Er ist 20 Jahre alt, kommt aus der Schweiz, hat bosnische Wurzeln und spielte zuletzt in Bosniens erster und zweiter Liga. Mit 17 zog er bereits das erste Mal alleine aus dem Elternhaus aus, getrieben von seiner Leidenschaft Fußball. Diese hat ihn nun zu uns an den Schönbusch gebracht. Wir haben mit unserem Stürmer-Neuzugang Alen Camdzic gesprochen.
Neues Gesicht am Schönbusch: Der 20 Jahre alte Schweizer Alen Camdzic. (FOTO: SVA)
Alen, viele Deutsche verbringen ihren Urlaub in der Schweiz, dich hat es als Züricher nach Deutschland zum Fußballspielen gezogen. Warum?
Alen: Ich sehe persönlich in Deutschland mehr Zukunft, gerade für junge Spieler wie ich einer bin. In der Schweiz habe ich mein ganzes Leben gespielt und weiß, wie es dort abläuft. Es ist viel schwerer, in einem kleinen Land etwas zu erreichen, als in einem größeren.
Deine letzten Stationen waren in Bosnien, in der Heimat deiner Eltern. Dort hast du in der zweiten und ersten Liga gespielt. Wie kam es zu dem Entschluss, das zu beenden und sich der Viktoria anzuschließen? Immerhin spielst du nun „nur“ in der vierthöchsten deutschen Spielklasse.
Alen: Ich hatte eine gute Zeit in Bosnien. Ich glaube trotzdem, dass in Deutschland der Fußball viel mehr im Fokus steht als in solchen kleinen Ländern wie der Schweiz oder Bosnien. Dementsprechend mehr Aufmerksamkeit liegt auf den Vereinen und den Spielern und man kann mehr erreichen, weil sich viel mehr Menschen mit dem Thema beschäftigen und dafür interessieren. Deshalb sehe ich es auf keinen Fall als Rückschritt, sondern viel mehr als Chance.
Du hast in der Pressemitteilung zu deiner Verpflichtung davon gesprochen, dir habe „der deutsche Fußballstil schon immer gut gefallen“. Was meinst du damit genau?
Alen: Als ich in Bosnien unter Vertrag stand, verfolgten alle meine Mannschaftkollegen die Spiele in der Premiere League in England. Nur ich habe die Bundesliga geschaut. Das macht mir am meisten Spaß. Ich mag einfach, wie man in Deutschland spielt und die Stimmung in den Stadien.
Hast du, außer der Viktoria versteht sich, noch einen anderen Lieblingsverein in Deutschland?
Alen: (lacht) Nein, nein. Ich schaue alle gerne an – ohne Präferenz.
Du bist nun seit einer Woche in Aschaffenburg. Bist du alleine hier und hast du dich schon etwas einleben können?
Alen: Ja, ich bin alleine hier. Derzeit lebe ich noch im Hotel, aber meine kleine Wohnung ist fast fertig, so dass ich sehr bald dort einziehen kann. Ich war auch schon ein paar Mal in der Stadt, die mir wirklich sehr gut gefällt. Vor allem sind immer viele Leute in der Stadt unterwegs, das war in Bosnien ganz anders. Meine Eltern werden wahrscheinlich zu ein paar Spielen kommen, aber grundsätzlich muss ich alleine hier klarkommen (lacht).
Bist du auch in Bosnien alleine gewesen?
Alen: Ja, mit 17 Jahren bin ich zum ersten Mal ganz alleine 17 Stunden weg von zu Hause gewesen und habe dort alleine gelebt. Ich musste alles lernen: kochen, Wäsche waschen und mich organisieren. Von daher kenne ich das schon (lacht).
Gibt es etwas, das hier in Deutschland oder der Viktoria komplett anders ist, als du es bei anderen Vereinen erlebt hast?
Alen: Nein, eigentlich nicht. Ich muss keine neue Sprache lernen, da ich Deutsch spreche. Und Fußball ist Fußball, da versteht man sich ohnehin und es geht immer um das Gleiche: Erfolgreich zu sein.
Was hast du dir persönlich vorgenommen für die nächsten Monate?
Alen: Ich möchte der Mannschaft helfen. Das ist immer mein oberstes Ziel, vom ersten Tag an. Damit die Mannschaft Erfolg hat. Ich trainiere zwei Mal pro Tag und versuche, mich so optimal wie möglich in die Mannschaft einbringen zu können.
Trägt beim SVA die Nummer 25: Alen Camdzic. (FOTO: SVA)
Die meisten deiner Mannschaftkollegen studieren oder arbeiten parallel, wie ist das bei dir?
Alen: Ich habe eine Lehre als Elektroinstallateur in der Schweiz abgeschlossen, von daher habe auch ich einen Beruf. Das ist in der Schweiz eine Voraussetzung, um bei höherklassigen Vereinen spielen zu können. Wenn man keine Ausbildung oder ein Studium hat, darf man nicht spielen. Schon in der Jugend schauen die Vereine nach den Leistungen in der Schule. Sind die zu schlecht, spielt man nicht. In der Schweiz muss man einen Plan B haben, falls man es als Fußballer eben nicht bis in den Profibereich schafft. Von daher habe ich einen Beruf, in dem ich auch arbeiten kann. Doch ich mache einen Schritt nach dem anderen. Erst einmal möchte ich mich gut ins Team integrieren und die Wohnung beziehen, dann schauen wir weiter.
11. September 2024 / Das Interview führte Melanie Grün-Schmidt
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