Erkenntnis der Viktoria nach zweiwöchigem Traumurlaub: Zu Hause ist es doch am schönsten… / Der FC Augsburg II wechselte nach schwachem Start die Trainerpferde
In der nun anbrechenden dunklen Jahreszeit verspricht ein Blick auf die Tabelle der Regionalliga Bayern etwas Glanz und Wärme, zumindest dem, der es mit der Viktoria hält. Platz acht ist der Lohn dafür, dass man mit vier Punkten aus den letzten beiden Auswärtsspielen in Garching und beim Club reiche Ernte gehalten hat. Auffällig ist zudem, dass die Truppe von Jochen Seitz erstmals ein dickes Sechs-Punkte-Polster zwischen sich und die direkte Abstiegszone gelegt hat. Solcherart kommod gebettet empfängt man am Samstag (14 Uhr) im letzten Spiel der Hinrunde die Reserve des FC Augsburg II, bei der, da nur einen Wimpernschlag von der Abstiegszone entfernt, derzeit mächtig Dampf in der Puppenkiste ist.Mit den Platzierungen vier und acht in den letzten beiden Spielzeiten hatten die Fuggerstädter Maßstäbe gesetzt, denen sie in der laufenden Saison bisher nicht gerecht wurden. Nach der 1:3- Niederlage in Bayreuth verkündete Coach Dominik Reinhardt, der erst im Vorjahr Christian Wörns beerbt hatte, seinen Rücktritt und kommentierte diesen wie folgt:
„Die sportliche Entwicklung der Mannschaft in der bisherigen Saison entspricht nicht meinen Erwartungen. Ich habe mir viele Gedanken gemacht und bin letztlich zu dem Entschluss gekommen, den Weg frei zu machen, um einen neuen Impuls für die Mannschaft möglich zu machen.“ Der Nachwuchs-Cheftrainer des Bundesligisten, Alexander Frankenberger, wird das Team vorerst bis zur Winterpause interimsweise betreuen. Er sprach bei seinem Amtsantritt von einer
„schwierigen Situation für die Mannschaft“, gab sich aber zuversichtlich:
„Wir haben das Ziel Klassenerhalt in der Regionalliga fest im Blick.“ Frankenbergers Debüt auf der Trainerbank am vergangenen Wochenende setzte diesbezüglich noch kein deutliches Signal, denn im Heimspiel gegen Garching (1:1) reichte es nur zu einem Punkt. Als Tabellen-13. haben die Fuggerstädter derzeit nur einen Punkt Vorsprung auf das Schlusslicht Rosenheim und müssen sogar die theoretische Möglichkeit in Betracht ziehen, dass ihnen schon an diesem Spieltag die rote Laterne in die Hand gedrückt wird.
Jochen Seitz: „Mein Blick geht immer nach unten“
Nach dem 2:1-Coup am Valznerweiher residiert die Viktoria auf dem achten Tabellenplatz und hat mittlerweile sechs Punkte Vorsprung auf die Abstiegsplätze: Kann man es da jemandem verdenken, wenn er hie und da einen verstohlenen Blick nach oben riskiert? Zweifellos ein guter Versuch, einen Trainer aus der Reserve zu locken, aber Jochen Seitz wäre nicht Jochen Seitz, wenn er sich auf dieses Eis begeben würde:
„Mein Blick geht immer nach unten. Ganz einfach, weil wir wissen, wie eng es in der Tabelle zugeht und wir die Punkte dringend brauchen. Man sieht auch, dass die unteren Mannschaften stetig punkten. Insofern ist ein gewisser Abstand nach unten sehr wichtig.“[caption id="attachment_20194" align="alignleft" width="600"]
Nach 16 Spieltagen rangiert Aufsteiger Viktoria Aschaffenburg auf dem 8. Rang (Quelle: FuPa.net)[/caption]Eine „leichte Entspannung der Situation“ kann freilich bei aller Skepsis nicht weggeredet werden, ansonsten man sich dem Verdacht aussetzen würde, ein unverbesserlicher Pessimist zu sein. Den will der Viktoria-Coach wiederum auch nicht geben:
„Die ganze Zeit waren es immer so drei, vier Punkte Vorsprung auf die Abstiegszone. Man kann daher sagen, dass wir uns mit dem Sieg in der letzten Woche ein bisschen freigeschwommen haben. Letzten Endes sind sechs Punkte aber gerade einmal zwei Spiele, insofern ist weiterhin Vorsicht angebracht. Überhaupt finde ich die Aussage „Wir befinden uns im Mittelfeld“ irreführend, denn es ist Fakt, dass es in der Regionalliga Bayern derzeit überhaupt kein Mittelfeld gibt, sondern von Platz sieben an alle gegen den Abstieg kämpfen.“Mit Augsburg und Fürth atmen derzeit auch zwei Profireserven Kellerluft, was aber nach Jochen Seitz` Erfahrung weder ungewöhnlich noch in Stein gemeißelt ist:
„Greuther Fürth zum Beispiel war ja auch in der Vergangenheit schon gefährdet, ich muss nur an unsere Relegation vor zwei Jahren erinnern. Das sind junge Mannschaften, die sich am Anfang der Saison immer etwas schwer tun, sich in die Liga und speziell auch in den Männerfußball einzufinden, aber im weiteren Rundenverlauf dann immer stärker werden.“Offener Schlagabtausch kann schmerzhaft sein
Selbstverständlich hat man auch am Schönbusch den jüngst vollzogenen Trainerwechsel bei den Schwaben registriert.
„Für mich heißt das zunächst einmal, dass man in Augsburg mit der aktuellen Lage nicht zufrieden ist. Unzufrieden ist man in der Regel immer, wenn man denkt, dass in der Mannschaft ein größeres Potenzial steckt. Ich persönlich glaube dies auch. Warum der FCA bisher vergleichsweise wenig gerissen hat, lässt sich schwer nachvollziehen, denn man hat eine gute Mischung aus erfahrenen und jungen, hungrigen Spielern, die sehr gut ausgebildet sind. Obendrein verfügt man über prägende Spielerpersönlichkeiten wie den 36-jährigen ehemaligen Bundesliga-Profi Markus Feulner (204 Spiele für Bayern, Mainz, Dortmund und Augsburg). Auf eine Mannschaft, die gerade einen neuen Trainer bekommen hat, kann man sich überdies nur sehr schwer einstellen“, sieht Jochen Seitz einige Unwägbarkeiten in der Begegnung mit dem Team aus der Rosenau.[caption id="attachment_20164" align="alignleft" width="600"]
Viktoria-Trainer Jochen Seitz trifft am 17. Spieltag im heimischen Stadion am Schönbusch auf den Nachwuchs von Bundesligist FC Augsburg (© Moritz Hahn)[/caption]Ungestüm, wie die „Jungen Wilden“ aus den Profireserven nun mal sind, bürgen sie oft für attraktive, offene Spiele. Schön fürs Auge, aber in der Vergangenheit mit für die Viktoria nicht immer glücklichem Verlauf. Für Jochen Seitz gibt es daher gute Gründe, zugunsten des Erfolgs am Samstag ein wenig den „Spielverderber“ zu geben:
„Wir wollen den offenen Schlagabtausch gegen diese junge, laufstarke Mannschaft womöglich vermeiden. Gerade die Tatsache, dass wir momentan auswärts besser spielen als zu Hause, legt den Schluss nahe, vielleicht auch mal zu Hause mit unserer Auswärtstaktik zu agieren, also nicht ganz so offensiv loszulegen, erst einmal abzuwarten und zu sehen, wie sich das Spiel so entwickelt. Ich denke, dass Augsburg sein System auch am Schönbusch durchziehen wird. In den letzten beiden Spielen, die ich mir angeschaut habe, haben sie jeweils im 4-1-4-1-System gespielt. Wir müssen Lösungen finden, wie dieses geknackt werden kann, und die Mannschaft entsprechend einstellen.“Es ist vielleicht kompliziert, aber mit Sicherheit kein Komplex
In dieser Regionalliga-Saison hat schon manch ein fremdes Team im fürstlichen Landschaftsstadion Schönbusch nicht nur widerrechtlich die Rasenflächen betreten, sondern auch die ortstreue Fauna (Zuschauer) durch ungebührliches Verhalten (Auswärtssiege) in Mitleidenschaft gezogen. Auf das Thema angesprochen, reagiert Coach Jochen Seitz souverän. Erstens müsse die Viktoria deswegen noch lange nicht „auf die Couch“ und zweitens hoffe sie schon am Samstag erfolgreich Eigentherapie betreiben zu können:
„Nein, von Heimkomplex will ich nicht reden. Freilich gilt: Man muss die richtigen Schlussfolgerungen ziehen im Hinblick darauf, was man zu Hause besser machen kann. Eventuell muss man auch ein wenig den Druck von der Mannschaft nehmen, der daher rührt, dass sie gerade zu Hause etwas Besonderes zeigen will. Da müssen auch mal Einzelgespräche geführt werden. Wir haben definitiv keinen Heimkomplex und ich hoffe, dass wir am Samstag beweisen können, dass wir auch am Schönbusch erfolgreich sind.“Definitiv ausfallen wird in der nächsten Zeit Lucas Oppermann wegen seines in Nürnberg erlittenen Muskelfaserrisses. Des Weiteren werden am Samstag Jonas Fritsch (Knöchelprobleme) und Kevin Wittke (Außenbandanriss) nicht zur Verfügung stehen.
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