Vereinsintern wurde er nur „Manager“ gerufen. Stefan Schmidt ließ sich das gerne gefallen, war jedoch sensibel genug, die leise Ironie zu erspüren. Lange Jahre ging er beim SVA in der Tätigkeit des Mannschaftsbetreuers auf, galt als Seele der Mannschaft und war in dieser wohlgelitten. Zwischen Trikotwäsche und Wasserkisten tragen zog Stefan seinen Leitspruch „Bin ein Mensch, der sich nicht verrückt machen lässt. Und alles locker nimmt, das Leben genießt“ (Selbstbeschreibung auf seinem Facebook-Profil) immer konsequent durch. Umso tragischer, dass Lebemensch Stefan mit einem unerwarteten frühen Tod nun das klassische Schicksal eines Adrenalin-süchtigen Topmanagers beschieden war.
Stellvertretend für die Mannschaft drückte Daniel Cheron sein tiefes Bedauern aus: „Die Nachricht vom plötzlichen und unerwarteten Tod Stefans hat uns geschockt. Stefan war bis Sommer 2019 über eine gefühlte Ewigkeit unser Betreuer und in dieser Funktion hat er sich um alles gekümmert. Unser „Manager“ immer bei uns dabei, ein eingefleischter Fußballfan mit Vorliebe für den TSV 1860 München. Wir haben ihm das nicht übel genommen. Denn er hat sich bei uns nie in den Vordergrund gestellt, sich zurückgenommen und uns als Mannschaft stets unterstützt. Er war auch nach seinem Abschied oft im Stadion und wir haben uns immer gefreut, wenn er uns die Daumen gedrückt hat."
Viktoria-Vorstandssprecher Manfred Fleckenstein erinnert sich an Stefan Schmidt als „einen Mannschaftsbetreuer, der über etliche Jahre alles für die Viktoria gegeben hat. Er war sich für nichts zu schade, hat angepackt und unsere Mannschaft tatkräftig und immer uneigennützig unterstützt. Es gibt nicht viele Viktorianer, die uns aktiv solange die Treue gehalten haben. Mit Stefan verlieren wir ein echtes Original, einen echten Viktorianer. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren!"
Vorstand Sport Benni Hotz kennt Stefan am längsten: „Mit unserem Manager geht ein toller Mensch, mit dem ich schon während meiner aktiven Laufbahn in der U23 der Viktoria zusammengearbeitet habe. Bei richtiger Ansprache konnte man von ihm alles haben.“
Der Verfasser dieser Zeilen schließlich hatte lange Jahre das Vergnügen, zusammen mit Stefan die frisch gewaschenen Trikots vor Heimspielen vom Vereinsheim zum Stadion zu bringen. Verblüffend die Akribie, mit der er die Trikots der einzelnen Spieler in der Kabine an der richtigen Stelle zu platzieren wusste. Da hatte sein übliches Laissez-faire keine Chance. Wen er mochte, der konnte von ihm immer die neuesten Vereinsinterna erfahren, die er genussvoll und zuweilen auch spöttisch zu kommentieren wusste. Nicht minder hingebungsvoll pflegte er aber auch seine Intimfeindschaften, deren eine er im Laufe der Jahre gar zu einem Running Gag umfunktionierte.
Es war immer kurzweilig mit Dir, Stefan. Dein plötzlicher Aufstieg ins „höhere Management“ schmerzt uns alle sehr, wenn wir Dir den Karrieresprung auch von Herzen gönnen. Du wirst dich oben aber sicher wohl fühlen, denn dort soll man bekanntlich alles locker nehmen.
Stand: 14. Juli 2021 / Verfasser: Wolfgang Fleischer (Autor) & Moritz Hahn (Redaktion)
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