Jochen Seitz: „Testspiele sind dazu da, um viel zu experimentieren“/ Generalprobe in Abtswind zeigte, wie es nicht geht
„Allein aufgrund der eingeschränkten Trainingsmöglichkeiten ist die Wintervorbereitung bei uns nie so, wie man sich das als Trainer wünscht“ schickt Viktoria-Coach Jochen Seitz voraus, bevor er bezüglich der Bewertung der in den letzten sechs Wochen absolvierten acht Testspiele ins Detail geht. Diese Bewertung fällt weit differenzierter aus, als die mit fünf Niederlagen, einem Unentschieden und lediglich zwei Siegen (den abschließenden 8:0-Sieg gegen den Bezirksligisten TuS Leider eingerechnet) negative Bilanz glauben machen könnte. Mit unterschiedlichen Besetzungen wollte man nach der Methode „Try and Error“ Aufschlüsse darüber erhalten, wie das zukünftige Gesicht das Mannschaft aussehen soll. In diesem Zusammenhang macht Jochen Seitz eines unmissverständlich klar: Die Phase des Experimentierens soll mit der Wiederaufnahme des regulären Spielbetriebs keineswegs zu Ende sein.[caption id="attachment_22378" align="alignleft" width="600"]
Trainer Jochen Seitz gewährte seinem Team eine lange Winterpause. Doch jetzt geht es wieder los. (© Moritz Hahn)[/caption]Erzählen wir zunächst nach, was in Sachen Testspiele auf der Agenda stand. Das erste Vorbereitungsspiel fand am 29. Januar auf dem heimischen Kunstrasenplatz gegen den Nachbarn Bayern Alzenau statt. Das Testspiel gegen den schon weit in der Vorbereitung befindlichen Südwest-Regionalligisten ging deutlich mit 2:5 verloren. Drei Tage später trat man zu einem Test beim hessischen Oberligisten Viktoria Griesheim an, dem man nach wechselhaftem Spielverlauf letztlich knapp mit 3:4 unterlag. Zwei Niederlagen setzte es bei einem kleinen Turnier in Kahl, bei dem die Viktoria zunächst gegen den hessischen Traditionsklub Kickers Offenbach (Regionalliga Südwest) mit 1:3, tags darauf dann gegen den Oberligisten Hessen Dreieich mit 0:2 den Kürzeren zog. Gegen die Truppe vom Bieberer Berg hatte die Seitz-Elf zur Pause mit 1:0 geführt, dann aber nach vielen Wechseln den Faden verloren. Beim 2.2 gegen den Tabellenführer der Oberliga Hessen, TSV Eintracht Stadtallendorf, konnte man ergebnistechnisch das erste kleine Erfolgserlebnis verbuchen, gegen den darauffolgenden 2:1-Sieg beim Südwest-Regionalligisten FC Gießen dürfte am wenigsten einzuwenden sein. Ausgerechnet im zur Generalprobe erklärten Spiel beim letztjährigen Bayernliga-Aufsteiger TSV Abtswind mussten die Weiß-Blauen dann eine empfindliche 1:4-Niederlage einstecken. Der abschließende 8:0-Erfolg beim Nachbarn TuS Leider (Bezirksliga Unterfranken) darf als Pflichtübung gewertet werden.
Die Generalprobe in Abtswind verdiente sich das Prädikat „schattig“
Jochen Seitz hatte bei den Testspielauftritten seines Teams Licht und Schatten gesehen, wie er in einem Resümee ausführte: „Wir hatten zwei sehr ordentliche Tests, gegen Offenbach und gegen Gießen. Beide waren auf Rasenplatz, woran schon zu ersehen ist, dass uns das besser liegt als Spiele auf Kunstrasen. Da haben wir uns so präsentiert, wie ich mir das für die Regionalliga vorstelle. Als Gegenbeispiele lassen sich die Partien in Abtswind und zu Hause gegen Alzenau anführen. Wobei letztere dadurch etwas relativiert wird, dass wir seinerzeit im Gegensatz zu den Bayern ganz am Anfang der Vorbereitung standen. Es gab Höhen und Tiefen. Nun gilt es, unsere Leistung wieder konstant auf ein hohes Level zu bringen.“Die mit 1:4 deutlich in den Sand gesetzte Generalprobe beim letztjährigen Bayernliga-Aufsteiger fand naturgemäß weniger den Gefallen des Trainers, wenn er auch im Hinblick auf die vergleichsweise „prominente“ Startformation in der Kräuterarena klarstellt: „Eine „erste Elf“ gibt es bei uns ja nicht. Wir sind immer noch in der Vorbereitungsphase. Ich habe auch den Spielern, die in Abtswind auf dem Feld waren, gesagt: So werden wir definitiv das erste Spiel nicht gestalten. Dafür waren wir einfach zu schlecht. Es ist noch alles offen und wir werden in der Rückrunde viel experimentieren und basteln. Es laufen verschiedene Spielerverträge aus, da darf und soll sich jeder noch mal präsentieren. Das wird sehr interessant, wir werden viel rotieren. Wie gesagt: Es gibt keine A- und B-Elf. Wahrscheinlich wird jede Woche eine andere Elf auf dem Platz stehen. Auf diese Weise wird sich herauskristallisieren, wer auch in der kommenden Saison noch bei uns spielt.“Von dem einen oder anderen bescheidenen Testspielauftritt seiner Jungs lässt sich Jochen Seitz gleichwohl nicht verunsichern, weiß er doch sehr wohl die (Testspiel-)Spreu vom (Liga-)Weizen zu trennen: „Vorbereitung ist Vorbereitung. Da experimentiert man viel. Grundsätzlich glaube ich, dass wir für Burghausen gut vorbereitet sind. Wir hatten jetzt sechs Wochen Vorbereitung, es reicht jetzt auch. Freundschaftsspiele sind doch etwas anderes, da entwickelt man nicht die hundertprozentige Leidenschaft, die man braucht, um Spiele erfolgreich zu gestalten.“
Stand: 4. März 2020 // Wolfgang Fleischer & Moritz Hahn
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