Viktoria News
Gedränge an der Tabellenspitze: Viktoria pfeift neuerdings auf Abstandsregeln
21. Oktober 2020

Mit zwei Siegen zum Re-Start nähern sich die Weiß-Blauen der Tabellenspitze der Regionalliga Bayern ganz dicht an

Deutlich mit 0:3 musste die Viktoria bei der Ligapokal-Premiere gegen den Konkurrenten 1. FC Schweinfurt 05 die Segel streichen. Am vergangenen Samstag hat eine Seitz-Elf, die angesichts der Verletzungsmisere das Prädikat „alternativlos“ verdiente, in der Liga den Spieß umgedreht und eben diesen Schweinfurtern an gleicher Stätte eine empfindliche 2:0-Niederlage zugefügt. In der Tabelle tauschte man dadurch mit dem unterfränkischen Rivalen die Plätze und belegt nun vor dem nächsten Duell in Rain am Lech aufgrund des besseren Torverhältnisses Rang zwei. Von einem „Nackenschlag“ sprach die Main-Post, ihres Zeichens die Hauspostille der Schnüdel. Mit einiger Berechtigung: Schließlich kam die Viktoria tabellarisch gesehen von hinten.

Sportlich gesehen dagegen suchte die Seitz-Elf im erst zweiten Heimspiel des Jahres die Konfrontation von vorne und mit offenem Visier. Man muss lange zurückdenken, wann zuletzt ein Gegner am Schönbusch kontinuierlich mit einer solchen Aggressivität hoch angelaufen wurde. Das konsequente Pressing zum einen und eine auch unbedrängt im Spielaufbau ungewohnt fahrig agierende Schweinfurter Elf bewirkten, dass die Weiß-Blauen an diesem Tag sehr oft ins Umschaltspiel kamen. Die Führung der Heimelf durch Egson Gashi in der 49. Spielminute entsprang aber einem Standard. Einen Freistoß schlenzte Kapitän Simon Schmidt auf den an der linken Außenlinie durchstartenden Tom Schulz. Dessen Flachpass ins Zentrum war ein gefundenes Fressen für den dort völlig frei stehenden Egson Gashi, gegen dessen platzierten Schuss ins linke Eck der FCS-Keeper machtlos war. Das hatten sich die Weiß-Blauen denn auch redlich verdient, denn bis dato zeigten sie in einem temporeichen Spiel eine taktisch äußerst disziplinierte Leistung, stellten die Räume konsequent zu, so dass das zweifellos vorhandene Offensivpotenzial der Schnüdel an diesem Tag allenfalls zu erahnen war.

Ekstase am Schönbusch. Gerade hat Egson Gashi Viktoria Aschaffenburg mit 1:0 in Führung geschossen (© Moritz Hahn)

Rinderknecht schwächt sein Team mit „unerlaubter Entfernung von der Herde“

Auf der anderen Seite hatte die Schweinfurter Defensive nicht ihren besten Tag und zeigte insbesondere bei Standardsituationen Schwächen. Exemplarisch sei die Großchance der Viktoria aus der aus der 12. Minute genannt, als im Anschluss an einen weiten Einwurf von Hamza Boutakhrit von rechts der agile Neuzugang Ali Kazimi zunächst von der Strafraumgrenze an den linken Pfosten schoss, anschließend Luca Dähns Nachschuss aus kürzester Distanz so eben noch von einem Verteidiger geblockt wurde. Dähn war es auch dessen Kopfball nach der anschließenden Ecke so eben noch von der Linie gekratzt werden konnte. Auf Schweinfurter Seite kam Tim Danhof einmal im Viktoria-Strafraum zum Abschluss, den Keeper Ricardo Döbert vergleichsweise mühelos parieren konnte. Kehren wir zurück zur 49. Minute: Im Prinzip blieb den Schnüdeln ja genügend Zeit, um gegen die mit zunehmender Spielzeit ob ihrer intensiven Spielweise zwangsläufig kräftemäßig nachlassenden Weiß-Blauen den Spielstand noch zu korrigieren. Dass daraus nichts wurde, hatte zu einem Großteil Schweinfurts Neuzugang Nico Rinderknecht zu verantworten, der in der 51. Minute seinen „Berufsstand“ nicht länger zu verleugnen mochte und den auf links durchgebrochenen Ali Kazimi rustikal von den Beinen holte. Schiedsrichter Riedel entschied auf letzter Mann und damit glatt Rot.

Riedel zögerte keine Sekunde und zeigte Nico Rinderknecht nach Foul an Ali Kazimi glatt die rote Karte (© Moritz Hahn)

FCS-Coach Tobias Strobl reagierte mit der Einwechslung von frischen Offensivkräften, so nichts unversucht lassend, dem Spiel doch noch eine Wende zu geben. Dies beinhaltete natürlich ein großes Risiko und so hätte der SVA schon frühzeitig für die Vorentscheidung sorgen können. So aber musste Keeper Richie Döbert in der 68. Minute einen sensationellen Reflex auspacken, um gegen den alleine vor ihm auftauchenden Amar Cekic zu klären und den Sieg festzuhalten. Denn ob bei einem 1:1 die verbleibende Spielzeit genauso verlaufen wäre, wie sie es letztlich tat – mit einem in der Nachspielzeit von Routinier Simon Schmidt souverän zum 2:0 verwandelten Handelfmeter als Sahnehäubchen –, das werden wir letztlich nie erfahren. Unterm Strich bleibt festzuhalten, dass Coach Jochen Seitz aus dem ihm noch verbliebenen Personal und den zu vergebenden Positionen quasi im Baukastensystem eine Formation zusammengestellt hat, wie sie so noch nie auf dem Platz gestanden hat und nach Rückkehr der verletzten Leistungsträger voraussichtlich auch nicht mehr stehen wird. Dass es gelungen ist, auf diese Weise den Aufstiegsaspiranten 1. FC Schweinfurt 05 in die Knie zu zwingen, gereicht dem Trainer und den beteiligten Spielern gleichermaßen zur Ehre. Alle, von den Routiniers bis zu den „Rookies“, haben den ihnen zugedachten Part im System glänzend interpretiert und so den verletzungsbedingten Ausfall einiger Leistungsträger kompensieren können. Von dem in der Lockdown-Phase vollzogenen massiven personellen Umbruch bei den Weiß-Blauen redet nach vier Siegen in Serie ohnehin kaum noch einer.

Hamza Boutakhrit beglückwünscht Kapitän Simon Schmidt zum Treffer zum 2:0 (© Moritz Hahn)

Seitz-Truppe kann die Teilnahme an der Play-off-Runde kaum noch verdaddeln

Das Ergebnis des Unterfrankenderbys, so überraschend es sein mag, spiegelt letztlich nur die aktuellen Formkurven der beiden Rivalen. Die 05er hatten zuletzt mit ihren überraschenden Punktverlusten im Ligapokal – nur unentschieden in Fürth und gegen Aubstadt – die Seitz-Elf hingegen hat sich mit zwei Auswärtserfolgen in Fürth und Aubstadt an die Spitze ihrer Ligapokal-Gruppe katapultiert und unterstrich zuletzt mit zwei Siegen auch ihren Anspruch auf eine Führungsposition in der Regionalliga Bayern. Im Übrigen gilt: Wer mit einer komplett neu zusammengestellten Formation Schweinfurt schlägt, dem muss vor der Zukunft nicht bange sein. Wenigstens von der Papierform her hat die Viktoria im Vergleich mit den Konkurrenten aus dem Spitzenquartett bis zur Winterpause das leichteste Liga-Restprogramm und darf sich eigentlich schon – kleiner Scherz – als Corona-Herbstmeister der Herzen feiern lassen. Die vier ausstehenden Partien gegen Schalding (10.), den TSV Rain/Lech (13.) und die Kellerkinder Rosenheim (15.) sowie Garching (17.) lassen bei aller Bescheidenheit schon auf einen kleinen Punktesegen hoffen. Noch zwei Pünktchen auf Nürnberg gutmachen, dann wedelt die Regionalliga Bayern doch tatsächlich mit dem Schwanz des bayerischen Löwen. Der Titel Herbstmeister ist bekanntlich ein Muster ohne Wert. Meister der Regionalliga Bayern darf sich nennen, wer nach dem 34. Spieltag oben steht. Bis dahin sind im neuen Jahr allerdings gerade noch fünf Spieltage zu absolvieren. Die Meisterschaft berechtigt in dieser Saison nicht automatisch zur Teilnahme an den Relegationsspielen zur 3. Liga. Auf Betreiben der Vereine wird der bayerische Aufstiegsaspirant über eine Play-off-Runde ermittelt, an der die vier erstplatzierten Teams in der Tabelle teilnehmen. Wenn nichts Unvorhergesehenes mehr geschieht, bilden die Club-Reserve, der 1. FC Schweinfurt 05 und die SpVgg. Bayreuth zusammen mit der Viktoria die Runde dieser „Fab Four“. Nach den Worten von Sportvorstand Benedikt Hotz will die Viktoria an der Aufstiegs-Play-off-Runde unbedingt teilnehmen, weshalb man auch beabsichtige, seine Hausaufgaben zu machen und die Lizenzunterlagen für die 3. Liga fristgerecht im März nächsten Jahres beim DFB einzureichen. Eine Momentaufnahme zeigt, dass die Weiß-Blauen angesichts von acht Punkten Vorsprung auf den Fünftplatzierten TSV Aubstadt schon mit einem Bein in den Play-offs stehen.

Ein mindestens ebenso starker Magnet sollte eigentlich auch der lukrative DFB-Pokal sein, zu dem der Sieger im neu geschaffenen Liga-Pokal einen direkten Zugang erhält. Dass man am Schönbusch im Pokal überwintert, gilt mittlerweile fast als ausgemachte Sache. Sechs Punkte aus den ersten drei Spielen sind eine mehr als solide Basis, so dass man den drei in diesem Jahr noch zu absolvierenden Liga-Pokalspielen gegen Schweinfurt (21. November), Fürth (28.) und Aubstadt (5. Dezember) vergleichsweise entspannt entgegensehen. Im kommenden Jahr spielen die zwölf verbleibenden Teams in drei Vierergruppen um den Einzug ins Viertelfinale.


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Stand: 21. Oktober 2020 / Verfasser: Wolfgang Fleischer & Moritz Hahn

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