Viktoria News
Sehnsucht nach der Normalität
24. August 2020

Interview mit Viktoria-Coach Jochen Seitz: Pragmatismus gut und schön, aber das Publikum fehlt… / Letzter Test am Mittwoch gegen Viktoria Mömlingen

Man kann dem BFV nicht nachsagen, dass er nicht alles getan hat, damit auch in Bayern bald wieder vor Publikum gespielt werden kann. So wurde der Kick-off eigens noch einmal um zwei Wochen auf den 19. September verschoben, um den Vereinen die zur Umsetzung eines geforderten Hygienekonzepts nötige Vorlaufzeit zu geben. Eine Maßnahme, die allerdings ins Leere läuft, wenn die bayerische Staatsregierung nicht bis spätestens 1. September den Bestrebungen entgegenkommt und wieder Publikum in den Stadien zulässt. Unabhängig davon, wie die Entscheidung ausfällt: Das Anfang September ausgetragene Pokal-Halbfinale unserer Viktoria gegen Würzburg findet ganz sicher ohne Publikum statt, ebenso – im Falle eines Weiterkommens – das wenige Tage später stattfindende Finale gegen die Münchner Löwen. Vor dem letzten Test am kommenden Mittwoch haben wir ein kleines Interview mit Coach Jochen Seitz geführt, um Näheres über die weiß-blaue Gemütslage zu erfahren.


Das Interview mit Trainer Jochen Seitz führten Wolfgang Fleischer und Moritz Hahn.


Jochen, die Vorbereitung ist nahezu abgeschlossen. Anfang September soll es mit dem Pokalspiel gegen Würzburg losgehen. Wie groß ist angesichts der Umstände die Vorfreude?

Jochen Seitz: „Die Vorfreude ist schon da, weil jetzt einfach jeder wieder in den normalen Modus, sprich Wettkampf möchte. Es ist nur schade, dass wir unsere Highlights, wie das Pokalspiel, nicht mit unseren Fans bzw. Zuschauern feiern dürfen.“

Am Dienstag gibt es noch einen letzten Test gegen Kickers Offenbach. Hat das Spiel gegen die Kickers einen Generalproben-Charakter?

„Das Spiel gegen die Kickers wurde kurzfristig abgesagt. Stattdessen treten wir am Mittwoch (26. August 2020) im eigenen Stadion gegen Viktoria Mömlingen zu einem letzten Test an. Auf Grund der aktuellen Beschlusslage natürlich ohne Zuschauer.“


Trainer Jochen Seitz befindet sich mit seinem Team in der unmittelbaren Vorbereitung auf das Pokal-Halbfinale gegen den Zweitligisten FC Würzburger Kickers (© Moritz Hahn)

Welche Eindrücke hast Du bei ihren bisherigen Auftritten von den neuen Spielern gewonnen?

„Bisher machen alle, nicht nur die Neuzugänge, einen guten Eindruck. Der eine oder andere Spieler ist aufgrund seiner Erfahrung natürlich weiter wie ein anderer, aber ansonsten sind wir zufrieden.“

Die Neuzugänge wurden als Verstärkungen geholt. Sie sollen also sofort „zünden“?

„Na ja, wie gesagt, wir haben Jungs geholt, die uns sofort weiterhelfen sollen und können, aber wir haben auch Jungs mit dazu genommen, denen wir die nötige Zeit einräumen, um sich an das neue Tempo für sie zu gewöhnen.“

Sport-Vorstand Benni Hotz hat im Zusammenhang mit der Straffung des Kaders von einem „Qualitätsverlust in der Breite“ gesprochen. Das klingt erst einmal nicht so gut. Corona-Notelf oder gar ein Modell für die Zukunft?

„Ja wir haben neun Spieler des letztjährigen Kaders abgegeben, da kann man schon von einem kleinen Umbruch sprechen. Es waren viele Spieler dabei, die für das Mannschaftsgefüge wichtig waren. Wir mussten aufgrund der jetzigen Situation auch diese schweren Entscheidungen treffen. Es ist eine große Herausforderung für uns alle, das Team wieder so zu formen, dass wir an unser Niveau, das wir letztes Jahr zum Ende hin gespielt haben, herankommen. Wir sind aber auch von diesem Kader überzeugt und denken, dass wir dies hinbekommen können.“

Fußball lebt von Emotionen. Was zu beobachten ist: Seit keiner (außer den Akteuren) mehr persönlich teilnehmen kann, werden selbst Highlights wie die Champions League nur noch beiläufig wahrgenommen. Der Sport blutet aus. Wie siehst Du, für den dieser Sport Lebensinhalt ist, diese Entwicklung?

„Ich glaube, dass alle Leute, die vor dem Bildschirm sitzen und Fußball schauen, die Stimmung der Fans im Stadion vermissen. Es ist ein ganz anderes Spiel auf einmal, so kommt einem das auf jeden Fall vor. Wir hoffen, dass sich diese Situation bald wieder ändert und die Spiele, die alle so sehr mögen, wieder im normalen Rahmen stattfinden können.“

Glaubst Du, dass nach dem Ende der Krise Interesse und Euphorie sofort wieder hochgefahren werden können? Oder braucht es wie bei der Wirtschaft auch eine gewisse Anlaufzeit?

„Wenn wieder Zuschauer zugelassen werden, wird die Euphorie sofort wieder kommen, davon bin ich überzeugt.“

Dein Lehrgang zum Fußballlehrer in Hennef, zu dem wir Dir übrigens viel Erfolg wünschen, hat ja nun begonnen. Hat sich durch Corona (Stichwort Home-Office) etwas in den zeitlichen und organisatorischen Abläufen geändert oder bleibt es bei den vorgesehenen Präsenztagen?

„Die Präsenztage wurden teilweise ein bisschen runtergefahren, aber mittlerweile werden wir auch sonntagabends vor Ort auf Corona getestet. Glücklicherweise waren alle negativ, so dass unser normaler Ablauf gewährleistet war. Allerdings wissen wir auch nicht, was die Zukunft bringt und wir planen teilweise nur von Woche zu Woche. Bisher läuft aber alles sehr gut. Ich nehme aus dem Lehrgang, nicht nur vom Unterricht, sondern auch in den Gesprächen mit anderen Trainern sehr viel mit.“


Man lernt bekanntlich nie aus, nur in Sachen Pandemie würden wir in Zukunft gerne darauf verzichten… Jochen, vielen Dank für das Interview. Wir denken, dass wir Euch, ohne sarkastisch zu sein, viel Erfolg im Pokalhalbfinale gegen Kickers Würzburg wünschen dürfen!


Unterstütze Viktoria Aschaffenburg

Unterstütze die Weiß-Blauen auch im world wide web und folge uns auf Instagram: https://instagram.com/viktoria01aschaffenburg/ und bei Facebook: https://facebook.com/sva01.de/


Stand: 24. August 2020 / Verfasser: Wolfgang Fleischer & Moritz Hahn

zurück

Unsere Partner

Viktoria Socials

Viktoria Aschaffenburg, Facebook und Instagram