Viktoria News
Interview: Überrascht von den Reisestrapazen, zufrieden mit der Entwicklung
01. Oktober 2025
  1. Der 11. Spieltag liegt hinter den Weiß-Blauen und damit ist ein Drittel der Saison 25/26 gespielt. Für uns ein guter Zeitpunkt, um mit unserem Sportlichen Leiter Sandro Sirigu ein Zwischenfazit zu ziehen.
  2. Sandro, der elfte Spieltag ist gespielt,  die Viktoria rangiert mit zehn Punkten auf Tabellenplatz 14. Hätte man dir das vor der Saison so angeboten, hättest du es angenommen oder eher ausgeschlagen?

"Ich hätte es definitiv angenommen! Denn unter den finanziellen Voraussetzungen, mit einer neu zusammengestellten und  jungen Mannschaft sowie einem neuen Trainerteam hatten wir eine echte Herkulesaufgabe zu bewältigen. Wir wussten, dass es schwierig wird, ein Team zu formen, das in der Regionalliga Bayern bestehen kann und es war auch klar, dass es darum gehen wird, den Klassenerhalt zu schaffen. Nun stehen wir nach  einem Drittel über dem Strich – das werte ich als Zeichen dafür, dass wir nicht alles, aber doch vieles, richtig gemacht haben. Zumal die Tendenz positiv ist und man eine klare Entwicklung erkennen kann."

  • Nach ein paar Startproblemen spielt sich die Mannschaft nun mehr und mehr ein. Hat dich die Kritik im Umfeld gleich zu Beginn der Saison und nachdem man ja deutlich machte, dass es mit den finanziellen Rahmenbedingungen und mit einer jungen, neu formierten Mannschaft einzig nur um den Klassenerhalt gehen kann, überrascht?

"Nein, das hat mich nicht überrascht. Ich habe in vielen Gesprächen sehr wohl mitbekommen, dass die Erwartungshaltung im Umfeld der Viktoria doch recht hoch ist. Was aber auch nachvollziehbar ist bei einem Traditionsverein, der in der Vergangenheit schon höherklassigen Fußball gespielt hat.  Dass es dann auch zu Unmut kommt, ist normal – hat mich aber nicht von meinen Überzeugungen oder unserer Philosophie abgebracht."

  • Es ist deine erste Station als Sportlicher Leiter. Wie gehst du mit den unterschiedlichen Herausforderungen um,  denn es dürfte ja ein großer Unterschied zu deiner aktiven Zeit als Spieler sein?

"Ich versuche nach allen Seiten eine offene und ehrliche Kommunikation mit allen Beteiligten zu pflegen, denn es bringt keinem etwas, Versprechungen zu machen, die man nicht halten kann oder die unrealistisch sind. Ich habe mich mit dem Personenkreis, der mein Engagement am Schönbusch möglich gemacht hat, von Beginn an in sachlichen Gesprächen ausgetauscht, wir haben Visionen entwickelt, uns Ziele gesetzt und ziehen da auch bei allem an einem Strang."

Sieht sich als Teamplayer und steht nicht nur mit seinem Trainerteam in engem Austausch: Sandro Sirigu (3.v.l.)

  • Die Zuschauer haben bis zum vierten Heimspiel auf die ersten Heimtreffer warten müssen, seitdem gab es aber gleich drei Heimsiege in Folge (Pokal eingerechnet) und auch die Offensivabteilung kreiert zunehmend Torchancen und auch Treffer. Wie bewertest du die aktuelle Entwicklung?

"Ja, vieles jetzt greift nach und nach ineinander. Man muss das ganz nüchtern sehen. Da kommen viele junge Talente, die sich an neue Trainingsinhalte und eine andere Belastung gewöhnen müssen. Ein neuer Trainer möchte einen neuen Spielstil. Jede Trainingseinheit ist erst einmal Neuland - selbst für alte Hasen.  Georgios Makridis, Henry Held oder auch Othmane El Idrissi kamen erst spät in der Vorbereitung hinzu, man muss sich gegenseitig kennenlernen. Von daher ja, man wünscht sich immer, dass alle gleich von Beginn an knipsen, aber das ist meistens unrealistisch. Jetzt greift alles nach und nach und diese Entwicklung, die auf harter Trainingsarbeit basiert, ist sichtbar und die Mühen zahlen sich aus."

  • Im Abwehrverbund hat sich eine Dreier- bzw. Fünferkette etabliert, Kapitän Beni Baier kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Befürwortest du dieses System und kannst du kurz erläutern, was die Gründe dafür waren, Beni aus dem zentralen Mittelfeld eine Reihe weiter hinten einzusortieren?

"Eine junge Mannschaft, die mit einer Dreierkette agiert, braucht im Abwehrverbund zwingend jemanden, der Erfahrung hat und Ruhe ausstrahlt. Das Ziel war es, mit der taktischen Maßnahme dem Abwehrverbund Sicherheit zu geben und über Max Grün im Tor und Beni Baier von hinten heraus das Spiel zu koordinieren.  Dazu kommt, dass wir im Zentralen Mittelfeld mit Adrian Asani, Henry Held und Roberto Desch sehr gut besetzt sind, und jeder der drei bringt andere Stärken auf den Platz. Beni hat somit hintendran dann den Überblick, das Spiel vor sich und kann gut lenken."

Die Mannschaft ist wie bereits erwähnt mit vielen jungen Talenten besetzt, die großes Entwicklungspotenzial haben. Für viele ist es aber auch das erste Jahr im Herrenbereich. Besteht die Gefahr, dass am Ende der Saison die Kraft ausgehen könnte oder wird es eher so sein, dass bis dahin jeder die Anforderungen der Regionalliga adaptiert hat?

"Das ist das Ziel, dass sie alle Anforderungen der Liga nach und nach adaptieren. Die jungen Spieler müssen sich in jeder Trainingseinheit verbessern, lernen, sich Dinge abschauen und ich gehe davon aus, dass alle im Laufe der Saison weitere Schritte nach vorne in ihrer Entwicklung machen werden.  Konditionell sind sie ohnehin gut aufgestellt, nach und nach kennen sie die Gegner, die gegnerischen Stadien. Sind wir doch ehrlich: einige kommen aus dem Jugendfußball, wo die Eltern noch die lautesten Zuschauer sind. Jetzt spielen sie teilweise vor tausend bis zweitausend Zuschauern, vielleicht noch mit Livestream-Übertragung. Daran muss man sich auch erst gewöhnen. Man sieht es aber am Beispiel Justin Berg. Das junge Eigengewächs wurde in der Situation gebraucht, bekam die Chance und hat es ordentlich gemacht. Jeder einzelne Spieler brennt auf seine Chance und wird die nächsten Schritte - wie Justin auch - gehen, da bin ich sicher."

Was muss deiner Meinung nach noch zwingend verbessert werden?

"In allen Bereichen kann man immer noch besser werden, das ist klar. Aber zwingend verbessern muss sich meiner Meinung nach eigentlich nur noch die Coolness und das eigene Selbstverständnis, damit wir eine so klare 3:0-Führung wie gegen Augsburg II nicht am Ende fast noch verspielen. Klar hängt da vieles mit Erfahrung zusammen, aber dennoch – noch mehr Selbstbewusstsein und das Selbstverständnis, dass wir wirklich mit jedem Gegner mithalten können, wäre wichtig."

Die Viktoria war in den vergangenen Jahren nicht mehr sehr erfolgreich im bayerischen Landespokal, nachdem man dort im Jahr 2019 zuletzt sogar im Finale stand (aber gegen Würzburg das Nachsehen hatte).  In diesem Jahr steht die Viktoria nun im Viertelfinale - eben gegen jene Würzburger Kickers (Spieltermin 4.11./18.30 Uhr). Wie bewertest du die Chancen auf ein mögliches Weiterkommen und wie wichtig war der Pokalwettbewerb für die Entwicklung der Mannschaft bisher, denn der Sieg im Achtelfinale gegen die Schnüdel scheint durchaus einen Schub gegeben zu haben.

"Das Achtelfinale im Toto-Pokal war immens wichtig, weil da zum ersten Mal die Dreierkette von Beginn an gespielt wurde und die Jungs gemerkt haben, dass sie das können und es funktioniert. Dass also die harte Arbeit im fast täglichen Trainingsbetrieb Früchte trägt. Das Erfolgserlebnis hat natürlich auch die Brust ein wenig breiter gemacht, an sich und die eigenen Stärken zu glauben. Was immens wichtig war nach dem etwas durchwachsenen Saisonstart. Zu den Chancen im Viertelfinale: Wir haben im Ligabetrieb ein gutes Spiel gegen die Kickers gemacht und nur knapp dann in Unterzahl verloren. Von daher bin ich optimistisch, dass es im Pokalspiel anders läuft und wir das 50-50-Spiel für uns entscheiden können."

Wer oder was hat dich in der Liga bisher am meisten überrascht?

"Wirklich überrascht bin ich von den extrem hohen Strapazen, die die Mannschaft bei den wirklich weiten Auswärtsfahrten auf sich nehmen muss. Was es bedeutet, solche Strecken am Spieltag mit dem Bus hinter sich zu bringen, und nach Spielende das ganze bis tief in die Nacht wieder zurückzufahren. Das kann man sich im Vorfeld gar nicht vorstellen, wenn man es nicht selbst erlebt. Ansonsten hat mich nichts überrascht. Ich wurde – wie das Trainerteam auch – im Verein von Beginn an sehr gut aufgenommen und erlebe eine vertrauensvolle Zusammenarbeit innerhalb der unterschiedlichen Bereiche."


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Stand: 01. Oktober 2025 / Das Gespräch führte Melanie Grün-Schmidt 

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