Jochen Seitz: „Mit die unangenehmste Aufgabe in der Regionalliga“ / Schwierige Platzverhältnisse im Liqui-Moly-Stadion: Der Ball läuft nicht immer „wie geschmiert“…
Mit Türkgücü München hat ein nicht ganz auf Augenhöhe befindlicher Gegner am vergangenen Wochenende die Erfolgsserie der Viktoria beendet. Dies soll freilich kein Grund sein, schon in einen vorzeitigen Winterschlaf zu verfallen, denn noch sind in diesem Jahr neun Punkte zu vergeben. Am kommenden Samstag (14 Uhr) bietet sich die Gelegenheit, mit einem Erfolg im Eichstätter Liqui-Moly-Stadion einen weiteren großen Schritt in Richtung der magischen 40-Punkte-Marke zu tun. Das ist einfacher gesagt als getan, denn die Oberbayern gelten als ausgesprochen heimstark und haben auf eigener „Scholle“ (durchaus wörtlich zu nehmen) erst einmal – 0:1 gegen die SpVgg. Bayreuth – verloren.Nach der in der Saison 2016/17 errungenen Meisterschaft in der Bayernliga Nord stieg der VfB Eichstätt das erste Mal in seiner Vereinsgeschichte in die Regionalliga auf, nachdem er sich zuvor jahrzehntelang in den Niederungen des Amateurfußballs aufgehalten hatte. Mit Erfolgscoach Markus Mattes (seit 2012/13) konnte man mit einem siebten Platz in der Premierensaison einen Einstand nach Maß feiern. Noch stärker traten die Oberbayern in der Vorsaison auf. Zum Abschluss der Vorrunde setzten sie sich erstmals auf den zweiten Platz und ließen sich von diesem während der gesamten Rückrunde nicht mehr verdrängen. Phasenweise machten sie dem späteren Meister und Aufsteiger Bayern München II sogar den Titel streitig. Als Vizemeister kürten sie sich zugleich zum bayerischen Amateurmeister und lösten als solcher das Ticket zur 1. Hauptrunde des DFB-Pokals. Dort traf man am 11. August diesen Jahres vor gut 7.000 Zuschauern im Ingolstadter Audi-Sportpark auf den Bundesligisten Hertha BSC Berlin. Erwartungsgemäß hatte man nichts zu bestellen und unterlag mit 1:5, gleichwohl ging die Partie als Highlight in die Vereinsgeschichte ein. Man hegte berechtigte Zweifel daran, dass der Vorjahreserfolg in der Saison 2019/20 wiederholt werden könnte, denn immerhin hatte der VfB einige namhafte Abgänge zu verkraften. Durch den Wechsel von Thomas Haas und Michael Zant zum Neuling Türkgücü München verlor der Vizemeister zwei Korsettstangen seiner Abwehr. Des Weiteren veränderte sich mit Mittelfeldspieler Marcel Schelle ein weiterer Leistungsträger in Richtung VfB Lübeck (Regionalliga Nord).[caption id="attachment_20601" align="alignleft" width="600"]
Viktoria-Trainer Jochen Seitz warnt: „... In Eichstätt zu spielen, ist mit die unangenehmste Aufgabe in der Regionalliga.“ (Archiv, © Moritz Hahn)[/caption]Mit bescheidenen Ansprüchen (Klassenerhalt) angetreten, gab das Team von Markus Mattes im bisherigen Saisonverlauf zu keinerlei Absturzängsten Anlass. Zuletzt blieb man bei 13:1 Zählern fünfmal unbesiegt und konnte sich auf den siebten Tabellenplatz verbessern. Den Abgängen zum Trotz stellen die Oberbayern mit lediglich 19 Gegentreffern hinter Tabellenführer Türkgücü München (14) die zweitbeste Defensive der Liga. Und vorne treffen die Goalgetter Fabian Eberle und Atdhedon Lushi (beide 10 Saisontore) besser denn je.
Viktoria-Serie starb gegen Türkgücü einen „sanften Tod“
Nach der 0:1-Heimniederlage gegen Tabellenführer Türkgücü ist die Serie zwar futsch, aber in Anbetracht der Gesamtumstände sah Coach Jochen Seitz keinerlei Anlass, sich in die Schmollecke zurückzuziehen:
„Niederlagen tun grundsätzlich weh, aber diese lässt sich leichter verkraften, weil wir durchgängig eine gute Leistung gezeigt und dem Topfavoriten lange Paroli geboten haben.“ Der Coach hatte zudem beobachtet, dass Türkgücü in der Defensive so viel gelaufen ist wie gegen andere Gegner nicht:
„Das zeigt, dass ein gewisser Respekt vor uns vorhanden war. Außerdem war das für den Gegner ein großer Schritt in Richtung Meisterschaft, dem entsprechend fokussiert ist er auch aufgetreten.“Eine ganz andere Partie ist freilich am kommenden Samstag in Eichstätt zu erwarten. Die Platzverhältnisse im Liqui-Moly-Stadion, die Jochen Seitz als
„schwierig“ beschreibt, spielen dem gastgebenden VfB in die Karten und begründen einen Gutteil seiner Heimstärke.
„Wir sprechen von einem robusten Team, das mit groß gewachsenen Spielern bevorzugt von seiner Lauf- und Kampfstärke profitiert. Viel wird mit langen und zweiten Bällen operiert. Zudem ist Eichstätt brandgefährlich bei Standardsituationen.“Jochen Seitz warnt vor „komplettestem Stürmer der Liga“
Dass das Team von Markus Mattes trotz der namhaften Abgänge weiter eine sehr gute Rolle in der Regionalliga spielt, verwundert Jochen Seitz überhaupt nicht: „
Mit Schmidramsl in der Abwehr, Federl im Mittelfeld und Eberle im Sturm steht nach wie vor das Gerüst, in das dann die anderen Teile eingefügt werden können.“Durchaus präsent ist noch die 0:5-Niederlage der Viktoria in Eichstätt im März dieses Jahres.
„Wir waren seinerzeit spielerisch nicht schlechter, haben aber vier Standardtore gefressen. Fabian Eberle – an jenem Tag dreifacher Torschütze – ist meiner Meinung nach der kompletteste Stürmer der Liga. Ihn müssen wir irgendwie ausschalten“, setzt Jochen Seitz auf den Lerneffekt und ergänzt:
„Wir gehen gut vorbereitet in dieses Spiel und nehmen die lange Busfahrt nicht auf uns, um mit leeren Händen zurückzukommen. Aber man muss schon sagen: In Eichstätt zu spielen, ist mit die unangenehmste Aufgabe in der Regionalliga.“Comeback von „Tanne“ schon in der Vorweihnachtszeit?
Höchstwahrscheinlich ausfallen wird am Samstag Benni Baier wegen muskulärer Probleme. Auch Philipp Beinenz ist noch nicht mit von der Partie. Hamza Boutakhrit muss wegen seiner fünften gelben Karte pausieren. Eine gute Nachricht hat der Coach dann noch für all jene, die ohne „Tanne“ kein Weihnachten feiern wollen:
„Ugurtan Kizilyar trainiert seit zwei, drei Wochen wieder und könnte am Samstag eine Alternative für einen Kurzeinsatz sein. Das wird sich in den nächsten Trainingstagen herauskristallisieren.“
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