Im Heimspiel gegen die im Rotlichtbezirk der Tabelle angesiedelte SpVgg. Bayreuth (Samstag, 14 Uhr) gilt es Payback-Punkte für den Klassenerhalt zu sammeln
Um von sich behaupten zu können, die englische Woche mit deutscher Gründlichkeit absolviert zu haben, fehlt der Viktoria zum Abschluss noch ein Sieg über die vom Saisonstart weg im Tabellenkeller darbende SpVgg. Bayreuth. Gewissensnöte sind nicht angebracht, denn wer als Aufsteiger den Klassenerhalt in trockene Tücher bringen will, darf nicht wählerisch sein und muss zur Not auch einmal einem nackten Mann in die Tasche greifen.Nachdem die seit der Spielzeit 2013/14 in der Regionalliga Bayern vertretene SpVgg. Bayreuth in der Vorsaison erstmals die Relegation bemühen musste, um den Klassenerhalt zu sichern, haben die Oberfranken dieses Jahr einfach nur „Besser abschneiden als im Vorjahr“ auf dem Wunschzettel stehen. Zum Saisonstart schockte die SpVgg. ihre Anhängerschaft allerdings mit einer Serie von sieben Niederlagen, wobei man „stolze“ 555 Minuten ohne Torerfolg blieb. Schlechter ist bis dato noch kein Team in eine Runde der Regionalliga Bayern gestartet.[caption id="attachment_12087" align="alignleft" width="600"]
Mittlerweile fast 10 Jahre her und nun auch gemeinsam in einer Liga: Am 6. Dezember 2008 unterstützten Bayreuth-Fans die Viktoria beim Spiel gegen Hessen Kassel (Archiv, © Moritz Hahn)[/caption]Da nutzten Coach Jo Albersinger auch vier Punkte aus den beiden nächsten Spielen nichts mehr: Nach dem 2:2 in Pipinsried (nach 2:0-Führung) am 9. Spieltag war seine Uhr abgelaufen. Wenig überraschend die Begründung von Wolfgang Gruber, Mitglied der Geschäftsführung der Spielbetriebs GmbH der Spielvereinigung:
„Der Saisonverlauf ist nicht zufriedenstellend. Das hat uns sportlich und wirtschaftlich Sorgen gemacht und uns veranlasst, an den Stellschrauben zu drehen.“ Zu diesem Zeitpunkt war die Oldschdod ausgerechnet gegen den Lokalrivalen Bayern Hof auch schon aus dem Toto-Pokal ausgeschieden, in dem sie im Vorjahr noch bis ins Finale vorgedrungen war (Niederlage gegen Schweinfurt). Mit dem 40-Jährigen Ex-Profi Timo Rost wurde ein regionalligaerfahrener Trainer neuer Chefcoach bei den Oberfranken. Rost stand zuvor schon beim FC Amberg und in der Vorsaison 2017/18 beim kleinen Kleeblatt unter Vertrag. Anlässlich seines Amtsantritts ließ er verlauten:
„Ich glaube, dass die Mannschaft individuell gut besetzt ist und die Qualität hat, um die Klasse zu halten. Wir wollen die brutal coole Fangemeinschaft der SpVgg. mit leidenschaftlichem Fußball wieder ins Boot holen.“ Rost ist sich des Ernstes der Lage bewusst, weshalb er aus dem dringend benötigten Erfolg auch keine Wissenschaft machen will:
„Wir wollen den Fußball in dieser Situation so einfach wie möglich gestalten. Wir werden die Spieler nicht mit irgendwelchen taktischen Konzepten überhäufen, sondern ganz einfache Mittel wählen, um schnell zum Erfolg zu kommen.“
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Viktoria Trainer Seitz sieht im Duell mit Bayreuth ein richtungsweisendes Duell (© Moritz Hahn)[/caption]
Pokaltriumph mit kleinen Schönheitsfehlern
Unter der Woche waren die Weiß-Blauen im Verbandspokal aktiv und zogen über ein 6:5 (1:1) nach Elfmeterschießen gegen den SV Seligenporten ins Halbfinale des Wettbewerbs ein. Jochen Seitz sah ab der 30. Minute ein „sehr ordentliches Spiel“ seiner Mannschaft mit einer Vielzahl herausgespielter Torchancen. In der Anfangsphase ließen seine Jungs allerdings die nötige Aggressivität vermissen und gerieten folgerichtig in der 13. Spielminute in Rückstand.
„Wir hatten einige Spieler dabei, die noch nicht richtig im Spielrhythmus sind, wie Björn Schnitzer und Lucas Oppermann. Beide spielten seit langer Zeit mal wieder eine Partie von Anfang an. Dasselbe galt für den vorzugsweise im Pokal eingesetzten Jonas Fritsch und Daniele Toch. Da hat man gerade im vorderen Bereich gesehen, dass wir nicht so aggressiv angelaufen sind, wie ich mir das vorstelle. Dadurch konnte Seligenporten in aller Ruhe hinten raus spielen und wir sind in dieser Phase größtenteils hinterher gelaufen“, lautete die kritische Analyse von Jochen Seitz, der unbeschadet davon seiner Mannschaft ein „verdientes Weiterkommen“ bescheinigte.
Crashkurs-Vorbereitung auf ein richtungsweisendes Spiel
Weiterkommen möchte die Viktoria auch in der Liga, wo einem Sieg im Heimspiel gegen die SpVgg. Bayreuth nach der Überzeugung des Trainers „Meilensteincharakter“ im Kampf um den Klassenerhalt zugesprochen werden kann:
„Bayreuth hatte am Anfang der Runde erhebliche Probleme und hat darum noch ein, zwei Spieler nachverpflichtet. Dadurch hat die SpVgg. an Qualität gewonnen, was nicht zuletzt an den letzten Ergebnissen zu ersehen ist. Die Oberfranken haben zudem den Vorteil, frisch und ausgeruht in die Partie gehen zu können, während uns nur die Trainingseinheit am Freitag bleibt, um uns auf den Gegner einstellen zu können. Dabei handelt es sich für uns um ein sehr wichtiges Spiel gegen einen direkten Mitkonkurrenten, den wir auf Distanz halten wollen. Ich gehe sogar so weit, von einem richtungsweisenden Spiel für den Rest der Saison zu sprechen.“Jochen Seitz: „Traditionsduell auf Amateurbasis“
Motzkis aufgepasst! In Anbetracht der Tatsache, dass auch das Match gegen das zuletzt stark verbesserte Schlusslicht kein Selbstläufer zu werden verspricht, richtet Jochen Seitz einen eindringlichen Appell an die Fans:
„Gerade wenn es mal nicht so läuft, wäre es gut, die Mannschaft weiterhin zu unterstützen und nicht schon nach 20 Minuten zu maulen.“Obwohl das Franken-Duell ohne Zweifel eine große Tradition hat, lässt Jochen Seitz bewusst den Nostalgiker außen vor:
„Ich weiß, dass viele SVA-Fans noch in der ruhmreichen Vergangenheit schwelgen. Die Situation im Fußball hat sich allerdings grundlegend gewandelt. Heute läuft fast alles über Geld. Da können wir nicht mehr mithalten und in Bayreuth wird das nicht viel anders sein. Die Voraussetzungen sind heute völlig andere. Allerdings hat die SpVgg. nach wie vor einen treuen Fanstamm, der sie zu ihren Auswärtsspielen begleitet. Also: Traditionsduell ja, aber eines auf Amateurbasis.“Über den Einsatz von Roberto Desch, Ricardo Döbert (Prellung) und Michél Harrer (Grippe) wird erst das Abschlusstraining Aufschluss geben. Sicher nicht mit von der Partie sind Kevin Wittke (Außenbandanriss), Jonas Fritsch (studienbedingt) sowie wegen seiner gelb-roten Karte in Schalding Hamza Boutakhrit.
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