Viktoria News
Hand aufs Herz, Jochen Seitz
22. Dezember 2021

„Man hat als Trainer nicht nur einen Anspruch an die Spieler und den Verein, sondern auch an sich selbst.”

Eine turbulente Zeit liegt hinter der Regionalliga-Mannschaft von Viktoria Aschaffenburg. Als Tabellenführer nach dem vorzeitigen, coronabedingten Abbruch der vergangenen Saison in den Aufstiegs-Play-Offs gescheitert, ging es nach einem großen personellen Umbruch in die laufende Spielzeit 2021/22. Diese hielt in der ersten Hälfte viele schwere Verletzungen für die Viktoria bereit, diese bisher kaum dagewesene Verletzungsserie warf die Weiß-Blauen ein ums andere Mal zurück. Cheftrainer Jochen Seitz war immer wieder gezwungen, zu improvisieren und musste oft in die Trickkiste greifen. Manchmal ging es mit nur 11 oder 12 Feldspielern auf Reisen und zuletzt standen gleich vier 19-Jährige in der Stammelf. Mit 31 Punkten aus 24 Partien (neun Siege, vier Unentschieden, 11 Niederlagen) ging die Mannschaft als Tabellenzehnter in die Winterpause. Wir haben in einem sehr persönlichen Gespräch mit Jochen Seitz über die zurückliegenden Monate gesprochen – und einen Blick in die Zukunft geworfen.


Das Interview mit Jochen Seitz führte Melanie Kahl-Schmidt. Redaktion und Fotos: Moritz Hahn.


Jochen, du bist jetzt seit etwas mehr als fünf Jahren Trainer bei der Viktoria. Gab es schon einmal eine Winterpause, die du so herbeigesehnt hast wie diese?

Jochen Seitz: „In dieser Zeit tatsächlich noch nicht. (lacht) Durch die Corona-Pandemie war es natürlich auch enorm schwierig die Saisonvorbereitung zu gestalten. Dazu die Play-off-Spiele, danach mussten wir viele Verletzungen verkraften. Man kann schon sagen, dass das Jahr 2021 körperlich als auch psychisch wirklich anstrengend war. Von daher haben wir die Winterpause nun schon herbeigesehnt und waren nicht traurig, dass das Spiel in Burghausen verlegt wurde – einfach, weil die Kraft zuletzt verständlicherweise nachließ.”


Ein kühler Tag Anfang Dezember 2021. Viktoria-Trainer Jochen Seitz stellt sich bei einem Spaziergang im Park Schönbusch den Fragen von Melanie Kahl-Schmidt. (© Moritz Hahn)

Du hast die Verletzungen und Rückschläge angesprochen. Kreuzbandriss bei Nick Förster und Tom Schulz, Achillessehnenriss bei Hamza Boutakhrit, Schulterverletzung bei Marco Fritscher, Innenbandteilabriss bei Daniel Cheron und immer wieder kleinere Blessuren und Erkrankungen. Gab es Momente, in denen du einfach nicht mehr wolltest oder du dich gefragt hast, wo der Fußballgott ist?

„Es mag sich jetzt merkwürdig anhören, aber manchmal haben wir förmlich schon nur noch gelacht, wenn wir in der Trainerkabine zusammensaßen und die nächste Hiobsbotschaft übermittelt bekamen. Wir waren wirklich in jedem Training froh, wenn wir ohne Verletzte wieder in die Kabine gingen. Es waren ja oftmals auch keine kleinen Verletzungen, die nach ein oder zwei Wochen wieder erledigt sind, sondern solche, die lange Ausfallzeiten mit sich brachten. Dazu kamen Spieler wie Raffael Cvijetkovic, Clay Verkaj oder Silas Zehnder, die ich gerne dauerhaft fit im Kader gehabt hätte, aber letztlich auch viel zu wenig einsetzen konnte. Das waren somit dann phasenweise bis zu neun Ausfälle von wichtigen Spielern, die nicht einfach so adäquat zu ersetzen waren. Wir haben die Situation oft mit Humor genommen, weil es sonst nicht auszuhalten gewesen wäre.”

Wie verarbeitet der Mensch Jochen Seitz die Dinge, die den Trainer Jochen Seitz belasten? Gibt es Vertraute im privaten Umfeld oder machst du die Dinge am liebsten mit dir alleine aus?

„Im Privaten spreche ich tatsächlich wenig und nur ungerne über Fußball, ich möchte meine Themen aus dem Beruf nicht mit nach Hause nehmen. Das wird alles bei der Viktoria gelassen oder ich mache das mit mir selbst aus. Als Trainer macht man sich ohnehin ständig Gedanken und versucht, die bestmögliche Aufstellung, das bestmögliche System zu finden. Was oft auch mit schlaflosen Nächten einhergeht, besonders wenn es mal nicht so gut läuft. Meine Frau Anna bekommt dann nur mit, dass ich schlecht gelaunt bin, aber sie weiß dann schon sehr genau, dass es um Fußball geht.” (schmunzelt)


Ob sich Jochen Seitz beim Training am 12. Juli 2021 hätte vorstellen können, wie anstregend die kommenden Monate werden würden ... (© Moritz Hahn)

Bist du ein Mensch, der sich oft und schnell hinterfragt oder kommt dir in deinem jetzigen Beruf als Fußballlehrer deine berufliche Basis als Finanzberater zugute? Dort musstest du ja auch sicher immer wieder Dinge überprüfen, neu ausrichten und überarbeiten?

„Ich mache mir schon intensiv Gedanken, wenn es nicht so gut läuft. Ich versuche dann, neue Lösungen zu finden. So wie zuletzt, als wir eine Systemänderung vorgenommen haben (von 4er Kette auf 3er bzw. 5er Kette, Anm. d. Red.), um der Mannschaft neuen Input und auch eine Hilfestellung zu geben, um neue Reize zu setzen. Ja, ich hinterfrage mich und mein Handeln auf jeden Fall. Deshalb ist eine gute Kommunikation mit den Spielern extrem wichtig, dass man sie nach ihrer Meinung fragt und versucht herauszufinden, ob es Probleme gibt, die ich als Trainer lösen kann. Für mich ist ein gutes Verhältnis zu den Spielern mit einem engen Austausch die Grundvoraussetzung, um erfolgreich zu sein. Gleichzeitig braucht es natürlich auch eine gewisse Distanz, weil sie schon wissen müssen, dass ich der Chef bin und Entscheidungen treffen muss.”

In den vergangenen eineinhalb Jahren gab es einen großen personellen Umbruch. Wichtige Spieler wie Björn Schnitzer, Pasqual Verkamp, der langjährige Kapitän Simon Schmidt und auch Marcel Schelle , der nur wenige Monate am Schönbusch war, verließen die Viktoria, fast in jedem Mannschaftsteil gab es Veränderungen. War der personelle Umbruch größer und einschneidender als gedacht oder hattet ihr erwartet, dass es zunächst auch holprig werden könnte?

„Bisher war es so, dass wir pro Saison sieben bis neun Abgänge hatten, was schon happig ist. Weil die neuen Spieler immer unterschiedliche Eingewöhnungszeiten brauchen und man nicht erwarten kann, dass die Abläufe von Beginn an passen. Das Gute ist, dass wir unseren Stamm an Spielern, die hier aus der Umgebung sind, meistens zusammenhalten können. Auf den können wir bauen, alles andere muss meistens neu ersetzt werden, was fast immer einem Neuanfang gleichkommt. Der Abgang von Björn Schnitzer war sicherlich nicht so geplant, wie es dann schlussendlich von statten ging. Pasqual Verkamp hätten wir natürlich auch sehr gerne gehalten, Marcel Schelle ist nach Österreich in die 2. Liga gewechselt. Bei Simon Schmidt hingegen war der Verlauf abzusehen. Bei Verkamp gab es lukrativere Angebote für ihn und so müssen wir dann eben auch mal den einen oder anderen Spieler ziehen lassen, wenn es sie ins Profigeschäft zieht und sie die Chance dazu bekommen. Wir müssen als Amateurverein immer damit rechnen, dass uns junge, erfolgreiche und von uns ausgebildete Spieler verlassen, weil wir sie nicht halten können. Das ist für mich als Trainer natürlich ärgerlich, weil ich etwas aufbauen möchte und es immer schade ist, wenn man erfolgreiche Spieler ziehen lassen muss. Klar ist aber auch, dass man solche Spieler auch mal halten können muss, wenn man mittelfristig etwas erreichen möchte. Das muss das Ziel der Viktoria sein.”


15. Juli 2021: Viktoria Aschaffenburg präsentiert sieben von insgesamt zehn Neuzugängen für die Spielzeit 2021/22. Es fehlen die zu diesem Zeitpunkt noch nicht verpflichteten Benedict Laverty, Elmir Muhic und Marco Fritscher. (© Moritz Hahn)

Ein großes Thema der Hinrunde war die Torausbeute und die Tatsache, dass ihr euch in einigen Spielen trotz guter Leistung nicht für euren Aufwand belohnen konntet. Jetzt kann man als Trainer den Ball nicht selbst ins Tor befördern, welche Mittel bleiben einem in einer solchen Situation oder ist man auch ein Stück weit hilflos?

„Also hilflos möchte ich das nicht nennen. Es ist enorm wichtig, dass die Spieler das Gefühl vermittelt bekommen, Rückhalt durch den Trainer zu haben. Gegen Spitzenmannschaften bekommt man einfach weniger Chancen, da muss man dann ein Stück weit effizient sein. Das wissen die Spieler selbst am besten und keiner schießt absichtlich vorbei. Man muss im Training konzentriert weiterarbeiten und sich daran dann aufrichten. Das hat viel mit der Psyche zu tun, denn wenn man an sich zweifelt, schüttelt man das alles weniger leicht ab, als in Phasen des selbstbewussten Auftretens. Eine gute Kommunikation ist wichtig, den Jungs immer wieder gut zuzureden und sie mit Mut auszustatten. Denn das schlimmste was passieren kann ist, wenn Offensivspieler sich verstecken oder gar keinen Mut mehr haben, auf das Tor zu schießen. Ich habe dazu auch immer Wert daraufgelegt, das Positive hervorzuheben. Denn die Chancen gab es ja, die hatten wir uns gut herausgespielt und das habe ich in den Mittelpunkt gestellt, um den Jungs wieder Sicherheit zu geben.”


Reichlich Gesprächsstoff lieferte die bisherige - immer noch unter dem Einfluss der Corona-Pandemie stehende - Saison, so dass nicht nur eine ordentliche Wegstrecke zurückgelegt, sondern auch über viele Themen gesprochen wurde. (© Moritz Hahn)

Wie dankbar ist man als Trainer, während einer solchen „Durststrecke“ bei einem Verein wie der Viktoria angestellt zu sein, wo man die Zeit und das Vertrauen geschenkt bekommt, eine solche Phase zu überstehen. In vielen anderen Vereinen werden rein die Ergebnisse bewertet und die Trainer müssen gehen, bevor sie wieder zum Erfolg zurückfinden können.

„Man muss als Trainer in einer solchen Phase immer Ruhe und Souveränität ausstrahlen und bestenfalls verhält sich auch der Verein so. In Aschaffenburg ist es zweifelsfrei so, dass alle Seiten genau wissen, was sie aneinander haben. Die Verantwortlichen im Vorstand kennen meine Arbeitsweise und da die Viktoria quasi mein zweiter Heimatverein geworden ist und ich ein kommunikativer Typ bin, können sie vieles gut nachvollziehen. Wenn es Fragen gibt, kann man mir die immer sehr gerne stellen. Von daher ist es schon so, dass hier alle ruhig bleiben, auch wenn es mal nicht ganz so rund läuft.”

Konstanz und Balance in der Hinrunde noch nicht gefunden, dennoch glaub Jochen Seitz an einen einstelligen Tabellenplatz am Ende der Saison

Vor der Saison habt ihr als Saisonziel einen einstelligen Tabellenplatz sowie ein gutes Abschneiden im Pokal ausgegeben. Derzeit steht der SVA auf Tabellenplatz zehn und im Pokal gab es ein Ausscheiden in der 1. Hauptrunde gegen den Bezirksligist BSC Saas-Bayreuth. Liegt ihr deiner Meinung nach auf Kurs?

„Also sagen wir es so: Wären alle Spieler fit gewesen, hätten wir auch mehr Punkte geholt als es nun derzeit der Fall ist. Davon bin ich überzeugt. Wobei das die Leistung gerade der jungen Spieler nicht schmälern soll, die haben ihre Sache im ersten Herren-Jahr wirklich sehr gut gemacht. Natürlich hätte ich mir ein paar Punkte mehr gewünscht, was auch durchaus möglich gewesen wäre. Speziell in den Heimspielen gegen die Spitzenteams waren wir ebenbürtig oder besser, haben uns aber nicht belohnt. Im Endeffekt können wir in Anbetracht der Personalsituation und der Verletzungsmisere noch ganz zufrieden sein und hoffen, dass die verletzten Spieler in der Rückrunde wieder zünden. Dann bin ich überzeugt, dass wir den einstelligen Tabellenplatz schaffen können.”


Am 27. November absolvierte die Seitz-Elf das letzte Heimspiel und Pflichtspiel des Jahres 2021. Mit 0:2 mussten sich die Weiß-Blauen dem TSV Aubstadt geschlagen geben. (© Moritz Hahn)

Das frühe Aus im Pokalwettbewerb war aber mehr als ärgerlich. Hand aufs Herz – ist man da als Trainer auch einmal richtig sauer auf seine Mannschaft?

„Damals war es so, dass wir schon einige englische Wochen hinter uns hatten. Dazu kam, dass nicht alle Spieler mit im Bus anreisen konnten, sondern wegen der beruflichen Situation per Auto hinterherfahren mussten. Das war nicht optimal, soll aber gar nicht als Entschuldigung herhalten, normalerweise müssen wir dort trotzdem weiterkommen. Natürlich ist man in solchen Spielen sauer, aber nicht nur da, auch in der Liga gibt es ja solche Situationen. Da gilt es dann, in der Halbzeit ein paar Takte zu sagen oder auch mal auf den Tisch zu hauen. Nach dem Spiel verraucht der Ärger dann bei mir aber auch schnell wieder, weil ich es ja ohnehin nicht mehr ändern kann und ich wieder nach vorne blicken möchte und muss.”

Oftmals waren es gerade die Auswärtsspiele, die nicht so rund liefen und immer wieder hast du in diesem Zusammenhang auf die zumeist lange Fahrzeit bei der Anreise verwiesen. Ist darin tatsächlich der Hauptgrund zu sehen?

„Wir haben die Problematik in der Regionalliga Bayern, dass wir fast die einzige Mannschaft aus dem Nord-Westen Bayerns sind und dementsprechend nahezu immer bei den Auswärtsspielen lange im Bus sitzen. Viele Spiele sind in der Umgebung von München und fünf bis sieben Stunden im Bus zu sitzen ist nicht gerade leistungsförderlich. Man kann sich im Bus kaum bewegen, soll dann aber aussteigen und körperliche Höchstleistungen gegen zum Teil sehr gut ausgebildete Mannschaften vollbringen, da muss man körperlich auf einem Top-Niveau sein. Wir hatten in Auswärtsspielen Ausreißer wie in Aubstadt und in Heimstetten, wo wir wirklich unsere Leistung gar nicht gebracht haben, aber bei Bayern München II haben wir zum Beispiel ein starkes 2:2 geholt. Wir hatten Höhen und Tiefen und konnten unsere Balance und eine richtige Konstanz einfach nicht wirklich finden.”


Für Jochen Seitz - der seit mehr als fünf Jahren im Amt ist - geht es darum, sich immer wieder neu zu erfinden und seinen Spielern damit zu helfen, sich stetig zu steigern. (© Moritz Hahn)

Jetzt lässt sich aber die Einteilung in die Regionalliga Bayern nicht ändern, außer durch Auf- bzw. Abstieg, so dass sich an den Fahrzeiten nicht viel ändern wird.

„Genau hier muss sich natürlich auch die Viktoria immer weiterentwickeln. Leider gilt auch im Fußball das Sprichwort: Ohne Moos nichts los. Man kann heutzutage nur dann erfolgreich sein, wenn man die Rahmenbedingungen schafft, um erfolgreich sein zu können. Und da gehören die finanziellen Mittel unabdingbar dazu. Dann muss man nicht mehr abends um 18 Uhr trainieren, wenn die Spieler schon abgehetzt von einem Arbeitstag kommen. Man kann momentan kaum ein langes Videostudium machen, keine Einzelgespräche mehr führen, weil die Jungs nach einem so langen Tag natürlich auch irgendwann nach Hause möchten. Der Fokus ist derzeit noch nicht so leistungsgerichtet, wie man sich das als Regionalliga-Trainer vielleicht wünscht, aber das ist bei anderen Vereinen auch so. Wir haben ja ungefähr die hälftige Anzahl an Profivereinen. Aber selbstverständlich kommt es in diesem Zusammenhang auch darauf an, welche Ziele und Perspektiven man als Verein mittelfristig verfolgt. Und wenn man als mittelfristiges Ziel die 3. Liga nennt, muss man peu à peu auch investieren und die Bedingungen dafür schaffen. Die Corona- Pandemie hat uns da natürlich nicht in die Karten gespielt, nichtsdestotrotz müssen wir Sponsoren dafür begeistern, zur Viktoria zu kommen, weil wir uns sonst irgendwann im Kreis drehen.”

Gerade die jungen Spieler wie Niklas Borger, Jan-Philipp Stein, Tim Littmann und Niklas Meyer haben ihre Sache wirklich sehr gut gemacht. Sind dennoch Neuzugänge in der Winterpause geplant?

„Dass die jungen Spieler ihre Leistung so abrufen konnten, war mit Sicherheit auch ein Baustein dafür, dass wir überhaupt so viele Punkte auf der Habenseite haben. Sie haben sich durch gute Trainingsleistungen und Einsatzbereitschaft empfohlen, mussten dann wegen der Verletzungsproblematik ins kalte Wasser springen und haben das richtig klasse gemeistert. Sie haben zum Teil so stark gespielt, dass sie weiterhin gute Einsatzchancen haben, auch wenn verletzte Spieler in den Kader zurückkehren. Dennoch hätte ich dem einen oder anderen gerne auch einmal eine Auszeit gegönnt, einfach um sie mal durchschnaufen zu lassen und ihnen eine körperliche Pause im robusten Herrenbereich zu gönnen. Wir werden im Winter auf jeden Fall einen Spieler abgeben, Torhüter Nicolas Wilhelm. Vielleicht auch noch einen zweiten, hier führen wir gerade Gespräche. Tatsächlich überlegen wir derzeit, im defensiven Mittelfeld noch etwas zu tun. Denn da haben wir derzeit mit Benjamin Baier und Roberto Desch nur zwei gesunde Spieler. Finanziellen Spielraum haben wir dabei kaum, so dass ein neuer Spieler aus der Umgebung kommen müsste und jung und entwicklungsfähig sein sollte.”


Niklas Borger steht mit seinen erst 19 Jahren sinnbildlich für die nachrückenden Youngster im Team der Viktoria. Er stand bislang in jedem Pflichtspiel der Saison auf dem Platz und überzeugte dabei auch gegen so erfahrene Kontrahenten wie Daniel Adlung (34, u.a. 287 Spiele in der 2. Bundesliga) vom 1. FC Schweinfurt 05. (© Moritz Hahn)

Für die Offensivabteilung sind aber keine weiteren Neuzugänge geplant?

„Hier setzen wir darauf, dass uns nach der Winterpause Clay Verkaj wieder konstant zur Verfügung stehen wird und er seine gesundheitlichen Probleme in der Zwischenzeit überwinden kann. Denn wenn er fit ist, ist er für uns eine wirkliche Verstärkung. Auch die Rückkehr von Marco Fritscher wird uns guttun. Benedict Laverty wird mit Sicherheit wieder zu seiner Stärke aus der Anfangszeit zurückfinden und mit unseren drei Stürmern sind wir ebenfalls gut besetzt und haben genug Qualität.”

Damit auf Dauer keine Langeweile und Abnutzung aufkommt, ist Abwechslung gefragt. Den eigenen Anspruch und die Perspektive hat Seitz dabei fest im Blick.

Du hast in einem anderen Interview davon gesprochen, dass sich bei aller Kontinuität deiner mittlerweile fünfjährigen Amtszeit in Aschaffenburg, keine Langeweile und Abnutzung bei den Spielern einstellen darf. Was tust du dafür, dass es so weit nicht kommt? Immerhin gibt es einige Spieler, die nun schon viele Jahre – zum Teil schon zu deiner Zeit in Alzenau – mit dir zusammenarbeiten.

„Es gibt in dieser Konstellation Vor- und Nachteile. Zum einen kennen sie mich und wissen, wie sie mich nehmen müssen, mit meinen Stärken und Schwächen. Zum anderen muss man aber immer wieder auch etwas Neues bringen, um für Abwechslung zu sorgen und um weiterhin Gehör zu finden. Das ist nicht ganz einfach. Ich muss mich immer wieder reflektieren und hinterfragen und den einen oder anderen Spieler dann auch zum Einzelgespräch bitten. Für mich ist es keine einfache Situation, weil man auch einen Anspruch an sich selbst hat und sich immer etwas Neues einfallen zu lassen, ist auf Dauer anstrengend und belastend. Da muss man genau schauen, ob die Mannschaft noch alles annimmt, wie ich das vorgebe oder eine Abnutzung erkennbar ist. Derzeit habe ich aber das Gefühl, dass die Jungs gerne noch etwas weiter mit mir arbeiten würden.” (lacht)

Du hast schon angedeutet, dass die Viktoria in den vergangenen fünf Jahren quasi dein zweiter Heimatverein geworden ist und du die Kontinuität und Ruhe im Umfeld schätzt. Dennoch hast du aber auch eigene Ansprüche und hast sicher auch gezielt deine Ausbildung zum Fußballlehrer absolviert!

„Natürlich habe ich meinen Fußballlehrer nicht gemacht, um dauerhaft in der Regionalliga im Amateurbereich zu trainieren. Ich möchte mittelfristig schon versuchen, als Profitrainer zu arbeiten – auch wenn ich weiß, dass die Jobs in diesem Bereich begrenzt und heiß begehrt sind. Ich bin aber auch davon überzeugt, dass sich viele Trainer die Finger danach lecken würden, hier bei Viktoria Aschaffenburg Trainer zu sein, weil es ein gut geführter Verein ist. Als Profitrainer zu arbeiten, wäre aber noch einmal eine andere Nummer und das möchte ich gerne erreichen. Aber wann und wo, kann man nicht sagen.”


Lieber Jochen. Wir - Melanie Kahl-Schmidt und Moritz Hahn - sagen „Herzlichen Dank" für dieses ausführliche und offene Gespräch und wünschen dir und allen Viktorianern Frohe Weihnachten... (© Moritz Hahn)

Dein Vertrag läuft im Sommer 2022 aus. Was muss denn passieren, dass Jochen Seitz ein Viktorianer bleibt? Von welchen Faktoren machst du die Entscheidung abhängig?

„Es kommt natürlich auf die Perspektive an, die hier für das kommende Jahr aufgezeigt wird. Welche Spieler zur Verfügung stehen werden, welche Spieler verpflichtet werden können, welcher finanzielle Rahmen vorhanden sein wird. Man hat als Trainer nicht nur einen Anspruch an die Spieler und den Verein, sondern auch an sich selbst. Und ich möchte eine Saison wie die bisherige gerne zukünftig vermeiden, auch wenn viel Pech und Unglück zusammenkam. Trotzdem wollen wir im Sommer Spieler holen, die uns weiterbringen. Dafür müssen wir finanziell noch etwas mehr draufpacken als bisher. Hier möchte ich nun abwarten, was mir der Verein diesbezüglich mitteilen wird. Danach müssen wir schauen, wie wir aus der Winterpause kommen und wie der Start läuft. Wichtig ist, dass wir gleich punkten und nicht nach hinten rutschen.”


Unterstütze Viktoria Aschaffenburg & verpasse nichts mehr…

Unterstütze die Weiß-Blauen im world wide web und folge uns auf Instagram: https://instagram.com/viktoria01aschaffenburg/ und bei Facebook: https://facebook.com/sva01.de/


Stand: 22.12.2021 / Autorin: Melanie Kahl-Schmidt / Redaktion: Moritz Hahn

zurück

Unsere Partner

Viktoria Socials

Viktoria Aschaffenburg, Facebook und Instagram