Viktoria News
Die Cigar Lounge im weiß-blauen Himmel verzeichnet einen prominenten Neuzugang
30. Juni 2021

Vorstand, väterlicher Freund und Förderer des Vereins: Wolfgang Waschulewski nach langer Krankheit am 20. Juni 2021 im Alter von 71 Jahren verstorben

Er war Offizier bei der Bundeswehr, dann über Jahrzehnte in leitender Position im Bundesverband der Überwachungs- und Sicherheitsunternehmen tätig, Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande und nicht zuletzt ein geschätzter Intimus unserer Viktoria. Wolfgang Waschulewski, vereinsintern nur „Waschu“ genannt, war mit allen Wassern gewaschen und lieferte über Jahrzehnte ein Lehrstück ab, wie man sich das Prädikat „wasch(u)echter Viktorianer“ verdient. Jetzt ist der charismatische „Mann mit der Zigarre“, der bei aller Beharrlichkeit bei der Verfolgung seiner Ziele nie verkrampft wirkte, seinem langjährigen Krebsleiden erlegen.

In einem in der Fachzeitschrift GIT Sicherheit 2011 mit ihm geführten Interview hatte der seinerzeitige BDWS-Präsident Wolfgang Waschulewski auf die Frage „Worüber können Sie sich freuen?“ geantwortet: „Über einen Sieg meines Heimatvereins im Fußball, Viktoria Aschaffenburg, und seit kurzem über mein erstes Enkelkind Mick“. Gerade die sehr ungewöhnliche Zusammenstellung der Motive mag verdeutlichen, wie sehr Waschu „sein“ Verein im Lauf der Jahrzehnte ans Herz gewachsen ist. Einem Verein, dem er in Krisensituationen auch aktiv zur Seite sprang, als er in der Spielzeit 1991/92 kurzerhand als Notvorstand einsprang, nachdem der damalige Vorstand nach vereinsinternen Querelen aufgrund der angespannten Finanzlage geschlossen zurückgetreten war. Waschulewskis Notvorstandschaft sicherte die Erhaltung der Geschäftsfähigkeit des Vereins und endete am 28. Oktober 1994, als Wolfgang Rath nach einer Auszeit zurückkehrte und erneut zum Präsident gewählt wurde. Wolfgang Waschulewski gehörte weiterhin dem Präsidium an und war als Vorstandsmitglied verantwortlich für „Verbandsangelegenheiten erste Mannschaft“. Zusammen mit Horst R. Schmitt fädelte er zur Saison 1998/99 die Verpflichtung von Rudi Bommer als Trainer für den damaligen hessischen Oberligisten ein. Zwar gelang der ersehnte Sprung in die Regionalliga nicht, doch seither verband die beiden eine enge Freundschaft. Waschu nahm regen Anteil an Rudis weiterer Trainerkarriere und besuchte ihn oft persönlich an seinen späteren Wirkungsstätten, ob nun Burghausen oder Duisburg. „Wann immer es seine Zeit und seine Gesundheit zuließen, war er zu Besuch. Wolfgang lebte jeden Moment. Er nutzte die Zeit, die ihm geschenkt wurde und er war ein Kämpfer, der nicht aufgegeben hat“, erinnert sich Rudi Bommer.


Die beiden Freunde Rudi Bommer und Wolfgang Waschulewski beim Auswärtsspiel in Schweinfurt im August 2019 (© Moritz Hahn)

Wink mit der Zigarre

Eben diese Treue ließ er auch der Viktoria über die vergangenen Jahrzehnte hinweg angedeihen. Für seine legendären Spritztouren ins Weiß-Blaue – Auswärtsfahrten im Zigarrenrauch-vernebelten Privat-Pkw – war Waschu weithin bekannt. Überdies war er bei fast jedem Heimspiel auf seinem Stammplatz auf der Hintertortribüne anzutreffen, immer – wie es neudeutsch so schön heißt – „gechillt“ und genüsslich seine Zigarre schmauchend. Das hinterließ bei manch einem Betrachter tiefe Spuren. „Ich werde ihn im Stadion vermissen, wenn er uns mit seiner Zigarre zugewunken und mir Glück gewünscht hat“, erinnert sich Viktoria-Coach Jochen Seitz an einen „echten Viktorianer und herzensguten Menschen“. Seit der A-Jugend sei Wolfgang Waschulewski für ihn immer ein Ansprechpartner gewesen, der bei Problemen immer ein offenes Ohr gehabt habe.


Wolfgang Waschulewski - der Mann mit der Zigarre - hatte bis zu seinem Tod am 20. Juni 2021 immer ein offenes Ohr und stand den Verantwortlichen der Viktoria bis zuletzt mit Rat zur Verfügung (© Moritz Hahn)

Bei Waschu war guter Rat nie teuer

Dass Wolfgang Waschulewskis Stimme auch nach seinem Rückzug aus den Vereinsgeschäften bis zuletzt großes Gewicht hatte, kann Viktoria-Vorstandssprecher Manfred Fleckenstein nur bestätigen: „Wolfgang hat in schwierigen Zeiten mutig Verantwortung im Vorstand übernommen und hatte mit seinem kraftvollen Einsatz wesentlichen Anteil daran, dass unsere Viktoria die damals großen Herausforderungen überstehen und bewältigen konnte. Für ihn stand immer das Wohl des Vereins und seiner Menschen im Mittelpunkt, auch nach Beendigung seiner Amtszeit. Sein freundschaftlicher Rat und seine Erfahrung haben uns und mir persönlich in den letzten Jahren bis kurz vor seinem Tod sehr geholfen. Ein großes Viktoria-Herz hat aufgehört zu schlagen, wir sind dankbar und tieftraurig.“

Waschu mag die Sache mit dem Tod seinem Naturell gemäß nicht ganz so verbissen gesehen haben, sich vielmehr darüber gefreut haben, dass er den Prognosen der Ärzte, die ihm vor nurmehr 12 Jahren ein Ableben binnen Zweijahresfrist prophezeit hatten, ein Schnippchen geschlagen hat. Was wird er jetzt tun? Vermutlich wird er sich erst einmal eine Zigarre und ein Glas Rotwein genehmigen, denn das steht für ihn, wie er in besagtem Interview auch noch verriet, für Entspannung. Was wir übrigens längst geahnt hatten. Wolfgang, wir versprechen Dir, Deiner in Ehren zu gedenken und – sei es in guten oder schlechten Zeiten – auch weiterhin nach Deinen „Rauchzeichen“ Ausschau zu halten.


Stand: 30. Juni 2021 / Verfasser: Wolfgang Fleischer & Moritz Hahn

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