Mit einem ungezähmten Auftritt im Bayreuther Hans-Walter-Wild-Stadion will die Viktoria weiterhin für positive Schlagzeilen sorgen / Die besten Angriffsreihen der Liga im direkten Vergleich
Mit dem 3:3 bei der hoch eingeschätzten Nürnberger Profireserve hat die Viktoria die Belastbarkeit ihrer aktuellen Erfolgsserie eindrücklich unter Beweis gestellt. Diese ist am kommenden Samstag (14 Uhr) einmal mehr gefragt, wenn das Team von Jochen Seitz zum Auftakt der Rückrunde beim Tabellenzweiten SpVgg. Bayreuth gastiert. Das Match firmiert rein tabellarisch gesehen unter „Positionskampf in der Spitzengruppe“, wobei sich die mittlerweile prächtig herausgeputzte „Oldschdod“ auf eigenem Terrain sicherlich nicht noch einmal – wie am ersten Spieltag – mit 4:0 verprügeln lassen wird. Dieser Sieg ist aus weiß-blauer Sicht eine schöne Erinnerung, aber mit Blick auf den kommenden Samstag ein Muster ohne Wert, nicht zuletzt, weil die Oberfranken seither personell aufgerüstet haben.[caption id="attachment_21089" align="alignleft" width="600"]
Ein Björn Schnitzer in bestechender Frühform führte die Viktoria am 1. Spieltag mit drei Torvorlagen und einem Treffer zum 4:0-Sieg gegen Bayreuth (© Moritz Hahn)[/caption]Ex-Profi Timo Rost übernahm die Wagnerstädter in der Vorsaison zu einem Zeitpunkt, als sie nach sechs Spielen noch punkt- und torlos waren. Damit setzte eine positive sportliche Entwicklung ein, die in dem am viertletzten Spieltag fix gemachten Klassenerhalt mündete. In die laufende Saison 2019/20 startete die SpVgg. mit zwei Niederlagen: Nach der 0:4-Pleite am Schönbusch bezog das im Vorfeld zum Mitfavoriten gestempelte Team von Timo Rost gegen den VfR Garching auch gleich die erste Heimniederlage.
„Wir dachten scheinbar, dass wir nach den starken Leistungen in der Vorbereitung die Spiele in der Regionalliga auch mit ein paar Prozent weniger gewinnen können. Dem ist aber nicht so. Ich bin froh, dass wir gleich am Anfang einen Dämpfer hinnehmen mussten. So konnten wir schnell erkennen, dass es nur mit 100 Prozent geht, und die Entwicklung wieder in die richtigen Bahnen lenken“, analysierte Rost und verwies sogleich auf einen positiven Lerneffekt. Der hat Früchte getragen, denn nach Abschluss der Hinrunde am vergangenen Wochenende fand sich die Altstadt mit 32 Punkten erstmals auf Platz zwei der Tabelle wieder. Die kontinuierliche Arbeit von Timo Rost blieb auch andernorts nicht unbemerkt. Am 4. Oktober wurde vermeldet, dass dem Ex-Profi ein Angebot des Drittligisten Carl Zeiß Jena vorliege. Dieses tatsächlich existente Angebot nahm Rost allerdings nicht an und verkündete drei Tage später, bei den Oberfranken bleiben zu wollen.Sportliche Perspektiven sind auch in Bayreuth genügend vorhanden, schließlich liebäugelt die Altstadt mit einer Rückkehr ins Profigeschäft.
„Der Verein besitzt als ehemaliger Zweitligist eine große Tradition und eine riesige Fangemeinschaft. Der Traum von der Rückkehr in den Profifußball lebt. Allerdings können wir die aktuelle Gesamtsituation sehr gut einschätzen und müssen uns ehrlich eingestehen, dass der Verein infrastrukturell noch lange nicht drittligatauglich ist“, sieht Coach Timo Rost bei aller Profi-Affinität derzeit noch eine Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit.
Jochen Seitz: „Bayreuth ist einen großen Schritt weiter“
Als eine Fortsetzung der Erfolgsserie unter nunmehr erschwerten Bedingungen sieht Jochen Seitz das 3:3-Unentschieden am Valznerweiher:
„Mir ist generell wichtig, dass wir spielerisch eine ordentliche Leistung abrufen. Das war in Nürnberg definitiv der Fall. Gegenüber den vorherigen, siegreich gestalteten Partien war keinerlei Leistungsabfall zu erkennen. Wir sind momentan sehr konstant und wollen es auch bleiben.“Die SpVgg. Bayreuth hatte Jochen Seitz schon vor Saisonbeginn als einen der Topfavoriten auf die Meisterschaft auf der Rechnung. Die 0:4-Niederlage zum Saisonauftakt am Schönbusch hat die Altstadt eher wachgerüttelt, denn seither haben die Schwarz-Gelben nur noch zweimal verloren. Von nichts kommt nichts, auch nicht der sportliche Höhenflug der Wagnerstädter.
„Bayreuth hat mit den Verpflichtungen von Markus Einsiedler und Sascha Marinkovic noch einmal richtig nachgelegt. Die Situation hat sich inzwischen komplett verändert. Fakt ist aber auch: Nach Abschluss der Hinrunde haben wir zwei Punkte weniger als Bayreuth, was an sich schon eine sensationelle Leistung ist“, rückt der Viktoria-Coach die Verhältnisse zurecht.[caption id="attachment_22070" align="alignleft" width="600"]
Die Tabelle der Regionalliga Bayern nach der Hinrunde (Quelle: FuPa.net)[/caption]Etwaige Vergleiche der Viktoria mit den ebenfalls auf eine Profi-Vergangenheit zurückblickenden Oberfranken weist er zurück:
„Bayreuth hat einen höheren Etat und ganz andere finanzielle Spielräume als wir. Allein schon während der Saison einen Einsiedler und einen Marinkovic zu holen, wäre für uns finanziell gar nicht zu stemmen. Die Voraussetzungen sind also gänzlich andere, in Bayreuth ist man schon einen großen Schritt weiter als wir.“„I have a dream“: ungeschlagen ins Spiel gegen Tabellenführer Türkgücü…
Am Samstag verspricht es im Hans-Walter-Wild-Stadion „stürmisch“ zu werden, denn Bayreuth und der SVA stellen aktuell mit jeweils 36 Saisontoren die besten Sturmreihen der Liga. Ein Spiel mit offenem Visier wie in Nürnberg will auch Jochen Seitz nicht ausschließen:
„Es ist gut möglich, dass einige Tore fallen. Bayreuth hat große Qualitäten in der Offensive, die man schwerlich die ganze Zeit aus dem Spiel nehmen kann. Da ist wieder eine Topleistung von uns vonnöten. Aber wir haben ja bewiesen, dass wir`s können.“Die konkrete Frage nach dem Wunschresultat beantwortet der Coach mit einer Vision, die sicherlich allen Viktoria-Fans aus dem Herzen spricht:
„Nächste Woche ungeschlagen in das Heimspiel gegen Tabellenführer Türkgücü zu gehen, wäre natürlich ein Traum.“Noch ausfallen wird in Bayreuth Philipp Beinenz. Daniel Cheron ist hingegen ins Training eingestiegen und könnte am Samstag wieder eine Alternative sein.
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