenrang. Bis dahin hatte man mit Siegen über die Platzhirsche Burghausen (4:2) und Nürnberg II (3:1) aufhorchen lassen. Die desaströse 1:6-Heimniederlage gegen den SV Heimstetten markierte den Anfang einer Negativserie, in der nur noch ein Zähler aus vier Partien geholt werden konnte.
Viktoria und Rosenheim prominente Vertreter der „Wundertüten-Liga“
„Grundsätzlich fällt es mir beim Spiel in Schalding schwer zu sagen, was wir besser hätten machen können. Nachdem wir nur noch zu zehnt waren, bestand unsere Hauptaufgabe darin, die Führung über die Zeit zu bringen. Das ist mit normalen Umständen – einem Spiel elf gegen elf – nicht zu vergleichen“, vermag Viktoria-Coach Jochen Seitz aus der 2:3-Niederlage vom vergangenen Wochenende keinen großen Erkenntnisgewinn in Bezug auf Verbesserungen zu ziehen.In den noch zu absolvierenden zwei Trainingseinheiten will man sich auf den kommenden Gegner Rosenheim vorzubereiten.
„Die Jungs müssen vor allem den Kopf wieder frei bekommen. Charakterstark sind sie, das haben sie in der Vergangenheit gerade in schwierigen Phasen bewiesen“, ist Jochen Seitz von einer Reaktion in Rosenheim überzeugt. Diese wäre auch wichtig, denn Jochen Seitz stellt in seinem Zwischenfazit nach nahezu einem Drittel der Saison heraus:
„Momentan fehlen uns drei Punkte. Die haben wir im bisherigen Saisonverlauf aufgrund mangelhafter Chancenverwertung und/oder Defensivfehler liegen gelassen. Ich bin zuversichtlich, dass wir uns die bald zurückholen können, denn – das ist jetzt das Positive – der bisherige Saisonverlauf hat auch gezeigt, dass wir grundsätzlich jedes Spiel erfolgreich gestalten können.“Den kommenden Gegner TSV 1860 Rosenheim beschreibt Jochen Seitz als sehr schwankend in seinen Leistungen:
„Sie gewinnen in Nürnberg 3:1, um dann in der folgenden Woche zu Hause 1:6 gegen Heimstetten zu verlieren. Genauso wie wir ist auch Rosenheim ein bisschen eine Wundertüte.“Die Oberbayern können ab sofort im Abstiegskampf auf zwei wichtige Akteure zurückgreifen. Anfang September wurde mit dem Dänen Nicolay Madsen eine Verstärkung für das Mittelfeld geholt. Der 31-Jährige hat fast 200 Spiele in der dänischen Superliga absolviert. Nach einer langwierigen Verletzung steht zudem mit Innenverteidiger Matthias Heiß ein absoluter Stammspieler vor der Rückkehr in den Kader.
Jochen Seitz: Rosenheim von der Spielweise her mit Schalding vergleichbar
Zwecks Gegneranalyse hat sich der Viktoria-Coach die zwei letzten Spiele des TSV 1860 Rosenheim angesehen, das 1:4 in der letzten Woche bei Türkgücü München und das vorherige Heimspiel gegen Schalding-Heining.
„Zum einen ist es wichtig, im Vorfeld einen Eindruck davon zu bekommen, was beim Gegner zu Hause abgeht, zum anderen unterscheiden sich die Spielweisen zu Hause oder auswärts ja oft beträchtlich. Gegen Türkgücü war das eine klare Angelegenheit, da hatte man sich wohl schon vorher wenig ausgerechnet. Zu Hause gegen Schalding hat man Moral bewiesen, als man einen 1:3-Rückstand in der Endphase noch aufholte und ein fast verloren geglaubtes Spiel noch aus dem Feuer riss“, hat Jochen Seitz prompt auch zwei Gesichter einer Mannschaft gesehen.Viel Veränderung muss es in der taktischen Ausrichtung gegenüber dem Match in Schalding-Heining nach Einschätzung von Jochen Seitz gar nicht geben, denn wie die Niederbayern pflege auch der TSV 1860 eine robuste und aggressive Spielweise, die hohe Ansprüche an das eigene Zweikampfverhalten stelle. Bei aller Hektik im und außerhalb des Spielfelds, die der Coach auch diesmal wieder prophezeit, gilt es diesmal Contenance zu wahren und sich im Eifer des Gefechts zu nichts hinreißen zu lassen.
„Es ist definitiv so, dass wir uns in den letzten zwei Spielen durch gelb-rote Karten erheblich geschwächt haben. Da müssen die Spieler einfach cleverer sein. Wenn ich eine gelbe Karte habe, kann ich nicht so in die Zweikämpfe gehen, als ob ich keine hätte. Das darf nicht passieren. Wir haben das auch angesprochen und ich hoffe, dass das jetzt nicht mehr vorkommt“, mahnt Jochen Seitz mit Blick auf die bevorstehenden schweren Aufgaben.
Heißes Pflaster Rosenheim
Schon ohne das Handicap eines Platzverweises kann schließlich eine Partie wie die in Rosenheim bis zum Schluss auf Messers Schneide stehen. In der Tat erwies sich der TSV 1860 lange Zeit als unverdaulicher Brocken für den SVA. Erst in der vergangenen Saison konnte die Viktoria unter Jochen Seitz mit einem 3:0 am Schönbusch im fünften Liga-Vergleich mit Rosenheim endlich den ersten Sieg einfahren. Auch im Rückspiel konnte die Seitz-Elf – auch das Premiere – beim 2:2 einen Zähler aus dem Jahnstadion entführen. Inklusive Relegationsspielen und Toto-Pokal kreuzte man bislang neunmal die Klingen. In der Bilanz der Viktoria stehen ein Sieg, drei Unentschieden und fünf Niederlagen.Fehlen werden am Freitag auf jeden Fall Max Grünewald und Tom Schulz wegen ihrer gelb-roten Karte aus dem Spiel in Schalding. Auch Daniel Meßner muss noch pausieren. Benni Baier wird nach abgesessener Gelb-Rot-Sperre zurückkehren und aller Voraussicht nach ist am Freitag auch wieder mit Björn Schnitzer zu rechnen.
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