Beim 3:2-Sieg über die Münchner Löwen lieferte das Team von Jochen Seitz einen großen Pokalfight ab und eroberte die Fußballherzen im Sturm
Die Viktoria hat die Gunst der Stunde genutzt und sich im Halbfinale des BFV-Toto-Pokals nach bravourösem Kampf mit 3:2 (2:2) gegen den TSV 1860 München durchgesetzt. Vor der Rekordkulisse von 5.850 Besuchern lieferten die ganz in Weiß spielenden Gastgeber eines ihrer besten Heimspiele seit langem ab. Das Team von Jochen Seitz sorgte durch Tore von Daniel Cheron und Simon Schmidt für eine schnelle 2:0-Führung, die die Löwen noch vor der Pause egalisierten. Die Euphorie brach sich endgültig Bahn, als Björn Schnitzer mit einem umstrittenen Handelfmeter zehn Minuten vor Schluss für die Entscheidung sorgte und den Weg ins Finale gegen Kickers Würzburg (25. Mai) ebnete.[caption id="attachment_20767" align="alignleft" width="600"]
Kapitän Simon Schmidt führt die Weiß-Blauen vor 5.850 Zuschauern auf den Platz (© Moritz Hahn)[/caption]Die Viktoria zeigte sich gänzlich unbeeindruckt von der großen Bühne und fand sofort ins Spiel. Bereits in der 2. Spielminute hatte sie durch Björn Schnitzer die erste Torchance, doch Löwen-Keeper Marcus Hiller parierte seinen Flachschuss. In der Folge stürzte man die 60er durch schnelle Vorstöße von einer Verlegenheit in die andere und ging in der 12. Minute in Führung. Björn Schnitzer spielte sich mit einer feinen Einzelleistung in den 16er und flankte. Hiller konnte den Kopfball vom sehr stark spielenden Lukas Oppermann noch parieren, doch den Abpraller versenkte Daniel Cheron mit einem Flugkopfball im Netz.[caption id="attachment_20768" align="alignleft" width="600"]
Daniel Cheron erzielte per Flukpfball die 1:0-Führung und jubelte dann akrobatisch vor den eigenen Fans (© Moritz Hahn)[/caption]Total von den Socken war das Publikum, als die Weiß-Blauen gerade einmal sieben Minuten später das zweite Tor nachlegten, ohne dass das Team von Daniel Bierofka bis dahin auch nur einmal nennenswert offensiv in Erscheinung getreten wäre. Max Grünewald spielte aus dem Mittelfeld einen schönen langen Ball auf Björn Schnitzer, der das Leder im Strafraum so lange behauptete, bis er es dem von hinten durchstartenden Kapitän Simon Schmidt in den Lauf spielen konnte. Gegen dessen Torabschluss war Hiller erneut machtlos.[caption id="attachment_20769" align="alignleft" width="600"]
2:0 (19.) durch Kapitän Simon Schmidt nach Vorarbeit von Björn Schnitzer (© Moritz Hahn)[/caption]So einen Blitzstart hatte die Viktoria bisher in der Regionalliga nicht zuwege gebracht, der Pokal mit seinen eigenen Gesetzen macht es möglich. Max Grünewald hätte die aufkommenden Glücksgefühle wenig später ins Surreale steigern können, doch Hiller konnte seinen Flachschuss aus dem Rückraum aus dem rechten Eck fischen. Die eigentlich als Beute vorgesehene Viktoria wurde immer vorwitziger, so dass sich die bisher in der Abendsonne dösenden Löwen zu einem unvermittelten Prankenschlag genötigt sahen. Der hatte sich gewaschen: Efkan Bekiroglu hämmerte die Kugel ansatzlos aus 25 Metern in den rechten Winkel (37.). Ein Traumtor mit Hallo-wach-Effekt aus Sicht der Löwen, die nun wesentlich mehr Zugriff auf das Spiel hatten und noch vor der Pause durch Herbert Paul, der eine Flanke von Philipp Steinhart mit der Pike unten links einlochte, zum Ausgleich (43.).[caption id="attachment_20770" align="alignleft" width="600"]
Trainer Jochen Seitz und sein Co.-Trainer Gerry Mai hatten nach dem Ausgleich der Löwen alle Hände voll zu tun (© Moritz Hahn)[/caption]
Schnitzer schießt die Viktoria aus dem Stand ins Finale
Gut gebrüllt Löwen, aber das war es dann schon mit dem Dominanzgehabe. Nach Wiederanpfiff hatte sich die Viktoria gefangen und durch Daniel Cheron die Chance zur neuerlichen Führung. Schön freigespielt, brachte er zu wenig Druck hinter den Ball, um Hiller vor ernsthafte Probleme zu stellen. Der weitere Verlauf des zweiten Durchgangs war von Zweikämpfen geprägt, die längst wieder Morgenluft witternden SVA-Fans sahen eine Heimmannschaft, die – wie es Bierofka im Vorfeld vorausgesagt hatte – „alles raushaute“ und dem Favoriten Paroli bot.[caption id="attachment_20771" align="alignleft" width="600"]
5.850 Zuschauer sorgten für eine würdige Kulisse und verwandelten den Schönbusch in einen Hexenkessel (© Moritz Hahn)[/caption]Meist gelang es, die 60er vom eigenen Strafraum fernzuhalten. Hohe Bälle wurden ausnahmslos von Kevin Birk abgefangen, der mit souveräner Strafraumbeherrschung glänzte. Aber nicht nur das: Zweimal setzte Löwen-Goalgetter Markus Ziereis aus der Nahdistanz zum finalen Biss in die Kehle an (58./62.), doch Kevin Birk ließ ihn abblitzen. Es bahnte sich schon eine Entscheidung durch Elfmeterschießen an, als Schiedsrichter Steffen Brütting (Effeltrich) in der 81. Spielminute nach dem Motto „Warum 10 Elfmeter, wenn es auch einer tut“ auf Strafstoß für die Viktoria entschied. Löwen-Verteidiger Paul soll den Ball zuvor im Strafraum mit der Hand gespielt haben, was nicht nur vom „Sünder“ entschieden dementiert wurde. Björn Schnitzer ließ sich davon nicht beirren und vollstreckte eiskalt vom Punkt. Anlauf glaubte der Meister nicht nötig zu haben… und lag damit richtig.[caption id="attachment_20772" align="alignleft" width="600"]
82. Spielminute: Kurzer Anlauf. Tor Björn Schnitzer! 3:2 für Viktoria Aschaffenburg (© Moritz Hahn)[/caption][caption id="attachment_20773" align="alignleft" width="600"]
Der Schönbusch verwandelte sich nach dem Treffer zum 3:2 in ein Tollhaus (© Moritz Hahn)[/caption]Die Löwen fanden auf diese Provokation keine Antwort mehr, vielleicht hätten sie die eine oder andere Angriffsaktion ruhiger ausgespielt, wenn sie geahnt hätten, dass es der Unparteiische mit dem Abpfiff nicht so eilig hatte. Der ertönte dann nach 94 Minuten und entließ die Zuschauer – wenigstens sofern sie keine 1860-Fans waren – euphorisiert in die Frühlingsnacht. Dieser Tanz in den Mai wird manch einem in nachhaltiger Erinnerung bleiben…
… und dürfte zudem gewaltigen Schub geben für das vorletzte Heimspiel in der Regionalliga-Saison, das die Viktoria am kommenden Samstag um 14 Uhr gegen den VfR Garching bestreitet. Mit einem Sieg gegen den Tabellennachbarn wäre der Klassenerhalt zum Greifen nahe. Unter dem Eindruck des Gesehenen sollte sich eigentlich der eine oder andere Fan mehr einfinden, der Neugier auf das Alltagsgesicht der Viktoria verspürt. Dieses ist – im Vertrauen gesagt – auch nicht eben unsympathisch…
Halbfinale BFV-Toto-Pokal 2018/19, 30. April 2019, um 18.30 Uhr in Aschaffenburg (Stadion am Schönbusch // Kleine Schönbuschallee, 63741 Aschaffenburg)
Viktoria Aschaffenburg - TSV 1860 München 3:2 (2:2)
Aschaffenburg: Kevin Birk - Silas Zehnder (46. Philipp Beinenz), Luca Dähn, Simon Schmidt, Hamza Boutakhrit, Ugurtan Kizilyar - Daniel Cheron, Max Grünewald, Clay Verkaj (72. Roberto Desch) - Lucas Oppermann (89. Michél Harrer), Björn Schnitzer (Trainer: Jochen Seitz)
München: Marco Hiller - Felix Weber, Jan Mauersberger, Stefan Lex (37. Florent Lacazette Romuald), Benjamin Kindsvater (71. Marius Willsch), Alessandro Abrusci (84. Dennis Dressel), Efkan Bekiroglu, Markus Ziereis, Herbert Paul, Kristian Böhnlein, Philipp Steinhart (Trainer: Daniel Bierofka)
Tore: 1:0 Daniel Cheron (12., Lucas Oppermann), 2:0 Simon Schmidt (20., Björn Schnitzer), 2:1 Efkan Bekiroglu (37.), 2:2 Herbert Paul (42.), 3:2 Björn Schnitzer (82., HE)
Gelbe Karten: Clay Verkaj (18.), Ugurtan Kizilyar (60.) / Markus Ziereis (55.), 85. Philipp Steinhart (85.)
Schiedsrichter: Steffen Brütting - Martin Speckner, Christop Stühler
Zuschauer: 5.850 (Stadion am Schönbusch)
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