Viktoria News
Jochen Seitz: „Mal wieder zu Hause punkten“
20. September 2018

Der zweifache bayerische Amateurmeister FV Illertissen soll`s möglich machen / Schmidt wieder fit, Schnitzer darf auf Einsatz hoffen

Die kampfstarken Pipinsrieder haben letztes Wochenende beim 3:3 der Viktoria im zweiten Durchgang schon sicher geglaubte Big Points abspenstig gemacht. Immerhin blieben die Weiß-Blauen zum dritten Mal in Folge auswärts ungeschlagen und empfangen am Samstag im Stadion am Schönbusch den FV Illertissen, der noch vom Glanz jener ruhmreichen Regionalliga-Gründerjahre zehrt, als man zweimal den Titel der besten bayerischen Amateurmannschaft einheimsen konnte.[caption id="attachment_19612" align="alignleft" width="600"] Viktoria Aschaffenburg möchte am Samstag (22.9.) zuhause gegen Illertissen jubeln (© Mario Wiedel)[/caption]Jene Glanzzeiten erlebten die Schwaben unter Coach Holger Bachthaler, unmittelbar nachdem sie via Verbandswechsel aus der Oberliga Baden-Württemberg in die neu gegründete Regionalliga Bayern eingegliedert wurden. Im ersten Jahr wurden die Blauen hinter den beiden Münchner Reserven Dritter, ein Jahr darauf gar Vizemeister hinter den kleinen Bayern. Als beste bayerische Amateurmannschaft qualifizierten sie sich jeweils automatisch für die erste Hauptrunde des DFB-Pokals und hatten Losglück. 2013/14 traf man vor 6.000 Zuschauern im Ulmer Donaustadion auf die Frankfurter Eintracht, der man mit 0:2 unterlag. Ein Jahr darauf lieferte man an gleicher Stelle vor 11.000 Zuschauern dem SV Werder Bremen einen großen Kampf und musste sich erst nach Verlängerung mit 2:3 beugen. In den Folgejahren dominierte der FVI in der Liga nicht mehr wie zu Beginn, spielte aber mit den Plätzen neun und fünf immer noch eine gute Rolle.

Ex-Coach Holger Bachthaler: „Wir können den nächsten Schritt nicht gehen“

Mitten in der Saison 2016/17 warf Coach Holger Bachthaler dann das Handtuch. Zwar rangierte der Club damals gerade auf Platz 13, der Grund für seinen Rücktritt war aber, wie Bachthaler betonte, nicht die aktuelle sportliche Situation. Schon lange hatte der ambitionierte Trainer mit (nunmehr) Profilizenz die fehlenden finanziellen und strukturellen Bedingungen für Drittligafußball in Illertissen bemängelt: „Es war ja jedes Jahr das Gleiche. Wir können den nächsten Schritt gar nicht gehen.“ Bachthaler ist jetzt Trainer eines ungleich profiaffineren Nachbarn, nämlich der Ulmer Spatzen, die momentan auf Platz zwei der Regionalliga Südwest stehen. Für den Rest der Runde saß Ilija Aracic (früherer U19-Trainer VfB Stuttgart) auf der Trainerbank des FVI und führte ihn wieder in obere Tabellenregionen (6. Platz). Auch in der Vorsaison 2017/18 gab es einen Trainerwechsel unter der Saison: Aracic verabschiedete sich während der Winterpause zum Bundesligisten VfB Stuttgart, wo er fortan den Posten des Co-Trainers bekleidet. Unter Co.-Trainer Herbert Sailer bestritt das Team die verbleibenden 14 Partien. Die Bilanz von 14:26 Punkten reichte in der Endabrechnung nur zu Platz 10, was Sailer maßgeblich in seinem Entschluss beeinflusste, nicht weiterzumachen.

Stefan Anderl nach Umbruch im Kader als Architekt gefragt

Auf der Suche nach einem qualifizierten Fachmann, der sich der Schwere der Aufgabe „Runderneuerung des FV Illertissen“ gewachsen zeigt, wurde sportlicher Direktor Karl-Heinz Bachthaler (Vater von Holger Bachthaler) fündig: Stefan Anderl (Ex-Coach des FC Memmingen) soll dafür sorgen, dass der gewaltige personelle Umbruch sportlich möglichst geräuschlos vonstatten geht und die bewährte Marschroute „einstelliger Tabellenplatz“ auch weiterhin eingehalten wird. Bisher präsentieren sich die Blauen allerdings noch sehr durchwachsen und sind mit 12 Punkten aus 11 Partien auf Tuchfühlung mit der Abstiegszone. Dies ist laut Statistik der bisher bescheidenste Start in sieben Spielzeiten. Die drei Saisonsiege holte man ausnahmslos im heimischen Vöhlinstadion, zuletzt in der Vorwoche ein 4:2-Befreiungsschlag gegen den VfR Garching, während es auswärts nur zu drei Punkteteilungen bei den „Mitbewerbern“ Pipinsried (1:1) und Bayreuth (1:1) sowie in Eichstätt (0:0) reichte. Berücksichtigt werden muss bei der aktuellen Leistungsbilanz des FVI freilich auch der Fakt, dass derzeit nicht weniger als fünf Spieler verletzt sind.

Die Bilanz: Beim ersten Mal tat`s gar nicht weh…

[caption id="attachment_4148" align="alignright" width="300"] Giulio Fiordellisi hatte nach seinem spektakulären Tor gegen Illertissen gut lachen (Archiv, © Moritz Hahn)[/caption]Sechs Partien fochten die Weiß-Blauen bisher mit dem FV Illertissen aus, der einzige Sieg rührt vom ersten Aufeinandertreffen am 27. Oktober 2012, als man am Schönbusch den seinerzeitigen Tabellenführer spektakulär mit 4:1 abbügelte. Das Ereignis dürfte manch einem noch gut in Erinnerung sein, erzielte doch Giulio Fiordellisi damals das sehenswerte Tor zum 4:1, das anschließend zum Bayern-Treffer des Monats gekürt werden sollte. Die nachfolgenden intimen Rendezvous konnten an das erste Mal nicht mehr anknüpfen, sondern boten sich angesichts von fünf Niederlagen eher als Stoff für das Motto „Der Kavalier leidet und schweigt“ an. Im Vöhlin-Stadion ging man dreimal leer aus und am Schönbusch musste man zwei empfindliche Heimniederlagen quittieren – 0:4 in der Saison 2013/14 sowie 1:5 in der bisher letzten Begegnung am 27. Februar 2016.

„Casablanca“ am Schönbusch: Schau mir in die Augen, FVI…

Selbst der oberflächliche Betrachter wird gewahr, dass sich die Weiß-Blauen in der Fremde derzeit leichter tun als auf heimischem Rasen. Diese Diskrepanz will der Viktoria-Coach auch gar nicht leugnen, sondern nimmt sie vielmehr zum Anlass für einen Appell, der angesichts von bereits drei Heimniederlagen breite Zustimmung erfahren dürfte: „Wir müssen einfach sehen, dass wir auch mal wieder zu Hause punkten.“ Er hat aber auch eine Erklärung für das Auswärtsphänomen parat: „Auswärts haben wir uns bisher etwas leichter getan, weil wir nicht das Spiel machen mussten.“Die „Augenhöhe“ stimmt bei Illertissen, allerdings sieht Jochen Seitz den Kontrahenten im Aufwind: „Ich erwarte, dass wir Illertissen auf Augenhöhe begegnen können. Der FVI hatte zu Beginn der Runde etwas Verletzungspech und kommt jetzt peu à peu wieder zurück. Sie können wieder ihre Spiele gewinnen, weshalb das für uns eine extrem schwere Aufgabe darstellt. Wir gehen aber zuversichtlich ins Spiel und hoffen, gut Paroli bieten zu können und ein positives Ergebnis zu erzielen.“

Hinten darf gerne die Null stehen

Die Anderl-Schützlinge stehen derzeit auf dem 14. Tabellenplatz knapp über dem Strich, haben aber lediglich einen Zähler weniger als der SVA auf Rang neun. Abstiegskampf stand in Illertissen noch nie auf der Agenda. Das weiß auch Jochen Seitz: „Am Ende der Saison sehe ich Illertissen nicht auf den Abstiegsplätzen, da kommen mit Sicherheit andere Mannschaften in Frage. Der FVI spielt schon eine Ewigkeit in der Regionalliga und kann auf einen entsprechenden Erfahrungsschatz zurückgreifen. Wir sind hingegen Aufsteiger und – wie ich schon vor der Runde gesagt habe – grundsätzlich vor jedem Spiel Außenseiter. Die Mannschaften kommen an den Schönbusch und sagen: Hier wollen wir drei Punkte mitnehmen. Illertissen vertraut diesbezüglich auf seine Spielstärke und seinen neu verpflichteten Stürmer Felix Schröter (5 Saisontore).“ Mit dem richtigen Rezept ist freilich auch den ausgebufften Schwaben beizukommen: „Wir müssen alles in die Waagschale werfen, gut gegen den Ball und im Umschaltspiel nach vorne arbeiten. Unser primäres Ziel muss aber sein, dass wir mal wieder zu Null spielen.“[caption id="attachment_19526" align="alignright" width="200"] Björn Schnitzer ist wieder im Mannschaftstraining[/caption]Dazu trägt in der Regel auch Ugurtan Kizilyar bei, dessen Einsatz aufgrund von Magen-Darm-Problemen aber noch fraglich ist. Mit derselben Malaise schlägt sich derzeit Björn Schnitzer herum. „Da müssen wir jetzt einfach abwarten, ob er am Wochenende mit dabei sein kann. Er nimmt seit ein paar Tagen im Training teil. Das ist keine Geschichte, die ad hoc entschieden werden muss. Wir werden noch im Trainerteam entscheiden, wie das vonstatten geht“, hält sich Jochen Seitz noch bedeckt. Eindeutigere Kunde gibt es dagegen in Sachen Kapitän Simon Schmidt: „Simon hat wieder mittrainiert. Ich gehe davon aus, dass er wieder dabei sein wird.“ zurück

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