Am Auswärtsnimbus der Weiß-Blauen sollen auch die Münchner Vorstädter nicht kratzen – Jochen Seitz: „Garching steht unter Druck“
Nach der jüngsten, nicht einkalkulierten 1:4-Heimniederlage gegen die SpVgg. Bayreuth darf die Seitz-Truppe wieder auswärts ihr Glück versuchen. Auf fremden Plätzen ist man zuletzt viermal in Folge unbesiegt geblieben und will die Serie beim VfR Garching (Samstag, 14 Uhr) fortsetzen. Dabei betritt man absolutes Neuland, denn mit den Kickern aus dem Münchner Norden haben die Weiß-Blauen bisher noch nicht die Klingen gekreuzt.Erstmals war der VfR zur Saison 2014/15 in die Regionalliga Bayern aufgestiegen, als Nachrücker für den aus der Bayernliga zurückziehenden Meister BC Aichach. Das Glück währte nur eine Spielzeit, als Tabellen-16. unterlag man dem FC Amberg in der Abstiegsrelegation und musste den Weg zurück in die Bayernliga Süd antreten. Dort glückten auf Anhieb Meisterschaft und Wiederaufstieg. In der Spielzeit 2016/17 sicherte man sich auf Platz elf den direkten Klassenerhalt, um im Vorjahr richtig durchzustarten. Am Ende stand ein überragender vierter Tabellenplatz, mit dem man sich hinter dem 1. FC Schweinfurt 05 zum bayerischen Amateur-Vizemeister kürte. In einem Votum aller Trainer der Regionalliga Bayern wurde VfR-Coach Daniel Weber noch vor seinem guten Freund, dem „Löwenbändiger“ Daniel Bierofka, zum Trainer des Jahres bestimmt. Weber, der das Team im Jahre 2006 in der Bezirksliga übernommen hatte, hatte es, nachdem noch in der Saison 2016/17 der Rückzug aus der Regionalliga aus finanziellen Gründen erwogen worden war, geschafft, mit wenig Mitteln ein Team zu schmieden, in das er sich nach eigener Aussage „im Laufe der Saison verliebt“ habe. Dem Ehrgeiz aller sei es geschuldet gewesen, dass man nach der finanziellen Rettung das bestmögliche sportliche Ergebnis für diesen Verein erreicht habe, das so ganz nebenher auch noch den bisher größten Erfolg in der Vereinsgeschichte darstellt. Als Webers Spezialität gilt es, viele unbekannte Spieler zu sichten und die besten zu verpflichten. Was seine Truppe ausmacht, fasste Weber damals so zusammen:
„Obwohl mancher Gegner die besseren Einzelspieler hatte, mehr Ballbesitz und deutlich mehr Torchancen, haben wir am Ende gewonnen. Und zwar, weil die Mentalität entscheidet.“[caption id="attachment_19728" align="alignleft" width="600"]
Beim AUswärtsspiel in Garching soll wieder gejubelt werden. (© Bruno Haelke)[/caption]
VfR-Coach Weber: oft zweiter Sieger im Spielerpoker
Zu Beginn dieser Saison verließen allerdings einige Leistungsträger den Verein und Weber sah sich auf der Suche nach adäquatem Ersatz unversehens mit Schwierigkeiten konfrontiert:
„Es ist eine Katastrophe. Wir haben zwar die Finanzen stabilisiert, aber aus dem Vollen schöpfen können wir trotzdem nicht. So viele Wettbewerbe um Spieler wie in diesem Sommer habe ich noch nie verloren.“ Nach bisher wechselhaften Vorstellungen rangiert der VfR nach 14 Spieltagen mit 16 Punkten auf dem elften Tabellenplatz, in der letzten Spielzeit hatte man zu diesem Zeitpunkt vier Zähler mehr auf dem Konto. Zuletzt gab es drei Remis, dem 2:2 gegen Schalding folgten zwei Nullnummern in Bayreuth und zu Hause gegen die Club-Reserve. Besonders vom letzten Auftritt seines Teams war Coach Daniel Weber sehr angetan:
„Wir haben stark verteidigt. In unserer Situation ist momentan das Wichtigste, dass hinten die Null steht.“ Zugleich tritt Weber etwaigen Befürchtungen einer momentanen Garchinger Sturmflaute entgegen:
„Die Tore kommen schon wieder.“Nicht alles schlecht gegen die Altstadt
Die erste Wochenhälfte nutzte man an der Kleinen Schönbuschallee dazu, die unerwartete Heimpleite gegen die SpVgg. Bayreuth ausgiebig zu analysieren.
„Wir haben Montag und Dienstag erst einmal unser eigenes Spiel gegen Bayreuth aufgearbeitet, inklusive Fehleranalyse etc. Am Donnerstag und Freitag geht es explizit um den kommenden Gegner Garching“, skizziert Jochen Seitz den Wochenfahrplan.Dabei mag er das Bayreuth-Spiel nicht pauschal schlechtreden, sondern hat durchaus auch positive Ansätze erkannt: „
Das erste Tor war eine Standardsituation, beim zweiten ist Philipp Beinenz im eigenen 16er ausgerutscht, so dass der Gegenspieler frei zum Schuss kam. Das waren schon unglückliche Aktionen, insbesondere am Thema Standards müssen wir dranbleiben. Wichtig war allerdings, dass wir eine Reaktion gezeigt haben. Meiner Meinung nach haben wir einen guten Fußball gespielt. Das 1:3 ging natürlich auf die Kappe der Abwehrspieler, das 1:4 war dann nur noch das i-Tüpfelchen. Von uns war das ein ordentliches Spiel, in dem wir eigentlich einen Punkt verdient gehabt hätten. Wir waren mit einem 4-4-2-System einen Tick offensiver als üblich, das muss im Hinblick auf die Praktikabilität noch einmal auf den Prüfstand gestellt werden.“Jochen Seitz: „Auch nach dem Spiel noch vor Garching stehen“
Favorit ist man als Aufsteiger grundsätzlich nirgendwo, an diesem Credo hält Jochen Seitz eisern fest: „
Alle etablierten Mannschaften sind zu Hause gegen uns Favorit. Garching hat die letzte Saison als Tabellenvierter abgeschlossen, Qualität ist also vorhanden. Momentan ist man in der Punkteausbeute etwas hinten dran. Insofern steht der VfR gegen uns schon unter Druck und muss eigentlich gewinnen. Man sieht in jedem Spiel, dass wir uns vor keiner Mannschaft in der Liga verstecken müssen. In dem engen Spiel, das uns in Garching erwartet, gilt es zuvorderst, die Defensive zu stabilisieren und hinten sicher zu stehen. Vorne sind wir immer für ein Tor gut. Ich bin überzeugt, dass wir auch in Garching Chancen bekommen, um das Spiel zu gewinnen oder wenigstens einen Punkt mitnehmen zu können.“ Im Hinblick auf die derzeit enge Tabellensituation lässt sich dieses Ziel mit den Worten des Trainers auch so formulieren: „
Unser Ziel ist es, auch nach dem Spiel noch vor Garching zu stehen.“[caption id="attachment_18842" align="alignleft" width="600"]
Daniel Cheron hat sich gegen Bayreuth einen Außenbandriss zugezogen und fällt voraussichtlich 4 Wochen aus (© Moritz Hahn)[/caption]Auf zwei Spieler muss Jochen Seitz in Garching verzichten: Nach Kevin Wittke hat sich auch Daniel Cheron im letzten Spiel einen Außenbandanriss zugezogen und wird voraussichtlich drei bis vier Wochen ausfallen.
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