Viktoria News
Der Kapitän verlässt die Brücke
02. Juni 2021

Im abschließenden Play-off-Heimspiel gegen die SpVgg. Bayreuth am kommenden Samstag (5. Juni, 14 Uhr) bestreitet Simon Schmidt sein letztes Match für die Weiß-Blauen / Kleiner Ehrungsakt geplant

Eine Grundweisheit des Lebens besagt, dass der Moment des Abschieds irgendwann einmal kommen wird. Auf Viktorias Vereinsikone Simon Schmidt bezogen: Im reifen Fußballalter von 37 Jahren nimmt das anfänglich nebulöse „Irgendwann“ immer konkretere Formen an. Simon Schmidt wäre freilich nicht Simon Schmidt, wenn er nicht mit dem ihm eigenen Realismus seinen Ausstieg aus dem aktiven Fußballsport vorgeplant hätte. Mit der Andeutung im kürzlich veröffentlichten großen Interview, er fühle sich zwar nach wie vor fit, gedenke aber in Zukunft andere Prioritäten zu setzen, hat er uns vorsorglich schon mal auf die richtige Spur gesetzt.

Zwischen Andeutung und Vollzug ist es beim Tatmensch Simon Schmidt nur ein kleiner Schritt und so bestreitet Simon Schmidt beim abschließenden Play-off-Spiel gegen die SpVgg. Bayreuth am kommenden Samstag sein letztes Pflichtspiel für die Weiß-Blauen. Ein Pflichtspiel, bei dem es sportlich gesehen um nichts mehr geht und daher eigentlich wie geschaffen für ein abschließendes Schaulaufen eines Spielers, der im vergangenen Jahrzehnt den Stoff strickte, aus dem Vereinslegenden gemacht werden.


Vktoria-Kapitän Simon Schmidt beendet seine aktive Laufbahn mit 37 Jahren und nach mehr als 410 Pfichtspielen im Trikot der Weiß-Blauen! (© Moritz Hahn)

Einen Wermutstropfen mischt – wie könnte es auch anders sein – Königin Corona ins Glas: Den der Bedeutung des Ereignisses angemessenen „großen Bahnhof“ kann es wegen der nach wie vor bestehenden Pandemie-Beschränkungen an diesem Tag nicht geben. Eben darum wurde auch schon der Gedanke ins Spiel gebracht, zu einem späteren Zeitpunkt für Simon ein Abschiedsspiel auszurichten. Eine kleine zeremonielle Ehrung – so viel sei verraten – wird es freilich auch schon am Samstag geben. Mit den Laudationen von offizieller Seite können wir schon heute aufwarten. Bei einer Spielerpersönlichkeit vom Schlage eines Simon Schmidt muss es kaum verwundern, wenn sie etwas länger ausfallen.

„Loyalität nie vom Erfolg abhängig gemacht“

So würdigt Viktoria-Vorstandssprecher Manfred Fleckenstein Simon als einen Menschen, der nicht nur in sportlicher, sondern auch in charakterlicher Hinsicht ein Glücksgriff für den Verein war: „Simon war mit seinen konstant herausragenden Leistungen, mit seiner Souveränität, seiner Ruhe und Ausstrahlung ein Anker und Vorbild für seine Mitspieler und ein Garant für die sportliche Aufwärtsentwicklung der vergangenen Jahre. Dabei hat er seine Loyalität zu seiner Viktoria nie vom Erfolg abhängig gemacht, auch in wirtschaftlich und sportlich harten Zeiten war es für ihn selbstverständlich, sich als Führungsspieler zu zeigen und zur Mannschaft und zum Verein zu stehen.“


Im März 2019 wurde Simon Schmidt vom gesamten Viktoria-Vorstand für 400 Pflichtspiele geehrt. (© Moritz Hahn)

Er spricht außerdem die kommunikativen Stärken Simons an, mit denen dieser entscheidend zur positiven Außendarstellung des SVA beigetragen hat: „Als sympathische und besonnene Persönlichkeit war er von Medien, Partnern, Mitgliedern und Fans als Gesicht des SV Viktoria und als Gesprächspartner gefragt. Simon hat unseren Verein auf und neben dem Platz über viele Jahre geprägt. Vorstand und Verwaltungsrat sagen „Danke Mister Viktoria“ und wünschen ihm für den „Fußballruhestand“ viel Freude mit der Familie und weiterhin beruflichen Erfolg.“

Abschied eines „personifizierten Viktorianers“

Sportlicher Leiter Benni Hotz verweist darauf, dass Simon Schmidt mit seinen konstanten Leistungen bis zuletzt für das Team unentbehrlich war. In sein Bedauern über den Rückzug des verdienten Routiniers mischt sich aber auch Zuversicht: „Die gerade erst wieder gezeigten Leistungen in Liga-Pokal und Play-off-Spielen unterstrichen einmal mehr Simons Wichtigkeit auf dem Platz, darum werden wir ihn umso schmerzlicher vermissen. Mit Simon verlässt ein ganz großer Viktorianer – wenn nicht der personifizierte Viktorianer – die große Bühne am Schönbusch. Wir hoffen, dass wir Simon eventuell im Zuge der 120-Jahr-Feier ein Abschiedsspiel in einem würdigen Rahmen anbieten können, um ihn noch einmal vor allem vor einer tollen Kulisse gebührend zu verabschieden. Es hat extrem Spaß gemacht, mit ihm zusammen zu arbeiten und ich würde mir wünschen, dass er in anderer Funktion in Zukunft den Weg auch wieder zurückfindet. Bis dahin wünsche ich Simon und seiner Familie von Herzen alles alles Gute!“


Simon Schmidt ist als Kapitän auf und neben dem Platz immer ein Anführer gewesen und hat die sportlichen Erfolge des letzten Jahrzehnts maßgeblich mitgeprägt. (© Moritz Hahn)

„Absoluter Leader auf und neben dem Feld“

Letzteren Wünschen schließt sich auch Coach Jochen Seitz an, dessen Beziehung zu seinem Mannschaftskapitän in den letzten fünf Jahren zu einer ganz besonderen geworden ist: „Simon war meine rechte Hand auf dem Feld und seine Meinung war mir immer sehr wichtig. Aber er war nicht nur auf dem Platz mein Kapitän, sondern auch außerhalb ein Spieler, der die Mannschaft zusammengehalten hat. Kurzum: ein absoluter Leader auf und neben dem Feld.“ Dass Jochen Seitz von den spielerischen Qualitäten seiner flexibel einsetzbaren Nummer 16 immer überzeugt war, ist schon daran zu ersehen, dass Simon in allen Spielen, ausgenommen er fehlte verletzungsbedingt, grundsätzlich in der Startelf stand und durchspielte. Der Verlust einer solchen „rechten Hand“ mit der Erfahrung von mehr als 410 Pflichtspielen würde jedem Trainer Phantomschmerzen bereiten, da bildet Jochen Seitz keine Ausnahme.

Hoher Selbstanspruch als Charaktermerkmal

Lassen wir zum Abschluss noch einmal Simon Schmidt zu Wort kommen, der hinsichtlich des Zeitpunkts seines Abschieds noch einen Aspekt nachreichte: „Ich habe in meiner ganzen Zeit bei der Viktoria immer alles dafür getan, um ein Leistungsträger zu sein. Das hat ziemlich gut geklappt, das kann ich heute rückblickend wohl so sagen. Und als Leistungsträger möchte ich auch meinen Abschied nehmen. Ich möchte nicht irgendwann in die Situation kommen, nicht mehr das Gefühl zu haben, sportlich helfen zu können.“

Ein hoher Selbstanspruch, der Simon sicherlich zur Ehre gereicht. Auf der anderen Seite wissen wir alle, dass mit zunehmendem Alter Einsatzzeiten kürzer werden können, jüngere Spieler die Stammplätze einnehmen. Das ist der Lauf der Dinge. Fans wie der Verein – das sei Simon immerhin mit auf den Weg gegeben – würden ihn mit nur noch 30 Minuten Einsatzzeit genauso wertschätzen wie wenn er voll durchspielen würde, ganz einfach weil sie ein untrügliches Gespür dafür haben, dass eine so verdiente Spielerpersönlichkeit bereits auf einer Stufe steht, die nicht mehr mit statistischen Werten vermessen wird. A propos helfen: Oftmals wirkt sich schon die pure Präsenz einer Identifikationsfigur im Kader leistungsfördernd auf das gesamte Team aus.

Aber das nur nebenbei. Wir wollen Simon schließlich nicht zum Weitermachen drängen... ;)


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Stand: 2. Juni 2021 / Verfasser: Wolfgang Fleischer & Moritz Hahn

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