Einen Sonderweg in Sachen Corona-Management hat die Regionalliga Bayern eingeschlagen, nachdem sich die überwiegende Mehrheit der beteiligten Vereine dafür ausgesprochen hat, die Spielzeit 2019/20 fortzusetzen, was einem gänzlichen Verzicht auf die Saison 2020/21 gleichkommt. 11 noch ausstehende Ligaspiele bis zum Mai 2021 zu terminieren, dürfte selbst in diesen unsicheren Zeiten mühelos zu bewerkstelligen sein.
Allerdings trifft das gemächliche Durchkauen eines Saisonfinales, in dem es nach der vorzeitigen Deklarierung von Türkgücü München als Meister und Aufsteiger in die 3. Liga für das Gros der Vereine scheinbar um nichts mehr geht, längst nicht jedermanns Geschmack. Gerade Vereine in der Nachbarschaft von anderen Bundesländern seien derzeit gefährdet, Spieler zu verlieren, stand jüngst in der Süddeutschen Zeitung zu lesen… und hatte mit Viktorias Björn Schnitzer auch gleich das passende Beispiel parat.
Dabei dürfte es nie im Interesse der Befürworter des bayerisches Sonderwegs gewesen sein, die Regionalliga Bayern vom sportlichen Stromkreis abzuschneiden. Der Beweis wird nunmehr nachgeliefert. In enger Abstimmung mit den betroffenen bayerischen Regionalligisten legt der BFV ein ambitioniertes Konzept vor, das jeden Corona-Blues vertreiben soll. Quintessenz: Es wird auch im Sommer 2021 einen Meister der Regionalliga Bayern geben und die alljährliche Jagd nach den Fleischtöpfen des DFB-Pokals wird auch nicht abgeblasen.
In Sachen Meisterschaft wird das Rennen naturgemäß beim derzeitigen Status quo wiederaufgenommen, was natürlich gerade die im Vorderfeld platzierten Teams mit Wohlwollen aufnehmen werden. Bis November sollen die ersten sechs Spieltage absolviert werden, die restlichen fünf dann ab dem 10. April 2021. Der letzte Spieltag ist auf den 8. Mai 2021 terminiert. Auf ausdrücklichen Wunsch der Vereine sollen die vier bestplatzierten Teams der Abschlusstabelle in einer Play-off-Runde den Meistertitel unter sich ausmachen. Da letzterer gleichzeitig das Ticket zu den Relegationsspielen um den Aufstieg in die 3. Liga darstellt, sieht sich Verbandsspielleiter Josef Janker veranlasst, die Teilnahmebedingungen für die Play-offs zu präzisieren: „Klar ist, dass nur Teams an den Play-offs teilnehmen können, die sportlich mindestens Tabellenplatz 1 bis 4 belegen und zudem auch einen Lizenzantrag für die 3. Liga 2021/22 gestellt haben.“ Hier tut sich eine überaus reizvolle sportliche Perspektive für die Viktoria auf, sofern man sich am Schönbusch nicht damit begnügen sollte, den Klassenerhalt frühzeitig eingelocht zu haben. Durch die Annullierung der Türkgücü-Ergebnisse hat sich die Situation für die Weiß-Blauen noch einmal verbessert, wenn dies auch nicht unmittelbar am Tabellenbild zu ersehen ist. Hinzu kommt, dass die vor ihnen platzierte Club-Reserve wegen der Zwei-Klassen-Abstandsregel von vornherein aus dem Rennen um den Aufstieg in die 3. Liga ausscheidet und somit auch von der Teilnahme an den Play-offs ausgeschlossen sein dürfte. Gute Gründe eigentlich für den SVA, in den verbleibenden elf Saisonspielen eine möglichst schlagkräftige Truppe aufs Feld zu schicken. Freilich: Sollte man wirklich („versehentlich“) sportlich die Aufstiegssensation schaffen, dürfte man sich beim DFB kaum auf den Kuhhandel einlassen, das Stadion am Schönbusch in mehreren Abschnitten binnen Jahren drittligatauglich zu bekommen… Drittligareif in jeder Beziehung präsentiert sich von allen Kandidaten allein der 1. FC Schweinfurt 05, der schon vor einigen Jahren das Ziel 3. Liga ausgegeben hat und diesbezüglich auch seine Hausaufgaben gemacht hat. Aber letztendlich kann keiner was dagegen haben, wenn man die Lizenz mal versuchsweise beantragt…
"Ligapokal" heißt der neu kreierte Wettbewerb, der schon am 5. September 2020 und damit vor der Wiederaufnahme der Meisterschaftsrunde anlaufen soll. Voraussetzung dafür ist freilich die Zulassung des Spielbetriebs durch die Bayerische Staatsregierung. Teilnehmer sind die 17 in der RL Bayern verbliebenen Teams, die in zwei Vierer- und drei Dreiergruppen, nach regionalen Aspekten zusammengestellt, gegeneinander antreten. Das Team von Jochen Seitz bekommt es in seiner Gruppe mit den unterfränkischen Rivalen TSV Aubstadt und 1. FC Schweinfurt 05 zu tun. Vierter im Bunde ist das Fürther Kleeblatt. Es sind Hin- und Rückspiele vorgesehen. Bis Ende des Jahres soll die Vorrundenphase beendet sein und die zwölf Qualifikanten für die Anfang März 2021 geplante Finalrunde feststehen. Die fünf schlechtesten Vorrundenteams spielen in einer Trostrunde. Dem Sieger hier winkt der Einzug ins Viertelfinale des bayerischen Toto-Pokals. Die im Wettbewerb verbliebenen zwölf Teams spielen in drei Vierergruppen die acht Viertelfinalteilnehmer in einer einfachen Runde (ohne Rückspiele) aus. Der Wettbewerb wird von da an bis zum Finale im K.o.-System fortgesetzt. Der Sieger des Ligapokals kommt in den Genuss eines Startplatzes in der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals 2021/22. Die im Finale und im Halbfinale gescheiterten Clubs dürfen sich immerhin mit dem Einzug ins Viertelfinale des Toto-Pokals trösten, der ja seinerseits als weiteres Entrée zum DFB-Pokal fungiert.
Verbandsspielleiter Josef Janker zeigt sich voll des Lobes über das Ergebnis der beispielhaften Kooperation und verweist auf die Pluspunkte des erstellten Konzepts: „Wir haben gemeinsam ein flexibles Wettbewerbsmodell entwickelt, um auf mögliche neue Beschränkungen reagieren zu können und die reguläre Meisterschaft nicht zu gefährden, die ja vorrangig noch zu Ende gespielt werden muss.“
Womit wir bei den Unwägbarkeiten wären, über die in dieser Zeit zwangsläufig geredet werden muss. Natürlich steht das ganze Szenario immer unter dem Vorbehalt staatlicher Bestimmungen bezüglich Corona. Wohlweislich wird auch noch kein verbindliches Wort darüber verloren, ob bzw. ab wann sich das Publikum wieder an den Ballkünsten erfreuen darf.
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Stand: 7. August 2020 / Verfasser: Wolfgang Fleischer & Moritz Hahn
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