Auch ohne Regisseur Björn Schnitzer boten die Weiß-Blauen vor 682 Zuschauern dem Favoriten lange Paroli / Jochen Seitz mit Leistung und Leidenschaft zufrieden
Vor Spielbeginn der mit Spannung erwarteten Partie gegen den hochgelobten Aufsteiger SV Türkgücü München platzte die Bombe. Regisseur Björn Schnitzer fehlte in der Aufstellung, da er aus persönlichen Gründen verhindert war. Im Hinblick darauf, dass auch noch Clay Verkay wegen Rückenproblemen nicht mit dabei sein konnte, durfte man getrost von einer empfindlichen Schwächung der weiß-blauen Kreativabteilung sprechen.[caption id="attachment_21113" align="alignleft" width="600"]
In einer umkämpften Partie konnte Viktoria Aschaffenburg dem SV Türkgücü München lange Paroli bieten (© Moritz Hahn)[/caption]Ausflüchte will bei der Viktoria 2019/20 aber keiner suchen. Man kann nur darüber spekulieren, wie das Spiel letztendlich gelaufen wäre, hätte der in der 2. Spielminute mit einem feinen Pass in die Spitze in Szene gesetzte Pasqual Verkamp frei vor Türkgücü-Keeper Maximilian Engl nicht am linken Eck vorbeigeschossen. Als Motivationskiller erwies sich die verpasste „Hundertprozentige“ – man könnte auch von einer Schlüsselszene sprechen – in der Folge aber keineswegs. Gegen den zunächst eher behäbig auftretenden Aufsteiger zeigte sich die Viktoria im Zweikampfverhalten wacher und strahlte mit ihrem schnellen Umschaltspiel auch deutlich mehr Gefahr aus. Bis zur 20. Spielminute hatten die Türken das von Kevin Birk gehütete Viktoria-Tor noch kein einziges Mal in Gefahr gebracht, während auf der anderen Seite bei einem schnellen Gegenstoß der Viktoria Engl außerhalb des Strafraums per Kopf klären musste. Ein Kopfball nach einem Baier-Freistoß aus dem Halbfeld ging knapp über das Tor. Bezeichnend, dass das 0:1, das die Viktoria quasi aus heiterem Himmel traf, aus einem verwandelten Foulelfmeter resultierte. Benjamin Baier wollte einem Mitspieler am Strafraumeck in einer Zweikampfszene zu Hilfe eilen und stieg nach Meinung von Schiedsrichter Hartl zu rüde ein. Yasin Yilmaz ließ SVA-Keeper Kevin Birk vom Punkt keine Chance und sorgte für den aus Sicht der Viktoria sehr unglücklichen 0:1-Pausenstand.[caption id="attachment_21111" align="alignleft" width="600"]
Neuzugang Tom Schulz kam zu seinem Startelf-Debüt und zeigte eine gute Leistung (© Moritz Hahn)[/caption]
Nach „Grünes“ Ausgleich ließ die Viktoria die Zügel schleifen
Die Gastgeber starteten den zweiten Durchgang mit einer Drangperiode, holten Ecke um Ecke und belagerten den Viktoria-Strafraum. Doch zielten sie entweder zu ungenau oder wurden im rechten Moment noch geblockt. Als sich die Weiß-Blauen wieder etwas aus der Umklammerung befreien konnten, musste Engl zunächst einen Fernschuss von Tom Schulz parieren, ehe er in der 56. Minute hinter sich greifen musste. Nicht von ungefähr erzielte der einmal mehr kämpferisch starke Max Grünewald den zu diesem Zeitpunkt hochverdienten 1:1- Ausgleich für die Seitz-Elf, nachdem er im Strafraum von Egson Gashi freigespielt wurde.[caption id="attachment_21112" align="alignleft" width="600"]
Philipp Beinenz, Tom Schulz und Pasqual Verkamp bejubeln den Ausgleich mit dem Torschützen Max Grünewald (© Moritz Hahn)[/caption]Die Kräfteverhältnisse hielten sich danach noch eine Zeitlang die Waage, bevor die Elf von Reiner Maurer mehr und mehr das Kommando übernahm. Türkgücü spielte sich jetzt immer wieder in den Strafraum und nutzte die nun vorhandenen Lücken in der Viktoria-Defensive. Allein Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor war die Sache der Türken bis dahin nicht. Da musste schon eine Einladung in Form eines kapitalen Fehlpasses auf der linken Abwehrseite ausgesprochen werden, damit Türkgücü ausnahmsweise mal sehr reaktionsschnell das Leder über mehrere Stationen zum völlig frei stehenden Dominik Weiß durchstecken konnte, der am langen Pfosten keine Mühe hatte, zur 2:1-Führung einzulochen (78.).[caption id="attachment_21114" align="alignleft" width="600"]
Kevin Birk im Tor der Viktoria ist machtlos. Dominik Weiß erzielt das 2:1 (© Moritz Hahn)[/caption]Die schwindenden Kräfte ließen in der Folgezeit die Viktoria nicht mehr wirklich ins Spiel kommen. Zu guter Letzt traf der eingewechselte Patrick Hasenhüttl in der 87. Spielminute zum 3:1-Endstand, der einen Leistungsabstand insinuiert, der während der gesamten Spielzeit nur selten zu sehen war.
Jochen Seitz: „Den einen Fehler gnadenlos ausgenutzt“
Das spiegelt sich auch in der Nachbetrachtung von Viktoria-Coach Jochen Seitz wieder, dessen zuletzt geäußertem Wunsch, „
dass es in dem Stile weitergeht, vielleicht nicht vom Ergebnis her, aber von der Leistung“ , von Seiten des Personals entsprochen wurde:
„Ich finde, dass wir bis zum 1:2 in der 78. Minute eine tolle Leistung gebracht haben. Völlig normal, dass dann die Köpfe ein bisschen nach unten gehen. Wir haben extrem viel investiert. Nach dem 1:1 hatten wir uns den Gegner zurechtgelegt. Den einen Fehler in der Abwehr hat Türkgücü dann halt gnadenlos ausgenutzt, woran man die individuelle Klasse sieht. Was die Leistung und die Leidenschaft angeht, bin ich absolut zufrieden.“Viel Licht also trotz des schattigen Ergebnisses. Angesichts der abgelieferten guten Leistung entfällt auch die Aufgabe, das Team moralisch aufzurüsten. Zum Glück, denn das wäre in den 72 Stunden bis zum Heimspiel gegen den megastark gestarteten VfB Eichstätt nämlich gar nicht so einfach geworden…
2. Spieltag Regionalliga Bayern 2019/20, am Samstag, 20. Juli 2019, um 14:00 Uhr in Heimstetten (Sportpark Heimstetten // Am Sportpark 2, 85551 Kirchheim b. München)
Türkgücü München - Viktoria Aschaffenburg 3:1 (1:0)
München: Maximilian Engl - Benedikt Kirch (76. Stefan Wächter), Marco Holz, Kasim Rabihic (16. Furkan Kircicek), Yasin Yilmaz, Alexander Sorge, Mario Erb, Thomas Haas, Dominik Weiß, Karl-Heinz Lappe (84. Patrick Hasenhüttl), Furkan Zorba (Trainer: Rainer Maurer)
Aschaffenburg: Kevin Birk - Hamza Boutakhrit, Luca Dähn, Simon Schmidt, Ugurtan Kizilyar - Benjamin Baier (83. Daniel Cheron), Max Grünewald - Pasqual Verkamp, Tom Schulz (81. Daniel Meßner), Philipp Beinenz (71. Silas Zehnder) - Egson Gashi (Trainer: Jochen Seitz)
Im Kader: Ricardo Döbert (TW), Hendrik Ehmann, Kevin Wittke, Zaki Ech-Chad
Tore: 1:0 Yasin Yilmaz (35., Foulelfmeter), 1:1 Max Grünewald (56., Egson Gashi), 2:1 Dominik Weiß (78.), 3:1 Patrick Hasenhüttl (87.)
Gelbe Karten: Furkan Zorba (12.), Benedikt Kirsch (43.), Dominik Weiß (90.+1), Yasin Yilmaz (90.+2) / Tom Schulz (17.), Benjamin Baier (37.), Hamza Boutakhrit (48.), Philipp Beinenz (61.), Max Grünewald (67.)
Schiedsrichter: Andreas Hartl - Fabian Kilger, Patrick Url
Zuschauer: 670 (Sportpark Heimstetten)
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