Beim Ehemaligentreffen im Aubstadter Schulstadion kann die Viktoria sagen, was der TSV umgekehrt so pauschal nicht sagen kann: „Du hast dich kaum verändert“ / Jochen Seitz: „Es waren immer enge Duelle“
Mit dem 3:2 gegen den bayerischen Amateurmeister VfB Eichstätt hat die Viktoria bereits ihren zweiten Heimsieg in der gerade einmal drei Spieltage alten Saison gefeiert und ist aktuell mit sechs Punkten auf der Habenseite Tabellendritter. Am Samstag (27. Juli, 16 Uhr) gastieren die Weiß-Blauen beim Aufsteiger TSV Aubstadt, einem alten Bekannten aus der Bayernliga Nord. Das erstmals auf Regionalliga-Ebene ausgetragene Unterfrankenduell hat zwar aus Sicht der Viktoria nicht wie die ersten drei Partien den Nimbus eines Topspiels, doch darf das nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch beim als ausgesprochen heimstark geltenden TSV Aubstadt die Trauben hoch hängen.Als vierte Fußball-Kraft in Unterfranken – nach Kickers Würzburg, Schweinfurt 05 und der Viktoria – darf sich das bisher nur als „Macht im Grabfeld“ bekannte Team neuerdings bezeichnen, seit es in der letzten Saison die Meisterschaft in die Bayernliga Nord sowie den erstmaligen Aufstieg in die Regionalliga Bayern feiern konnte. Dieser Erfolg war allerdings kein Zufall, sondern von langer Hand geplant. Zuvor hatte man schon einige Male am Aufstieg geschnuppert. Als Zweiter der Landesliga Nord in der Saison 2011/12 war man zur Teilnahme an der Relegation für die zur Spielzeit 2012/13 neu gegründete Regionalliga Bayern berechtigt. Da die Entwicklung den TSV völlig unvorbereitet traf, lehnte er ab und entschied sich für die Zwischenstufe Bayernliga. Dort etablierte sich die Francic-Truppe schnell als Spitzenteam und als ernsthafter Konkurrent des bislang etwas renommierteren Lokalrivalen TSV Großbardorf. Die Vizemeisterschaft in der Saison 2013/14 berechtigte zur Teilnahme an der Aufstiegsrelegation, wo man dem 15. der Regionalliga 1. FC Schweinfurt 05 unterlag. Den nächsten Anlauf unternahmen die Grabfelder in der Saison 2017/18, als man erneut Zweiter wurde, doch in der Relegation denkbar knapp (2:2/1:1) am Regionalligisten SpVgg. Bayreuth scheiterte.[caption id="attachment_21102" align="alignleft" width="600"]
4. Spieltag: Viktoria Aschaffenburg zu Gast beim unterfränkischen Aufsteiger TSV Aubstadt[/caption]Mit einer Nebenrolle wollen sich die Kicker aus dem 750-Seelen-Dorf in der ersten Regionalliga-Saison in ihrer Vereinsgeschichte laut Vorsitzendem Herbert Köhler definitiv nicht abfinden:
„Ich bin mir sicher, dass wir mehr als nur Kanonenfutter sind und manchen überraschen können, da wir eine gewachsene Mannschaft haben.“ Was freilich nicht überraschen dürfte: Nur zwei Spieler kommen direkt aus Aubstadt, der Rest aus der Region. Viele wurden beim großen Nachbarn 1. FC Schweinfurt 05 ausgebildet und schlossen sich, als sie dort den Sprung in den Kader nicht schafften, dem TSV Aubstadt an.
Jochen Seitz: „Momentan egal, ob Dritter oder Sechster“
Aus gerade einmal drei absolvierten Spielen einen ersten Trend für den weiteren Saisonverlauf abzuleiten, hält Viktoria-Coach für fahrlässig und unprofessionell:
„Das kann man noch gar nicht sagen. Nur mal angenommen, wir verlieren in Aubstadt, dann hat der TSV auch sechs Punkte. Auch haben schon die ersten Spieltage gezeigt, dass jeder gegen jeden gewinnen kann. Hoch gehandelte Mannschaften stehen mit null Punkten am Tabellenende, werden aber sicherlich im weiteren Saisonverlauf noch ihre Punkte holen. Andererseits haben Teams, die wir hinter uns lassen wollen, schon vier oder sechs Punkte auf dem Konto. Mich beeindruckt der Tabellenstand aktuell nicht sonderlich, ob Dritter oder Sechster, ist mir egal.“Was der gute Start wert ist, wird sich schon am Samstag in Aubstadt zeigen, wo eine – da ist sich Jochen Seitz sicher – noch von der Aufstiegseuphorie getragene Mannschaft auf die Viktoria warten wird. Dem Hochgefühl ist es weiterhin zuträglich, dass das erste Regionalliga-Heimspiel im Schulstadion souverän gewonnen wurde (2:0 gegen Heimstetten). Die schon in der Bayernliga an den Tag gelegte Heimstärke ist ein Pfund, mit dem der TSV auch eine Klasse höher wuchern will. Die eingespielte und weitgehend unveränderte Truppe ist Jochen Seitz aus der letzten gemeinsamen Bayernliga-Saison noch bestens bekannt:
„Aubstadt hat groß gewachsene Defensivspieler, die bei Standards mit nach vorne gehen, und in der Offensive kleine, wendige Spieler, die schuss- und dribbelstark sind sowie das Spiel in die Tiefe bevorzugen. Eine eingespielte Truppe, die sich wenig verändert hat und die man aus der Bayernliga bestens kennt. Es waren gegen Aubstadt in der Vergangenheit immer enge Duelle. Ich gehe davon aus, dass das auch am Samstag so sein wird.“In der Bayernliga traf man in der Vergangenheit sechsmal aufeinander, die Bilanz ist mit vier Siegen und zwei Niederlagen aus Sicht der Viktoria positiv. Die letzte Begegnung datiert vom 4. November 2017. Damals landete die Viktoria einen 2:1-Auswärtssieg.
Auch Bundesligisten haben „Hemmungen“
Das eigene Spiel durchbringen, bei Ballbesitz die Räume besetzen und zu Torchancen kommen beschreibt Jochen Seitz sein Erfolgsmodell. Vor allem aber fordert er eine gegenüber der zweiten Halbzeit gegen Eichstätt deutlich verbesserte Defensivleistung seines Teams . Wobei er andererseits die „kleine Auszeit“ gegen Eichstätt auch nicht überbewerten will:
„Die Hemmung aus Angst, einen Vorsprung noch zu verspielen, ist ein im Fußball weit verbreitetes psychologisches Phänomen. Das gibt es nicht nur bei uns, sondern auch bei Bundesliga-Mannschaften. Wichtig ist, dass wir uns danach gefangen und das Spiel noch nach Hause gebracht haben.“Die Hitze unter der Woche hatte auch Auswirkungen auf die Intensität des Trainingsprogramms.
„Es geht momentan nur darum, anständig zu regenerieren, dass man am nächsten Spieltag wieder auf der Höhe ist. Einzig die Spieler, die wenig oder gar nicht gespielt haben, muss man ein bisschen in die Belastung reinbringen“, vertritt der Coach daher das Prinzip „Nicht mehr als nötig“.In personeller Hinsicht gibt es gegenüber Dienstag nur eine Neuigkeit: Clay Verkaj wird am Wochenende wegen einer Viruserkrankung nicht im Kader sein.
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