Wiedererstarkte Viktoria will auch aus Memmingen nicht mit leeren Händen zurückkommen / Auch im Allgäu durfte zuletzt gejubelt werden
17 Punkte hat die Viktoria nach dem jüngsten 2:0-Heimsieg gegen den VfR Garching mittlerweile auf dem Konto. Keine schlechte Bilanz nach 12 absolvierten Spieltagen, aber angesichts von vier Punkten Vorsprung auf die Abstiegszone beileibe kein Ruhekissen. „Jedes Spiel ist wichtig in dieser interessanten, unberechenbaren Liga“, kommentiert Jochen Seitz vor dem Auswärtsspiel beim Liga-Urgestein FC Memmingen (Freitag, 19.30 Uhr) die unverändert drangvolle Enge im Tabellenmittelfeld der Regionalliga Bayern, das bis zu Nürnberg II auf Platz 4 mit 19 Punkten reicht.Das Team aus dem Allgäu wird seit Saisonbeginn vom Ex-Profi Uwe Wegmann trainiert, der den als sportlicher Leiter zum Südwest-Regionalligisten SSV Ulm 1846 gewechselten Stephan Baierl ablöste. Wegmann absolvierte in seiner aktiven Karriere 356 Erst- und Zweitligapartien für RW Essen, den VfL Bochum und den 1. FC Kaiserslautern. Trainer-Erfahrung sammelte er beim USV Eschen-Mauren (Liechtenstein) und beim Schweizer Traditionsclub SC Brühl St. Gallen (2008 bis 2018). Der aus dem Allgäu stammende Wegmann sagte anlässlich seiner Vorstellung:
„Es ist eine sportlich reizvolle Aufgabe. Die Gespräche waren sehr positiv. Der FC Memmingen ist in der Regionalliga etabliert und für seine solide, seriöse Arbeit bekannt.“[caption id="attachment_20264" align="alignleft" width="600"]
Viktoria Aschaffenburg trifft am Freitagabend auf den FC Memmingen (Archiv, © Moritz Hahn)[/caption]Als etabliert kann man die Schwaben mit Fug und Recht bezeichnen, schließlich zählen sie zusammen mit dem TSV Buchbach und dem FV Illertissen zu jenen drei Amateurteams, die seit der Liga-Gründung zur Saison 2012/13 ununterbrochen in der Regionalliga Bayern spielen. Nur einmal, in der Spielzeit 2017/18, benötigte der FCM die Relegation, um die Klasse zu halten. In dieser Spielzeit hatte Stephan Anderl das Team in der Winterpause in fast auswegloser Situation übernommen und es noch zum Klassenerhalt geführt. In der Vorsaison spielten die Allgäuer dann eine völlig sorgenfreie Saison und fuhren mit dem sechsten Rang ihre zweitbeste Regionalliga-Bayern-Platzierung ein (in 2016/17 wurde man Fünfter). Auf dem Internet-Portal FuPa wurde Anderl daraufhin zum „Trainer des Jahres“ in der Regionalliga Bayern gewählt.
Rohrkrepierer für den „Alpenbomber“ zum Saisonstart
Durchaus eine Hypothek für seinen Nachfolger im Traineramt, Uwe Wegmann. Der „Alpenbomber“, wie er zu aktiven Zeiten wegen seiner Treffsicherheit genannt wurde, musste anfangs miterleben, wie seine Mannen eine Pleite nach der anderen einsteckten und nach vier Spieltagen als einziges noch punktloses Team das Tabellenende zierten. Dann ging es jedoch peu à peu aufwärts. Der 1:0-Heimsieg gegen Eichstätt brachte am fünften Spieltag die ersten Punkte, aus den folgenden sieben Partien konnten weitere elf Zähler geholt werden, womit man sich auf Tabellenplatz 12 verbessern konnte. Von den letzten acht Partien gingen nur die gegen die Spitzenteams Greuther Fürth (0:1) und Schweinfurt 05 (0:2) verloren. Zuletzt haben die Schützlinge von Uwe Wegmann dreimal in Folge gewonnen: Mit dem SV Heimstetten (2:1) und dem SV Schalding-Heining (3:0) distanzierten sie in der Liga zwei Konkurrenten im Abstiegskampf, im Pokal zogen die Rot-Weißen mit einem 3:1 gegen den FV Illertissen ins Viertelfinale des Wettbewerbs ein, wo sie am 3. Oktober wiederum auf Schalding-Heining treffen.Ein Lieblingsgegner der Viktoria waren die Schwaben nie, dafür erwiesen sie sich in der Vergangenheit schlichtweg als zu geizig. Von den bisher acht Duellen konnten die Weiß-Blauen nur eines für sich entscheiden: Am 17. September 2013 verließ man die Memminger Arena als 3:1-Sieger. Außerdem stehen vier Niederlagen und drei Unentschieden in der Bilanz. In der Vorsaison zogen die Weiß-Blauen am Schönbusch mit 0:1 den Kürzeren, aus Memmingen konnte man seinerzeit einen Punkt entführen (2:2). Nach dem Ausfall des Stürmers Fatjon Celani (Schulterverletzung) hat man noch einmal reagiert und mit dem 19-jährigen Sturmtalent Can Karatas von den Bayern Amateuren einen Last-minute-Transfer getätigt. Caratas spielte erstmals vor drei Wochen in Schweinfurt und hat am vergangenen Wochenende gegen Schalding seinen ersten Saisontreffer erzielt.
Jochen Seitz: Die Mannschaft soll sich für ihren Aufwand belohnen
Wenn ein Team den eigenen Coach staunen macht, dann hat es wohl viel richtig gemacht. Die Rede ist von der Viktoria und ihrem Coach Jochen Seitz, der kommentiert:
„Zwei Siege und das auch noch zu Null, das kommt bei uns nicht ganz so häufig vor. Was uns momentan so stark macht, ist, dass wirklich alle in der Defensive mitarbeiten. Wir sind auf dem richtigen Weg und wollen daran anknüpfen.“ Ganz „ordentlich“ gemacht habe es gegen Garching auch die Offensive, die an diesem Tag mit zwei Lattenschüssen und einem auf der Linie geklärten Ball freilich viel Pechhatte.Am Freitag begeben sich die Weiß-Blauen auf die dritte lange Auswärtsfahrt im September. Die nötige Motivation liefern derzeit die Erfolge, wenngleich es, wie Jochen Seitz betont, zur Not auch ohne gehen muss:
„Vor dem Rosenheim-Spiel hatten wir ja dreimal in Folge nicht gewonnen und haben das dennoch erfolgreich gestaltet. Aber ganz klar: Die Spieler müssen natürlich einen enormen Aufwand betreiben. Deshalb sage ich ihnen auch immer: Seht zu, dass ihr euch in den 90 Minuten für den Aufwand belohnt. Tut was für die Stimmung, die lange Rückfahrt ist schöner und lustiger mit drei Punkten im Gepäck.“Jochen Seitz kennt das Pflaster „Memminger Arena“ schon aus der Vorsaison, in der die Viktoria dort ein 2:2-Remis holte. Ungeachtet ihrer durchgehenden Regionalliga-Historie sieht er die Allgäuer auf einem Level mit der Viktoria:
„Ich glaube, dass wir auch in Memmingen ein Spiel auf Augenhöhe sehen werden. Wir sind in der Tabelle nahe beieinander und das wird sich auch auf dem Spielfeld widerspiegeln. Kleinigkeiten werden entscheiden, aber angesichts unseres aktuellen guten Laufs rechne ich mir dort schon was aus.“„Gesunde Konkurrenz“ im Team
Als eine junge, spielstarke Mannschaft mit einer robusten Defensive beschreibt Jochen Seitz die Allgäuer, die nicht umsonst vor Rundenbeginn von einigen Trainern als Geheimfavorit gehandelt wurden. Der mit dem Saisonziel Mittelfeldplatz gestartete FC wurde allerdings zunächst einmal durch einen Fehlstart ausgebremst.
„Die Qualität beim FCM ist zweifellos vorhanden, in den letzten Spielen zeichnete sich bei Memmingen ein Aufwärtstrend ab. Aber wir haben das Potenzial, ihnen richtig weh zu tun und das haben wir natürlich auch vor“, gibt sich Jochen Seitz kämpferisch.Ein „Luxusproblem“ hat der Viktoria-Coach bezüglich der Aufstellung, die derzeit kaum von Ausfällen beeinträchtigt wird. Denn sich daraus ergebenden verschärften Wettbewerb müssen die Spieler annehmen, so Jochen Seitz: „
Wir haben eine sehr charakterstarke Truppe. Aber ich hab den Jungs auch gesagt, dass die Kaderzusammenstellung sehr stark von den Trainingsleistungen abhängt. Das liegt in der Eigenverantwortlichkeit eines jeden. Jeder Spieler muss sich reinknien. Natürlich gibt es auch Härtefälle, Entscheidungen, die einem als Trainer schwerfallen.“Fraglich ist noch der Einsatz von Egson Gashi, der im Heimspiel gegen Garching umgeknickt ist. Definitiv ausfallen wird am Freitag studienbedingt Luca Dähn.
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