Der Viktoria-Vorstand stellt einen Notfallplan zur Abfederung der durch die Corona-Pandemie verursachten finanziellen Verluste vor
Ganz sicher steht die Viktoria mit ihren aktuellen Sorgen aufgrund des darnieder liegenden Spielbetriebs nicht alleine da. Das freilich kann nur ein schwacher Trost sein, denn tragen muss die wirtschaftlichen Konsequenzen letztendlich jeder für sich. Gerade jetzt gilt es daher, erfinderisch zu sein und sozusagen ein eigenes „Robert-Koch-Institut“ einzurichten mit dem Ziel, ein spezifisches Reglement zur wirtschaftlichen Gesunderhaltung zu erarbeiten. Finanzvorstand Manfred Fleckenstein erläutert uns das Modell im Gespräch: auf drei Säulen will die Viktoria dem Virus trotzen und so – wie Sportvorstand Benedikt Hotz und Jugendvorstand Sven Schmid-Tudl betonen – dem Virus zeigen, dass der der weiß-blaue Spirit stärker ist und es die Viktoria ganz sicher auch nach der Pandemie noch geben wird...
Höherer Gewalt muss man sich beugen, heißt es. Das ist vermutlich auch die Haltung der Vorstandschaft zur aktuellen Corona-Pandemie?Manfred Fleckenstein:
„Die Corona-Krise zeigt der Gesellschaft, was wirklich wichtig ist. Der Fußball gehört aktuell nicht dazu und muss – wie viele andere Lebensbereiche – zu Gunsten des Gemeinwohls hinten anstehen. Das ist für uns als Verantwortliche des führenden Fußballvereins unserer Region genauso hart wie selbstverständlich und das ist gleichzeitig der Rahmen für unsere Aktivitäten und Entscheidungen.“In vielen Angelegenheiten sind Euch aktuell die Hände gebunden. Worin besteht derzeit Eure Hauptaufgabe?Manfred Fleckenstein:
„Wir stehen zu unserer Verantwortung, die Viktoria über diese auch im Fußball so nie dagewesene Krise zu bringen. Wir wollen sportlich und finanziell handlungsfähig bleiben und startklar sein, sobald es wieder losgeht. Klar ist, es wird ein „Danach“ geben und dann wird der Sport und auch der Fußball wieder ein wichtiger Teil des Lebens vieler Menschen werden. Darauf wollen wir vorbereitet sein, für unsere Trainer und Spieler, für unsere Mitglieder und Fans und für die Region.“Wann, wenn überhaupt, ist denn mit einer Fortsetzung der Runde zu rechnen?Benedikt Hotz:
„Nach den Entscheidungen der Politik vom 15. April. müssen wir davon ausgehen, dass der Trainings- und Spielbetrieb noch bis zum 31 August ausgesetzt ist und frühestens ab dem 01.09. dann fortgesetzt bzw. die aktuelle Saison zu Ende gespielt werden kann. Wir stehen diesbezüglich immer in engem Austausch mit dem Bayerischen Fußball Verband und den anderen Regionalliga-Vereinen.“Was bedeutet die derzeitige missliche Situation in finanzieller Hinsicht für den Verein?Manfred Fleckenstein:
„Bis auf Weiteres werden keine Einnahmen aus Spielen fließen. Gleichwohl ist es sehr ermutigend, dass unsere Partner uns ihrer Loyalität versichern und laufende Rechnungen trotz unterbrochener Leistung weiter zahlen. Unter der Bedingung, dass das weiterhin der Fall ist, addiert sich der Ertragsausfall bis zum 30.06.2020 auf ca. 70.000 Euro. Diese Lücke müssen wir also bis Juni mindestens schließen. Danach bis Ende August können aus heutiger Sicht noch weitere Einnahmeausfälle von ca. 30.000 Euro hinzukommen.“„Wahnsinnig große Hilfsbereitschaft spürbar“
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Sportvorstand Benedikt Hotz muss die Kaderplanung vorantreiben (© Viktoria Aschaffenburg)[/caption]
Wie wollt Ihr da konkret gegensteuern?Manfred Fleckenstein:
„Der Vorstand hat seit Mitte März ein kurzfristig aufgestelltes Notfallprogramm aktiviert, das im Wesentlichen aus drei Säulen besteht:Säule 1 – Entgangene Einnahmen kompensieren: Unsere Mitte März ins Leben gerufene Geisterspielaktion hat bislang einen Erlös von rund 7.000 Euro gebracht. Über das neue Förderportal, das erst vergangene Woche geöffnet wurde, sind innerhalb einer Woche Spenden von knapp 3.000 Euro eingegangen. Für diese wertvollen Beiträge bedanken wir uns sehr herzlich. Beide Angebote werden weiter offen bleiben. Weitere Schritte sind in Planung, u.a. in unserem Fanshop, aber auch im Bereich virtuelle Events außerhalb des Fußballs.Säule 2 – Kosten der laufenden Saison senken: Unsere Aktiven einschließlich des Trainerteams sind mit gutem Beispiel vorangegangen. Alle Akteure haben bereits im März auf 10 % ihres Gehalts verzichtet und haben zunächst für April und Mai eine Reduzierung auf Kurzarbeiterniveau akzeptiert.“Benedikt Hotz:
„Auch das ist alles andere als selbstverständlich und zeigt, dass die Viktoria-Familie in der Krise zusammensteht. Es macht uns stolz, dass unsere Spieler ihren auf dem Rasen gerade in dieser erfolgreichen Saison gezeigten Charakter auch in Krisenzeiten beweisen.“[caption id="attachment_23277" align="alignright" width="300"]
Jugendvorstand Sven Schmidt-Tudl setzt auf die Spendenbereitschaft der Viktorianer (© Viktoria Aschaffenburg)[/caption]Sven Schmid-Tudl:
„Das NLZ als integraler Bestandteil des Vereins trägt alle Maßnahmen vollumfänglich mit, was daran zu ersehen ist, dass auch die Jugendtrainer ihren Beitrag zur Kostensenkung leisten. Dass andererseits unser Spendenaufruf auf fruchtbaren Boden gefallen ist, werte ich als Zeichen dafür, dass unsere Jugendarbeit in der Öffentlichkeit hoch angesehen ist.“Manfred Fleckenstein:
„Natürlich schauen wir uns auch alle anderen Kostenpositionen an und verhandeln, wo immer es geht, Stundungen und Ratenzahlungen mit öffentlichen Stellen, Lieferanten und Dienstleistern. Auch hier ist eine wahnsinnig große Hilfsbereitschaft spürbar. Ziel all dieser Maßnahmen ist es, die Liquidität zu erhalten und die Verpflichtungen bis zum Saisonende zu bezahlen.Säule 3 – Neue Saison im Rahmen der Möglichkeiten planen: Auch unsere loyalen Partner und Sponsoren bleiben nicht von den Folgen von der Corona-Pandemie verschont. In von gegenseitiger Wertschätzung und Offenheit geprägten Gesprächen wollen wir bis Mitte Mai Klarheit darüber erlangen, welche Partner-Verträge unverändert oder vielleicht sogar erhöht weiterlaufen können und welche Vereinbarungen gegebenenfalls nach unten angepasst werden müssen. Die Suche nach neuen Sponsoren soll dabei nicht zu kurz kommen, wir hoffen, wenn alles klappt, in Kürze neue Partner präsentieren zu können.“Benedikt Hotz:
„Ungeachtet aller Ungewissheit treiben wir die Kaderplanung im Rahmen der Möglichkeiten und vorliegenden Erkenntnissen vorsichtig, aber konsequent weiter voran.“Vielleicht abschließend ein kurzes Wort: welche positiven Lehren zieht Ihr aus der aktuellen Situation?Sven Schmidt-Tudl:
„Wir sind beeindruckt und berührt vom Zusammenhalt und der Hilfsbereitschaft. Stellvertretend für mehr als 200 Juniorenspieler aus zehn Teams, die lieber heute als morgen in jugendlichem Ungestüm die Fußballplätze wieder stürmen würden, möchte ich allen Gönnern und Förderern meinen herzlichsten Dank aussprechen.“Benedikt Hotz:
„Unsere Krisenfestigkeit beschränkt sich nicht nur auf sportliche Belange, das macht Mut für die Zukunft.“Manfred Fleckenstein:
„Auch wenn es derzeit noch keine klare Perspektive gibt: klar ist, unsere Viktoria wird diese Krise überstehen.“
Stand: 18. April 2020 // Moritz Hahn & Wolfgang Fleischer
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