Viktoria News
Auch der hellste Stern des Südens trifft irgendwann auf ein schwarzes Loch…
31. August 2018

… das den Namen Viktoria trägt? / High Noon im Grünwalder Stadion und die Hoffnung, dass die kleinen Bayern keine achte Patrone in der Kammer haben

Im Rahmen des 9. Spieltags bekommen die mittlerweile an knifflige Aufgaben gewohnten Weiß-Blauen am kommenden Sonntag (2.9.) zu ungewohnter mittäglicher Stunde (12 Uhr) im Grünwalder Stadion mit der durch sieben vorangegangene Siege gemästeten Bayern-Reserve einen besonders fetten Braten vorgesetzt. Da stellt sich schon die Frage nach der Verdaulichkeit, aber es muss gegessen werden, was auf den Tisch kommt. Zwar darf man im südlichen Bayern üblicherweise seine Brotzeit selber mitbringen, aber das hat sich noch nicht bis in die Regionalliga herumgesprochen.[caption id="attachment_19581" align="alignleft" width="600"] Viktoria-Spielmacher Björn Schnitzer wird gegen Bayern verletzt ausfallen, dafür kann Trainer Jochen Seitz ansosntsen aus dem Vollen schöpfen (Archiv, © Moritz Hahn)[/caption]Um die Kräfteverhältnisse leicht überspitzt darzustellen: Mit zwei Siegen hintereinander schwimmt der leichte Viktoria-Kahn am Untermain schon auf einer Erfolgswelle, während beim schweren Bayern-Tanker von der Isar angesichts von sieben Dreiern in Serie gerade mal von Schifffahrtstauglichkeit gesprochen werden kann. Bei solchen Gegensätzen freut man sich über jede Gemeinsamkeit – und sei es auch nur die Namensgleichheit der Trainer, die beide mit Nachnamen Seitz heißen. Neuerdings, muss man hinzufügen, denn Holger Seitz stieg bei den Bayern erst zu Beginn dieser Saison vom Juniorentrainer zum Coach der „Amateure“ auf und sieht sich, wie alle seine Vorgänger, auf Anhieb mit dem Saisonziel Meisterschaft konfrontiert. Aber hat es bei den Münchner Bayern je etwas anderes gegeben?[caption id="attachment_19578" align="alignleft" width="600"] Daniele Toch war beim 1:1-Unentschieden am 15. April 2016 in München dabei. Das Tor für de Viktoria erzielte Ugur Albayrak. (Archiv, © Moritz Hahn)[/caption]Die unbestechliche Statistik macht freilich auch nicht vor dem Stern des Südens Halt und weist aus, dass die kleinen Bayern in absolvierten sechs Regionalliga-Bayern-Spielzeiten nur ein einziges Mal zum Saisonschluss ganz oben standen: In der Saison 2013/14 wurde man Meister, scheiterte dann aber in der Relegation zur 3. Liga an Fortuna Köln. Coach im Meisterjahr war der Niederländer Erik ten Hag. Außerdem waren drei Vizetitel zu verzeichnen, 2012/13 unter Mehmet Scholl (Meister 1860 II), 2014/15 unter ten Hag (Meister und Aufsteiger Kickers Würzburg) sowie zuletzt in der Vorsaison 2017/18 unter Coach Tim Walter (Meister und Aufsteiger TSV 1860 München). Unter Coach Heiko Vogel und zuletzt interimsmäßig Danny Schwarz reichte es in den Spielzeiten 2015/16 und 2016/17 sogar „nur“ zu den Platzierungen 6 bzw. 3. Zu Regionalliga-Trainerlegenden wie etwa ein Toni Bobenstetter vom TSV Buchbach können die Bayern-Übungsleiter jedenfalls nicht werden, dafür liefert ihre durchschnittliche Verweildauer auf der Trainerbank einfach nicht den nötigen Stoff.

Bayern mit durchaus begründeten Titelambitionen

In dieser Saison stehen die Aktien der kleinen Bayern für das Projekt Meisterschaft und eventuell Aufstieg so gut wie lange nicht mehr. Die dominanten Absteiger aus der dritten Liga sind zwischenzeitlich wieder dorthin zurückgekehrt, wo sie auch hingehören: in den Profibereich. Es bleiben einige Konkurrenten, die als Meisterschaftsaspiranten gehandelt werden, wie Schweinfurt, Burghausen und die Reserve der Cluberer. Gemessen an allerhöchsten Ansprüchen präsentieren sich diese bisher allerdings zu unbeständig. Anders das Team von Holger Seitz, das die volle Punktzahl aus den absolvierten sieben Partien einfahren konnte und – nicht minder beeindruckend – im bisherigen Rundenverlauf gerade einmal drei Gegentreffer kassierte. Im direkten Zusammenhang steht die im ligaweiten Vergleich überragende Tordifferenz von +15.

Viktoria längst nicht mehr wie das Kaninchen vor der Schlange

Freilich stellt ein guter Saisonstart der Rot-Weißen nicht die Ausnahme, sondern die Regel dar. In die Meistersaison 2013/14 startete man sogar mit neun Siegen. Krönender Schlusspunkt der Serie damals: ein klotziger 6:0-Heimsieg über die Viktoria, bei dem die Viktoria wie auch schon in der Premierensaison 2012/13 (0:5 am Schönbusch, 0:4 in München) reichlich Lehrgeld bezahlen musste. 0:9 Punkte und 0:15 Tore nach drei Spielen – das war der Ehrfurchtsbezeugungen dann doch ein wenig zu viel. Doch schon im Rückspiel der Saison 2013/14 forderte man mit einem 2:2-Remis am Schönbusch erstmals seinen Tribut ein. Nachdem man zur Saison 2015/16 in die Regionalliga zurückgekommen war, ließ man einer 0:2-Niederlage am Schönbusch im bis dato letzten Aufeinandertreffen ein beachtliches 1:1 im Stadion an der Grünwalder Stadion folgen.Ein Sieg gegen den Giganten von der Isar war den Weiß-Blauen bisher nicht vergönnt. Unmöglich ist das nicht, denn auch Underdogs haben in der Vergangenheit schon im Grünwalder Stadion triumphieren können. Jüngstes Beispiel aus der Vorsaison ist der 1:0-Coup des FC Pipinsried.

Jochen Seitz: Herkulesaufgabe gegen „spielerisch stärkstes Team der Liga“

[caption id="attachment_18099" align="alignright" width="300"] Viktoria-Trainer Jochen Seitz sieht seine Mannschaft gerüstet für das Duell beim FC Bayern München II (Archiv, © Moritz Hahn)[/caption]Coach Jochen Seitz zeigt sich auf Nachfrage von den bisher gezeigten Leistungen seines Teams, die sich aktuell in einem neunten Tabellenplatz niederschlagen, sehr angetan: „Die Art und Weise, wie wir uns in der Regionalliga präsentieren, ist absolut in Ordnung. Man sieht, dass wir mithalten können, aber wir müssen dazu immer 100 Prozent abrufen. Im Gegensatz zur Bayernliga werden in der Regionalliga kleine Fehler sofort bestraft. Die Liga ist sehr ausgeglichen, es waren für uns bisher immer sehr enge Spiele, die einen mit glücklichem, die anderen mit unglücklichem Ausgang.“Wenn man Jochen Seitz allerdings fragt, ob die beschriebene Ausgeglichenheit auch beim kommenden Gegner Anwendung finden kann, erntet man ein amüsiertes Lachen: „Die Bayern haben nicht von ungefähr aus sieben Spielen 21 Punkte geholt. Ich habe sie mir angesehen und bin der Meinung, dass sie mit Sicherheit das spielerisch stärkste Team der Liga stellen. Die Jungs sind extrem gut ausgebildet und spielen bei eigenem Ballverlust ein sehr aggressives Gegenpressing, womit sie dem Gegner keine Erholungsphase gönnen. Das machen sie sehr gut. Also, das wird ohne Zweifel eine Herkulesaufgabe für uns, aber ich hoffe trotzdem, dass wir uns dort gut präsentieren und vielleicht sogar für eine Überraschung sorgen.“

Kein Sonntagsausflug: Viktoria ist dienstlich unterwegs

Die jungen Nachwuchsstars des aktuellen Bayern-Kaders (Durchschnittsalter 20,15 Jahre) hat Jochen Seitz anlässlich seiner Trainerpremiere gegen die Rot-Weißen genau unter die Lupe genommen und wichtige Kenntnisse bezüglich ihrer Stärken und Schwächen erlangt. Wie jedes Jahr handelt es sich um Spieler, für die die Regionalliga fast ausnahmslos eine Zwischenstation auf dem Weg hin zu höheren Fußballweihen ist: „Natürlich trainiert der eine oder andere Spieler schon im Profikader mit, auch beim Abschiedsspiel von Bastian Schweinsteiger kamen einige zum Einsatz. Man sieht schon ihre Qualität und muss kein Prophet sein, um zu prognostizieren, dass sie nicht lange in der Bayern-Reserve spielen werden, sondern in naher Zukunft – ob nun vor Ort oder anderswo – eine Profikarriere starten.“Es wäre weit verfehlt, die Fahrt nach München als Ausflug anzusehen, nur weil man sich zuletzt mit zwei wichtigen Siegen gegen Gegner auf Augenhöhe in der Tabelle Luft verschafft habe, warnt Jochen Seitz davor, angesichts der außer Diskussion stehenden Übermächtigkeit des Gegners die Zügel schleifen zu lassen. Stattdessen propagiert er einen Optimismus der Tat: „Klar ist gegen ein solches Kaliber die Erwartungshaltung etwas gedämpft, schließlich sind wir krasser Außenseiter. Es gibt keinen größeren Unterschied in der Regionalliga als den zwischen Bayern und der Viktoria. Wir fahren mit Respekt, aber ohne Angst nach München. Wir wissen, dass wir unsere Qualitäten haben und wollen diese auch zur Geltung bringen. Wie wir spielen lassen, um den Gegner eventuell knacken zu können, dazu haben wir auch schon ein, zwei Ideen.“Hinsichtlich zwei Personalien kann der Trainer grünes Licht geben: „Lucas Oppermann ist ins Training eingestiegen und kann in den nächsten Spielen durchaus zu einer Alternative werden. Auch Ugurtan Kizilyar – gegen Eichstätt zwar im Kader, aber noch nicht hundertprozentig fit – steht wieder voll im Mannschaftstraining und kann auch eingesetzt werden.“ zurück

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