Gegen dezimierte Schwaben kegelte Clay Verkaj zweimal in die Vollen – Jochen Seitz: „Mit die schlechteste Leistung, seit ich hier Trainer bin“
Mit einem 3:1-Erfolg im sechsten Heimspiel der Saison gegen den FV Illertissen punktete das Team von Jochen Seitz, wie von diesem gefordert, endlich mal wieder zu Hause. Dennoch sah der Coach nachher keinen Grund zur Euphorie und kritisierte besonders den Auftritt in der ersten Halbzeit, in der sein Team wie in den vier vorangegangenen Heimspielen mit 0:1 in Rückstand geriet. Der an diesem Tag ganz in Weiß angetretene SVA profitierte letztlich davon, dass sich die Gäste durch Undiszipliniertheiten selbst schwächten und nahezu die komplette zweite Hälfte zu neunt absolvieren mussten.Die Partie begann für das Team von Jochen Seitz alles andere als gut, denn bereits in der 2. Spielminute verletzte sich Kevin Wittke beim Versuch, in der ersten brisanten Situation des Spiels zu klären, und wurde durch Roberto Desch ersetzt. In der 16. Minute vergab Michél Harrer die Chance zur Viktoria-Führung, als er nach einem schönen Zuspiel frei vor Keeper Kevin Schmidt knapp am Tor vorbei schoss. Schlechte Gewohnheiten können sehr hartnäckig sein, bei der Viktoria sind das die individuellen Fehler. In der 19. Spielminute verlor Simon Schmidt das Leder vor dem 16er. Der Illertissener Burak Coban zog eine Flanke von halblinks auf den langen Pfosten, wo Goalgetter Florian Schröter goldrichtig stand und aus kurzer Distanz zur Gästeführung einnickte. Die Blauen, obwohl selbst nicht frei von Flüchtigkeitsfehlern, hatten nun Oberwasser und banden die Viktoria in der eigenen Hälfte. Beinahe hätte Florian Schröter in der 23. Minute nachgelegt, doch er verpasste die scharfe Hereingabe von Burak Coban knapp. Wittke-Ersatz Roberto Desch musste in der 27. Minute verletzungsbedingt auch die Segel streichen und machte für Ugurtan Kizilyar Platz. Der wollte das Schicksal seiner Vorgänger nicht teilen und fuhr in der 38. Minute nach dem Motto „Besser treten als getreten werden“ im Mittelfeld einem Gegenspieler ruppig in die Parade.[caption id="attachment_19741" align="alignleft" width="600"]
Schlüsselszene in der 38. Spielminute. Dr. Florian Kornblum schickt Volkan Celiktas nach Tätlichkeit mit roter Karte zum Duschen (© Moritz Hahn)[/caption]Volkan Celiktas hatte es genau gesehen, lief unsere „Tanne“ mit 30 Metern Anlauf im Vollsprint an, fällte sie mit einem Schlag vor die Brust und drohte Kleinholz aus ihr zu machen. Klassische Rudelbildung und Schiedsrichter Kornblum hatte alle Hände voll zu tun, um die Situation zu beruhigen. Anschließend gab`s Rot gegen Celiktas wegen Tätlichkeit, beim Foul von „Tanne“ beließ es Kornblum bei einer gelben Karte. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte hatte ein Illertissener im eigenen Strafraum offensichtlich die Hände im Spiel, doch die Pfeife des Referees blieb stumm.[caption id="attachment_19740" align="alignleft" width="600"]
Viktoria Trainer Jochen Seitz haderte trotz dem 3:1-Sieg mit der dargebotenen Leistung im Spiel gegen Illertissen (© Moritz Hahn)[/caption]
Clay Verkaj knackt den Schwaben-Jackpot
Obwohl man sich bisher wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert hatte, standen zu Beginn der zweiten Halbzeit die Aktien der Viktoria infolge des Platzverweises von Celiktas gut. Sie sollten sogar noch steigen, denn es waren gerade mal drei Minuten gespielt, als sich ein weiterer Heißsporn im blauen Trikot, jener zuvor als Vorlagengeber in Erscheinung getretene Burak Coban, zu einem Foul im Mittelfeld hinreißen ließ. Zum Verhängnis wurde ihm, dass er bereits gegen Ende der ersten Halbzeit wegen einer Schwalbe Gelb gesehen hatte. Kornblum blieb nichts anderes übrig, als Coban mit Gelb-Rot des Feldes zu verweisen. Ganz schöner Schwund bei den Schwaben, die fortan klug gestaffelt nach dem Motto „Mir gäbet nix“ der Seitz-Elf das Leben schwer machen sollten. Geiz ist nicht immer geil, allerdings hatte die Viktoria auch einige Male den schwäbischen Sparstrumpf direkt vor Augen und griff nicht zu. Michél Harrer schoss völlig blank aus zwei Metern am Tor vorbei (55.). In der 57. Minute dann die sehnlich erwartete Rückkehr von Björn Schnitzer nach langer Rekonvaleszenz. Dessen 18-Meter-Schuss aus der 65. Minute konnte FVI-Keeper Kevin Schmidt nur nach vorne abprallen lassen, doch Kollege Daniele Toch wusste dieses Geschenk aus wenigen Metern nicht zu nutzen.[caption id="attachment_19742" align="alignleft" width="600"]
Clay Verkaj, der in Pipinsried sein erstes Saisontor erzielte, entschied die Partie gegen Illertissen per Doppelpack binnen weniger Minuten (© Moritz Hahn)[/caption]„Cassius“ Clay „Ich bin der Größte“ Verkaj war es dann schließlich, der den Schwaben-Jackpot mit einem lupenreinen Doppelschlag doch noch zum Klingeln brachte. In der 70. Minute nutzte er ein kluges Zuspiel von Kapitän Simon Schmidt aus zehn Metern zum Ausgleich, mit einem Schuss ins lange Eck stellte er wenig später gar auf 2:1 (Vorarbeit Philipp Beinenz) um. Die wackeren Schwaben machten nun sogar – kurios bei acht Feldspielern – auf, um mit einem Punkt wenigstens das Benzingeld wieder reinzuholen. Stattdessen sorgte Philipp Beinenz nach einer Musterflanke von Björn Schnitzer für die endgültige Entscheidung und belohnte sich für eine engagierte Leistung. Michél Harrer hätte gelegentlich zweier Großchancen das Ergebnis in der Schlussphase noch höher schrauben können, aber wie seinerzeit „Diver“ Klinsmann haderte er an diesem Tag etwas mit der Standfestigkeit im gegnerischen Strafraum.
Elftes Gebot für Kornblum: Du sollst keinen bayerischen Amateurmeister demütigen…
In Gäste-Coach Stefan Anderl, der sich während des Spiels trotz einiger Turbulenzen vornehm zurückgehalten hatte, schien sich einiges aufgestaut zu haben. In der Pressekonferenz ließ er seinem Unmut freien Lauf. „Gedemütigt“ worden sei seine Mannschaft, wobei er sich wohlweislich nicht auf die Viktoria, sondern auf den Schiedsrichter bezog. Seine Mannschaft habe, solange sie vollzählig war, das Spiel klar dominiert.Was Letzteres angeht, wollte ihm Jochen Seitz gar nicht widersprechen:
„Wir waren heute gerade in der ersten Halbzeit nicht auf dem Platz und hatten nie einen Zugriff auf das Spiel. Die Fehlpass-Quote betrug gefühlt 80 Prozent. Unterm Strich eine der schlechtesten Leistungen, seit ich hier Trainer bin. Ich bin glücklich über den Sieg, aber vom Spiel meiner Mannschaft kann ich das heute nicht behaupten.“
Auf eines kann man sich immer einigen: Rumpelfußball ist schöner als verlieren. Wer würde da widersprechen außer Kaiser Franz und (vielleicht) Jochen Seitz?Übrigens: Nächsten Samstag (14 Uhr) gastiert die Viktoria selbstbewusst als Heimchen am Herd beim Club mit dem feministischen Doppelnamen… Schalding-Heining.
12. Spieltag, 22. September 2018, um 14:00 Uhr in Aschaffenburg (Stadion am Schönbusch // Kleine Schönbuschallee, 63741 Aschaffenburg)
Viktoria Aschaffenburg - FV Illertissen 3:1 (0:1)
Aschaffenburg: Peter Neuberger - Daniel Cheron, Luca Dähn, Simon Schmidt, Hamza Boutakhrit - Kevin Wittke (3. Roberto Desch, 27. Ugurtan Kizilyar), Max Grünewald (56. Björn Schnitzer), Philipp Beinenz, Clay Verkaj, Daniele Toch - Michél Harrer (Trainer: Jochen Seitz)
Illertissen: Kevin Schmidt - Max Zeller, Felix Schröter (51. Maurizio Scioscia), Marco Hahn, Maurice Strobel (74. Armin Rausch), Tim Buchmann, Stanislaw Herzel, Benedikt Krug, Burak Coban, Moritz Nebel (45. Manuel Strahler), Volkan Celiktas (Trainer: Stefan Anderl)
Tore: 0:1 Felix Schröter (19.), 1:1 Clay Verkaj (70., Simon Schmidt), 2:1 Clay Verkaj (72., Philipp Beinenz), 3:1 Philipp Beinenz (83., Björn Schnitzer)
Besondere Vorkommnisse: Volkan Celiktas (38., rote Karte), Burak Coban (48., gelb-rote Karte)
Gelbe Karten: Ugurtan Kizilyar (38.) / Burak Coban (45.), Stanislaw Herzel (67.), Benedikt Krug (85.)
Schiedsrichter: Dr. Florian Kornblum, Lukas Traegner
Zuschauer: 1.050 (Stadion am Schönbusch)
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