Am Dienstag (18.30 Uhr) kann die Viktoria endlich mal wieder einen Eintrag in ihr noch spärlich gefülltes Pokal-Stammbuch machen / Jochen Seitz stellt „geiles Spiel“ gegen die Löwen in Aussicht
Bereits über 5.500 Karten wurden für das Halbfinale des BFV-Toto-Pokals gegen den TSV 1860 München im Vorverkauf abgesetzt. Der Appetit auf den Pokalhappen ist riesig und zeigt vor allem das am Schönbusch latent vorhandene Begeisterungspotenzial. Das ist umso erstaunlicher, als bei nüchterner Analyse festzuhalten ist: Es handelt sich nicht um den DFB-Pokal, sondern um eine Vorstufe desselben: den BFV-Toto-Pokal. Und beim Gegner reden wir sicherlich von einem Traditionsclub mit klangvollem Namen, aber einem, der sich derzeit sportlich mehr schlecht als recht durch die 3. Liga laviert.Weniger überrascht von der großen Resonanz zeigt sich indes Viktoria-Coach Jochen Seitz und findet triftige Gründe:
„Ich glaube, dass der Name 1860 München schon noch sehr zieht. Auch in der hiesigen Umgebung gibt es noch sehr viele Fans, die von Kindesbeinen an Löwen-Fans sind. Daher hatten wir uns natürlich bei der Auslosung für das Halbfinale die Löwen gewünscht, da diese mit ihrer gewachsenen Fankultur am ehesten als Garant für ein ausverkauftes Stadion angesehen werden können.“[caption id="attachment_19612" align="alignleft" width="600"]
Viktoria Aschaffenburg möchte gegen 1860 München die Überraschung schaffen und ins Finale einziehen (© Mario Wiedel)[/caption]
„Biero“ zollt der Viktoria Respekt
Die 60er um Löwen-Oberhaupt Daniel Bierofka haben sich zuletzt in der Liga nicht mit Ruhm bekleckert und sind seit vier Partien ohne Punkte und Tore. Auch in Sachen Klassenerhalt ist man noch nicht ganz über den Berg. Für das Erreichen der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals, das auf Giesings Höhen seit Jahrzehnten zum guten Ton gehört, ist man daher in diesem Jahr unbedingt auf den Gewinn des BFV-Toto-Pokals als Legitimation angewiesen. Von diesem Ziel sind die Löwen derzeit noch zwei K.o.-Spiele entfernt, in denen sie sich zunächst gegen die Viktoria und dann im Finale am 25. Mai gegen Liga-Konkurrent Kickers Würzburg durchsetzen müssten. Dass die Löwen gewillt sind, dieses Wild zu erlegen, daran dürfte mangels anderer kulinarischer Höhepunkte in dieser Saison kaum ein Zweifel bestehen. Das sieht auch Jochen Seitz so:
„Ich glaube, dass es für die 60er fast schon Pflicht ist, in den DFB-Pokal zu kommen. Sie sind gegen einen noch in Abstiegsnöten steckenden Regionalligisten haushoher Favorit und haben wesentlich mehr Druck als wir. Wir hingegen können nur überraschen.“Löwen-Coach Daniel Bierofka formuliert vor dem Halbfinale in knappen Worten, was wohl alle Trainer eines favorisierten Teams vor einem Pokalspiel über den jeweiligen Gegner sagen: „
Die werden alles gegen uns raushauen. Aschaffenburg hat eine gute Mannschaft. Das wird ein typisches Pokalspiel, bei dem wir erst mal dagegenhalten müssen.“Für die Viktoria hingegen ist die Partie gegen die höherklassigen Löwen kein Pokal-Business-as-usual, wie Jochen Seitz deutlich herausstreicht:
„Wir bestreiten nicht alle Tage ein Pflichtspiel gegen einen Drittligisten. Wir haben ein Heimspiel und wollen die Partie so lange wie möglich offen halten. Die Löwen werden mit Sicherheit ein hohes Tempo vorgeben. Es gilt, die wenigen uns gestatteten Möglichkeiten konsequent zu nutzen. Defensiv dürfen wir uns keine Fehler erlauben, denn die werden sofort gnadenlos bestraft. Dann haben wir eine kleine Chance, eine Runde weiter zu kommen.“Jochen Seitz: Hochspannung in positive Energie „transformieren“
Anders als die Löwen, die im Grünwalder Stadion größere Kulissen gewohnt sind, sind die Weiß-Blauen der heutigen Generation mit derartigem „Stadion-Starkstrom“ noch kaum in Berührung gekommen. Die Frage ist, ob sich dieser aktivierend oder lähmend auf Jochen Seitz` Schützlinge auswirkt. Der Coach setzt natürlich darauf, dass seine Jungs angesichts des „Riesen-Events“ bis in die Haarspitzen motiviert sind: „
Natürlich haben vor so einer Kulisse noch die Wenigsten von uns gespielt, insofern ist eine gewisse Anspannung natürlich da. Ich hoffe allerdings, dass wir diese in positive Energie umsetzen können. Wir freuen uns auf das Spiel, das man fast als Spiel des Jahrzehnts für die Viktoria bezeichnen kann. Ein Pflichtspiel vor über 5.000 Zuschauern gegen eine Traditionsmannschaft, was will man mehr?“Auch die große Chance zur positiven Imagepflege, die sich nicht nur aus der großen Kulisse vor Ort, sondern vor allem auch aus der bundesweiten Live-Übertragung auf dem Free-TV-Sender SPORT1 ergibt, möchte Jochen Seitz nicht ungenutzt verstreichen lassen: „
Das ist ein schöner Nebeneffekt, dass das Spiel auch im Fernsehen übertragen wird. Mit Sicherheit wird das Interesse erwecken. Dass die Viktoria im Fernsehen zu sehen ist, gab es meines Wissens seit Jahrzehnten nicht mehr. Das ist eine tolle Geschichte nicht nur für die Mannschaft und den Trainerstab, sondern auch für den Verein Viktoria Aschaffenburg. Wir haben uns das redlich verdient und wollen allen Zuschauern, ob vor Ort oder vor dem Fernseher, ein Spektakel bieten und die Spannung bis zum Schluss hoch halten. Kurzum: Wir wollen einfach ein geiles Spiel abliefern.“
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