Viermal schied die Viktoria gegen den späteren Pokalsieger aus – Achtelfinalpartien gegen den 1. FC Schweinfurt 05 sorgten am Schönbusch für echtes Pokal-Feeling
Seit 1946 gehörte die Viktoria als bayerischer Verein dem Hessischen Fußballverband an und trat demzufolge über Jahrzehnte im Hessenpokal an. Die Ausbeute war vergleichsweise dürftig: Lediglich im Jahr 1991 holte man sich mit einem 4:1-Sieg über den SC Neukirchen den Pokal und durfte im Jahr darauf im DFB-Pokal antreten. Das letzte Lebenszeichen stammt aus dem Jahr 2008, als die Viktoria bis ins Finale vorstieß, aber letztlich den Darmstädter Lilien am Böllenfalltor mit 0:2 unterlag. Die Geschichte der Viktoria im BFV-Toto-Pokal begann – wie könnte es anders sein – mit dem Verbandswechsel zum BFV, zu datieren auf die Saison 2012/13. Mittlerweile sind sieben Jahre ins Land gegangen. Die laufende Pokalrunde 2018/19 hat sich klammheimlich zur bislang erfolgreichsten der Viktoria entwickelt und erfährt nun mit dem Einzug ins Halbfinale, vor allem aber durch das sehr attraktive Los TSV 1860 München eine Wendung zum Spektakulären. Darüber sollte aber nicht verloren gehen, dass sich die Viktoria auch in den Jahren zuvor mit mehr oder weniger Erfolg um ein gutes Abschneiden im Wettbewerb bemüht hat, ohne über das Viertelfinale hinaus zu kommen.[caption id="attachment_19775" align="alignleft" width="600"]
Die Spannung löste sich mit dem verwandelten Elfmeter von Kapitän Simon Schmidt und die Viktoria steht das erste Mal im Halbfinale des BFV-Toto-Pokal (© Moritz Hahn)[/caption]Als Regionalligist war man zur Saison 2012/13 automatisch für die erste Hauptrunde qualifiziert, wo man beim Kreisklassisten TuS Röllfeld einen knappen 1:0-Sieg landete. In Runde zwei bezwangen die Weiß-Blauen den Landesligisten FC Augsfeld deutlich mit 6:2. Im Achtelfinale war das Team von Antonio Abbruzzese zum dritten Male auswärts gefordert und entledigte sich seiner Aufgabe gegen den seinerzeitigen „Klassenkameraden“ SC Eltersdorf souverän mit 3:0. Im Viertelfinale, Trainer war mittlerweile Werner Dressel, war dann mit einem 0:2 gegen den späteren Pokalsieger 1860 Rosenheim Endstation.Ein Jahr später, in einer klassischen „Seuchensaison“, die bekanntlich mit dem Regionalliga-Abstieg endete, scheiterten die Weiß-Blauen nach dem siegreich gestalteten Auftakt in Reiterswiesen (4:0) bereits in der zweiten Hauptrunde. Gegner der Weiß-Blauen unter Coach Slobodan Komljenovic war wiederum der spätere Pokalsieger. Klassenkonkurrent FC Würzburger Kickers setzte sich am heimischen Dallenberg mit 5:3 durch. Auffällig: Bis dato hatten die Weiß-Blauen noch kein einziges Mal im Toto-Pokal zu Hause gespielt.
Heimpremiere gegen Alemannia Haibach
Das setzte sich naturgemäß auch in der Pokalrunde 2014/15 fort, die der SVA nunmehr als Bayernligist bestritt. Die Viktoria musste, wie es die Regularien wollen, in der ersten Runde gegen den klassenniederen Landesligisten Spfr. Dinkelsbühl auswärts antreten und setzte sich mit 2:1 durch. In Runde zwei kam es zu einem Bayernliga-Nahduell mit der Alemannia aus Haibach, das man in seiner BFV-Toto-Pokal-Premiere im Stadion am Schönbusch mit 2:0 für sich entscheiden konnte. Im Achtelfinale hatte man im eigenen Stadion gegen den Regionalligisten FC Eintracht Bamberg das Nachsehen und schied mit einer 0:1-Niederlage aus dem Wettbewerb aus. Pokalsieger wurde schließlich Drittligist SpVgg. Unterhaching.Im Jahr darauf hatte sich der Bezirksligist TuS Keilberg den (zwischenzeitlich wieder) Regionalligisten Viktoria Aschaffenburg zum Wunschgegner erkoren. Die Viktoria tat sich wider Erwarten sehr schwer und benötigte die Verlängerung, um den Underdog letztlich mit 5:3 niederzuhalten. Mit einem 3:1-Sieg beim Landesligisten TSV Abtswind zogen die Weiß-Blauen in das Achtelfinale ein, wo sie in einer Neuauflage des Achtelfinales von 2012/13 beim zwischenzeitlich in die Bayernliga abgestiegenen SC Eltersdorf mit 1:3 unterlagen. Pokalsieger wurden, wie schon in der Saison 2013/14, die mittlerweile in die 3. Liga aufgestiegenen Würzburger Kickers.
Schnüdel zweimal Endstation
In der Saison 2016/17 – der Fahrstuhl hatte die Viktoria mal wieder in die Bayernliga befördert – gastierte man in der ersten Hauptrunde neuerlich in einer Landkreisgemeinde. Beim Kreisligisten VfR Goldbach tat man sich schwer und benötigte zum 5:3-Sieg wieder die Verlängerung. In Runde 2 war dann allerdings Schluss, nachdem man am Schönbusch gegen den favorisierten Regionalligisten 1. FC Schweinfurt 05 mit 1:2 das Nachsehen hatte. Eines sei immerhin erwähnt: Die Viktoria schied wiederum gegen den späteren Pokalsieger aus. Die Schnüdel setzten sich mit einem 1:0 im Finale beim SV Wacker Burghausen die Pokalkrone auf.In der Vorsaison 2017/18 musste die Viktoria in der ersten Hauptrunde, obwohl offiziell auswärts antretend, ihr Domizil an der Schönbuschallee nicht verlassen. Mit einem 2:0-Sieg gegen „Mitbewohner“ Vatanspor Aschaffenburg (Bezirksliga) startete man in den Wettbewerb. Auch die zweite Hauptrunde meisterte man mit einem 6:3-Sieg beim schon bekannten TSV Abtswind mühelos. Im Achtelfinale kam es im Stadion am Schönbusch erneut zum unterfränkischen Derby mit dem ambitionierten Regionalligisten 1. FC Schweinfurt 05. In einem denkwürdigen Spiel unterlag der SVA nach großem Kampf mit 3:5 (2:2) nach Elfmeterschießen. Wie im Vorjahr stieß der FCS danach bis ins Finale vor und holte sich dort mit einem 3:1 bei der SpVgg. Bayreuth den Titel.
Pokal-Highlight: erstmals ein Drittligist am Schönbusch
Im laufenden Wettbewerb 2018/19 hat die wieder in die Regionalliga zurückgekehrte Viktoria erstmals den Durchmarsch ins Halbfinale geschafft. Dort trifft man mit dem TSV 1860 München zum ersten Mal überhaupt auf einen Drittligisten. Wie die Viktoria hatten es auch die Löwen im bisherigen Turnierverlauf durchweg mit unterklassigen Gegnern zu tun und mussten viermal auswärts antreten. Die Stationen der Viktoria waren Bezirksligist DJK Hain (5:3) und die Bayernligisten TSV Großbardorf (6:5 n.E.), SpVgg. Bayern Hof (3:0) und SV Seligenporten (6:5 n.E.). Die Bierofka-Truppe schaltete nacheinander die Bezirksligisten SV Dornach (5:1) und FC Ergolding (7:1) sowie die Regionalligisten FC Memmingen (1:0) und TSV Buchbach (2:0) aus.Der Sieger der Partie Viktoria gegen den TSV 1860 München trifft im Finale auf die Würzburger Kickers, die sich im zweiten Halbfinale klar mit 3:0 bei der SpVgg. Unterhaching durchsetzten. Die Rothosen schreiben weiter an ihrer erfolgreichen Pokalgeschichte und wollen sich zum dritten Mal binnen sieben Jahren über den Gewinn des BFV-Pokals die Teilnahme am DFB-Pokal sichern. Sollte die Viktoria das Halbfinale überstehen, so hätte sie gegen den Drittligisten Kickers Würzburg als unterklassiges Team im Finale erneut Heimrecht. Auch dieses Spiel würde aufgrund seines Lokalkolorits und seiner sportlichen Bedeutung mit Sicherheit für eine große Kulisse am Schönbusch sorgen. Man hofft, ohne die Schwere der bevorstehenden Aufgaben kleinreden zu wollen, dass die Viktoria – wie schon andere kleinere Vereine vor ihr – vielleicht einmal die Gunst der Stunde nutzt und sich den Pokal als lukrative Einnahmequelle erschließt.Noch ein Wort zum Gegner TSV 1860 München. Die Löwen waren über Jahrzehnte im Profibereich (1. und 2. Bundesliga) ansässig und qualifizierten sich damit immer direkt für die erste Hauptrunde des DFB-Pokals. Infolge des Zwangsabstiegs spielten die Löwen in der Saison 2017/18 in der Regionalliga Bayern und müssen sich daher in diesem Jahr ausnahmsweise durch den Verbandspokal „quälen“. Seit Mitte der 90er Jahre haben die Löwen ununterbrochen am DFB-Pokal teilgenommen, eine Tradition, die in dieser Saison nur über den Gewinn des BFV-Pokals hochgehalten werden kann. Wenn die Löwen am Schönbusch gewinnen (was wir freilich nicht hoffen), stehen die Aktien für das Team von Daniel Bierofka nicht schlecht. Dafür sprechen schon Erfahrungswerte: Wer die Viktoria rauswirft, der gewinnt das Turnier…
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