Beim ersten Regionalliga-Aufeinandertreffen hatte das Team von Jochen Seitz der Aubstadter Rhön-Walze überraschend wenig entgegenzusetzen / Egson Gashi mit dem Ehrentreffer
„Wenn wir – angenommen – in Aubstadt verlieren, haben die auch sechs Punkte“, hatte Viktoria-Coach Jochen Seitz den dritten Tabellenplatz seines Teams vor dem vierten Spieltag relativiert. Die Theorie kann nachträglich zum Orakel uminterpretiert werden, denn mit 1:4 bezog sein Team gestern Nachmittag (27. Juli) vor 700 Besuchern im Aubstadter Schulstadion eine klare Niederlage. Als Soundtrack intonierte die Stadion-Anlage stilsicher „Hell`s Bells“.Dabei gaben die ersten zehn Minuten der Partie aus weiß-blauer Sicht durchaus zu Optimismus Anlass. Deutlich anzumerken war dem TSV der anfängliche Respekt vor dem aus ihrer Sicht „Regionalliga-Routinier“. Das war auch die Phase, in der das Team von Jochen Seitz frühzeitig Weichen hätte stellen können. In der sechsten Spielminute machte der überragende Aubstadter Keeper Mack reaktionsschnell eine Doppelchance von Gashi und Kizilyar zunichte. Es dauerte nicht lange, da legte die Elf von Josef Francic ihre Zurückhaltung ab. Ein Kopfstoß von Michael Denninger aus sechs Metern, von Kevin Birk glänzend pariert, durfte als erstes Indiz gewertet werden. In der 18. Spielminute erfolgte dann eine Einladung an die Gastgeber in Form eines Ballverlustes von Luca Dähn im Mittelfeld. Der TSV schaltete blitzschnell um und spielte den Angriff in Unterzahl überlegt aus. Am Ende stand nach einem Querpass Ingo Feser frei, nahm aus 18 Metern Maß und schraubte den Ball mit Ansage unhaltbar für Birk ins linke obere Toreck. Die Viktoria zeigte nun deutliche Defizite im Zweikampfverhalten und lief den physisch und geistig präsenteren Grabfeldern immer öfter hinterher. Fast schon die logische Konsequenz war das 2:0 gerade einmal zwei Minuten nach der Führung. Der Ball lief über mehrere Stationen in der Hälfte des SVA, ohne dass die Weiß-Blauen einen Zugriff bekamen. Am Ende der Reise verschaffte sich Martin Thomann gegen seinen Bewacher an der linken Strafraumseite mit einem „Bauerntrick“ den Platz, um sich zu drehen und Keeper Birk mit einem Schuss aus spitzem Winkel ins kurze Eck zu überraschen. Das 0:3 in der 35. Minute entsprang wiederum einer Kontersituation. Erneut wurde das Leder im Mittelfeld gegen die pressenden Gastgeber verloren und sofort rollte der Gegenangriff über den rechten Flügel in Richtung Viktoria-Tor. Nach einem punktgenauen Flachpass von Pitter musste Dellinger im Zentrum nur noch den Fuß hinhalten. Zu schnell ging das alles für die in den entscheidenden Momenten schläfrige Viktoria-Defensive. Immerhin ließ Gashi mit seinem per Kopf nach einer Baier-Ecke erzielten Anschlusstreffer unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff wieder ein zartes Hoffnungspflänzchen aufkeimen.[caption id="attachment_18192" align="alignleft" width="620"]
Im ersten Regionalliga-Duell zwischen dem TSV Aubstadt und der Viktoria gab es einen klaren 4:1-Sieg der Gastgeber (Archiv, © Moritz Hahn)[/caption]
Gegentreffer sämtlich mit identischem „Strickmuster“
Man darf es vorwegnehmen: Die erträumte Aufholjagd wurde es nicht im zweiten Durchgang. Die wohl von Coach Francic in der Pause eindringlich vor Fahrlässigkeit gewarnten Hausherren hatten auch im weiteren Spielverlauf den Daumen auf dem Spiel, das nun nicht mehr so spektakulär war wie in der ersten Halbzeit. Die Chance, frühzeitig den Deckel draufzumachen, hatte der TSV nach Wiederanpfiff, als ein Konter mit einem Pfostenschuss abgeschlossen wurde. In der 62. Minute fuhr die Viktoria einen schönen Angriff über Philipp Beinenz und den eingewechselten Daniel Cheron, doch Christian Mack war wie gewohnt auf dem Posten.Der endgültige K.o. ereilte den SVA in der 79. Minute, als Kapitän Simon Schmidt, augenscheinlich überrascht von den überfallartig auf ihn zustürmenden Roten, das Leder an seinen Namensvetter Christoph Schmidt verlor. Der bediente Martin Thomann, der alleine auf Kevin Birk zulief. Er hatte auch die Option des Abspiels – zwei Mitspieler waren rechter Hand mitgelaufen –, doch entschied er sich zu einem trockenen Flachschuss ins kurze Eck und beseitigte mit seinem zweiten Tor die letzten Zweifel am Heimsieg der Grabfelder. Gute Möglichkeiten, noch ein bisschen Ergebniskosmetik zu betreiben, boten sich der Viktoria in den Schlussminuten. Daniel Meßners Schuss aus spitzem Winkel (89.) stellte Mack vor keine Probleme, nach der anschließenden kurz ausgeführten Ecke klatschte Schnitzers Bogenlampe an die Latte. Auch Fußball-Götter brauchen mal Pause: das unterstrich Björn Schnitzer, als er in der Nachspielzeit per Elfmeter am an diesem Tag schier unüberwindbaren TSV-Zerberus Christian Mack scheiterte und damit den passenden Schlusspunkt hinter einen verkorksten Rhön-Ausflug setzte.Während SVA-Coach Jochen Seitz nachher der Defensive das Prädikat „nicht regionalligareif“ verlieh, schwärmte sein Gegenüber Josef Francic vom einfachen und schnörkellosen Fußball, den seine Truppe gespielt habe. Mit dem Sieg gegen die Viktoria sei
„man endlich in der Regionalliga angekommen“. Nur am spröden Rhöner Temperament muss noch gearbeitet werden. Ein bisschen mehr Euphorie im Grabfeld bitte! Das hat schon der sämtliche stimmlichen Register ziehende Stadionsprecher verdient…
4. Spieltag Regionalliga Bayern 2019/20, am Samstag, 27. Juli 2019, um 16:00 Uhr in Aschaffenburg (Schulstadion // An der Schule, 97633 Aubstadt)
TSV Aubstadt - Viktoria Aschaffenburg 4:1 (3:1)
Aubstadt: Christian Mack - Christian Köttler, Daniel Leicht (81. Philipp Kleinhenz), Dominik Grader, Timo Pitter (81. David Bauer), Julius Benkenstein, Martin Thomann, Steffen Behr, Michael Dellinger (69. Christoph Schmidt), Ingo Feser, Ben Müller (Trainer: Josef Francic)
Aschaffenburg: Kevin Birk - Hamza Boutakhrit (69. Daniel Meßner), Luca Dähn, Simon Schmidt, Ugurtan Kizilyar (46. Silas Zehnder) - Benjamin Baier, Max Grünewald (46. Daniel Cheron) - Pasqual Verkamp, Björn Schnitzer, Philipp Beinenz - Egson Gashi (Trainer: Jochen Seitz)
Im Kader: Ricardo Döbert (TW), Hendrik Ehmann, Zaki Ech-Chad, Tom Schulz
Tore: 1:0 Ingo Feser (19.), 2:0 Martin Thomann (21.), 3:0 Michael Dellinger (38.), 3:1 Egson Gashi (45.+2, Benjamin Baier), 4:1 Martin Thomann (79.)
Besondere Vorkommnisse: Christian Mack pariert Elfmeter von Björn Schnitzer (90.+2)
Gelbe Karten: Julius Benkenstein (17.), Ben Müller (17.), Daniel Leicht (55.), Christoph Schmidt (75.) / Hamza Boutakhrit (32.), Björn Schnitzer (57.), Luca Dähn (74.), Daniel Cheron (81.)
Schiedsrichter: Andreas Dinger - Jonathan Bähr, Fabian Gratzke
Zuschauer: 700 (Schulstadion)
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