150 Pflichtspiele hat Clay Verkaj im Trikot unserer Weiß-Blauen in den vergangenen 5,5 Jahren absolviert und wird dafür heute im Rahmen der Partie gegen Türkgücü München geehrt.
Wenn der Torschütze Clay Verkaj heißt, dann ist der Torjubel meist fast genauso schön wie der erzielte Treffer. Kaum ein anderer Viktorianer legt selbst in den Torjubel so viel Gefühl, Emotion und Hingabe wie der 26 Jahre alte offensive Mittelfeldspieler. Er ist einer dieser typischen Kreativspieler, die mit einem genialen Moment Spiele komplett auf den Kopf stellen können. Seit Januar 2017 trägt er das Trikot der Weiß-Blauen und kam im Heimspiel gegen den VfB Eichstätt zu seinem 150. Pflichtspieleinsatz für den SVA. Zuvor stand er ein halbes Jahr für Oberligist VfR Neumünster und zwei Jahre für die U21 von Lazio Rom auf dem Platz und gewann mit den Römern den Coppa Italia Primavera und den Supercoppa. Heute gegen Türkgücü München wird er für seine 150 Pflichtspiele entsprechend geehrt und wir haben mit ihm über seine Zeit bei der Viktoria, in Rom und den Umweg über Neumünster gesprochen.
Clay, nimm uns mit in den Januar 2017. Du bist vom VfR Neumünster in deine Heimat nach Aschaffenburg gewechselt. Wie war deine Gefühlslage damals?
Clay: „Ich habe mich auf jeden Fall sehr gefreut, in die Heimat zurückzukehren. Ich hatte die Spiele der Viktoria auch in Rom immer verfolgt und über den Co-Trainer Gerry Mai kam der Kontakt dann zustande. Wir kannten uns von früher aus der Jugend vom JFC Frankfurt. Als es klar war, dass ich zur Viktoria wechseln kann, war das eine große Erleichterung.”
Die ersten Jahre von Clay Verkaj im Trikot der Viktoria. (FOTOS: Nikolas Verhoefen)
Wie kam es denn überhaupt dazu, dass du von Rom den “Umweg” über den VfR Neumünster gemacht hast?
Clay: “Ich hatte bei Lazio noch ein Jahr Vertrag und man wollte mich dort nicht zu einem Regionalligisten oder noch höherklassigen Verein wechseln lassen. Mein Berater hat dann mit Lazio verhandelt, dass ich zu einem Oberligisten gehen kann. Neumünster war bereit, den Papierkram zu erledigen und als Zwischenstation zu dienen und so war dieser Umweg für mich damals quasi die einzige Möglichkeit, vorzeitig wieder nach Deutschland zu kommen.”
Wie kam es denn dazu, dass du mit 18 Jahren von einem der besten und bekanntesten italienischen Vereine wie Lazio Rom unter Vertrag genommen wurdest?
Clay: „Mein Onkel kannte den damaligen Sportdirektor Igli Tare und so bekam ich ein Probetraining dort angeboten. Das habe ich angenommen und bin eine Woche im Training gewesen. Danach war klar, dass beide Seiten sich das gut vorstellen könnten und ich habe unterschrieben. Schließlich war das eine Gelegenheit, die nicht jeder mit 18 Jahren erhält.”
Du bist sehr jung gewesen und der Schritt, in ein anderes Land zu gehen, ist sehr groß. Wie bist du damit umgegangen?
Clay: „Ich bin alleine nach Rom in das dortige Sportinternat gezogen. In den ersten zwei Monaten kam ich auch noch gut zurecht, aber dann habe ich immer mehr meine Familie und Freunde vermisst. Wir haben das über Facetime-Anrufe zwar ganz gut hinbekommen, aber es ist natürlich etwas ganz anderes, als die Menschen persönlich zu treffen und bei sich zu haben. Ich musste dazu die Sprache komplett neu lernen, ich konnte ja gar kein Italienisch. Und das ist dann schon recht viel.”
Gibt es etwas, das dich in dieser Zeit am meisten geprägt hat oder was du mitgenommen hast von damals?
Clay: “Ich habe sportlich und menschlich viel mitgenommen. Man trainiert unter professionellen Bedingungen und mit teilweise international erfahrenen Spielern und schaut sich schon einiges ab. Ich wurde ab und an auch zur Ersten Mannschaft im Training dazu genommen, was sehr cool war. Miroslav Klose spielte damals noch bei Lazio und das ist natürlich etwas sehr Besonderes. Menschlich gesehen war es so, dass ich sehr früh selbstständig werden und mich organisieren musste. Das hat mich sicher auch geprägt.”
Es war ja sportlich gesehen eine sehr erfolgreiche Zeit in Rom!
Clay: „Das stimmt. Wir haben in einem Jahr Supercoppa und Coppa Italia gewonnen und waren dazu noch im Finale um die italienische Meisterschaft, was wir dann nur knapp im Elfmeterschießen verloren haben. Sonst wären wir die erste U21-Mannschaft gewesen, die alle drei Titel in einem Jahr geholt hätten.”
Seit mehr als fünf Jahren bist du nun bei unserer Viktoria für die kreativen Momente zuständig. Und auch diese Zeit ist ja nicht ohne Erfolge geblieben. Was war dein schönster Moment bisher?
Clay: “Natürlich ist der Aufstieg aus der Bayernliga in die Regionalliga das absolute Highlight bisher gewesen. Aber auch die Pokalspiele gegen 1860 München und die Würzburger Kickers vor heimischer Kulisse waren etwas Besonderes. Und nun in der Sommervorbereitung noch gegen den amtierenden Europa-League-Sieger Eintracht Frankfurt zu spielen, war eine tolle Sache.”
Kaum ein anderer Spieler jubelt so herrlich nach einem erzielten Treffer wie du. Gibt es ein Lieblingstor?
Clay: “Das Tor gegen den 1. FC Nürnberg II zum 2:2 in der Nachspielzeit aus der vergangenen Saison gehört definitiv zu meinen Lieblingstreffern. Da waren sehr viele Emotionen im Spiel.”
Clay, du bist einer der sogenannten Kreativspieler, die mit ihrem Gefühl und einem Geniestreich ein Spiel entscheiden können. Merkst du immer schon vorher, ob das dein Spiel wird oder nicht?
Clay: “Nein, ich merke das immer erst auf dem Platz (lacht). Ich gehe immer ganz locker ins Spiel und weiß vorher wirklich nie, wie es laufen wird.”
Mit einigen Mannschaftskameraden spielst du nun schon viele Jahre zusammen. Mit wem bist du im Zimmer, wenn es eine Auswärtsfahrt mit Übernachtung gibt?
Clay: “Im Zimmer bin ich immer mit Hamza Boutakhrit. Aber ich verstehe mich mit allen aus dem Team gut und mit einigen gehe ich auch regelmäßig abends mal aus.”
Seitdem du zur Viktoria gekommen bist, heißt dein Cheftrainer Jochen Seitz. Da du sehr jung warst und ihr nun schon fast sechs Jahre zusammenarbeitet, ist er für dich eine wichtige Person im Fußball?
Clay: “Da ich bei der Viktoria unter Jochen Seitz, mit Ausnahme des halben Jahres in der Oberliga in Neumünster, meine ersten Schritte im Herrenbereich gemacht habe, ist die Verbindung zum Cheftrainer schon eng. Er hat mir geholfen, Fuß zu fassen und hat mir beigebracht, disziplinierter Fußball zu spielen. Er hat definitiv einen großen Anteil daran, dass ich auf diesem Niveau im Herrenbereich Fußballspielen gelernt habe. Wir kennen uns in und auswendig und wissen genau, was wir voneinander haben.”
Du bist auch einer unserer Spieler, die in einem Hauptberuf tätig sind und Fußball “nebenher” spielen. Wie gut lässt sich das für dich vereinbaren?
Clay: “Ich schließe im Februar 2023 meine Ausbildung zum Kaufmann für Groß- und Außenhandel bei der Firma Elektro Braun ab und muss bei den Auswärtsfahrten schon immer Urlaub nehmen, wenn sie an einem Wochentag stattfinden. Ich muss das schon alles unter einen Hut bekommen. Es ist zwar anstrengend, aber ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt (schmunzelt).”
Dein Vertrag läuft Ende dieser Saison aus. Welche Ziele hast du noch mit der Viktoria?
Clay: “Das stimmt, mein Vertrag läuft aus (lacht). Mir war wichtig, eine Ausbildung abzuschließen. Danach würde ich schon gerne das Projekt, Aufstieg in die Dritte Liga, mit der Viktoria in Angriff nehmen. Oder mit dem SVA mal im DFB-Pokal zu spielen. Mit dem Heimatverein nochmals große Erfolge zu feiern, das wäre großartig.”
Zur Person:
Clay Verkaj, geboren 01.07.1996 in Aschaffenburg
Nationalität: Deutschland / Albanien
Im Verein seit: 23.01.2017
Pflichtspiele: 150
Tore: 20
Assists: 35
Gelb-Rote Karte: 1
Rote Karte: -
Wer Lust hat, sich einige der schönsten Treffer unserer #9 im Video anzusehen, darf auf YouTube unter https://youtu.be/exn_JFz2PcA schauen!
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Stand: 30. September 2022 / Autorin und Redaktion: Melanie Grün-Schmidt
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